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Das verstummen der Kraehe

Das verstummen der Kraehe

Titel: Das verstummen der Kraehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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zwischen Tilman Velte und Konstantin Lischka entstanden.«
    »Wenn Sie damit andeuten wollen, Konstantin könnte Tilman erpresst haben, kann ich nur sagen: Blödsinn! Was an der PID hätte Tilman erpressbar machen sollen?« Ganz offensichtlich erwartete sie keine Antwort darauf.
    »Konstantin Lischka hätte Sie erpressen können, Frau Doktor Angermeier«, sagte ich ruhig und achtete genau auf ihre Reaktion. »Welche Einstellung hatte er zur Präimplantationsdiagnostik?«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis«, antwortete sie in einem Ton, als sei die Meinung des toten Freundes für sie völlig belanglos.
    Ich betrachtete sie mit einer gewissen Faszination. Sie konnte sich für eine Sache bedingungslos engagieren und gleichzeitig sehr gekonnt lügen. Hätte ich es durch Nadja Lischkas Erzählungen nicht besser gewusst, hätte ich ihr geglaubt. »Ist es nicht viel eher so, dass er eine ablehnende Haltung hatte?«
    »Da wissen Sie mehr als ich«, sagte sie betont beiläufig.
    »Von seiner Frau habe ich erfahren, dass Ihre Vorstellungen von Fortpflanzungsmedizin …«
    »Ach, hören Sie doch auf damit«, schnitt sie mir das Wort ab und wurde laut. »Das ist alles längst Schnee von gestern. Wen interessiert das heute …?«
    »Mich interessiert das, Frau Doktor Angermeier. Und deshalb möchte ich aus Ihrem Mund hören, was am Abend von Fritz Lenhardts vierzigstem Geburtstags zwischen Ihnen und Konstantin Lischka gesprochen wurde.«
    »Für wen halten Sie sich eigentlich, Frau Mahlo? Nur weil Sie darüber entscheiden dürfen, was mit Theresas Erbe geschieht, müssen Sie sich hier nicht so aufspielen!«
    »Ist Ihnen meine Frage unangenehm? Wenn Sie Zeit brauchen, um darüber nachzudenken, können wir auch gerne ein anderes Mal wiederkommen.«
    Henrike und ich lehnten uns zurück und warteten ab, was geschah.
    Einen Moment lang sah es so aus, als huschten Schatten über ihr Gesicht. Sie kniff die Augen zusammen und machte aus ihrer Verachtung für uns keinen Hehl. Schließlich rang sie sich zu einer Antwort durch. »Konstantin war einer von den Hardlinern, was Fortpflanzungsmedizin betrifft. Aber eine harte Linie zu verfolgen ist einfach, wenn man nicht betroffen ist und sich auch keine weiteren Gedanken darüber machen muss, was es bedeuten würde, betroffen zu sein.« In Erinnerung an ihn schnaubte sie Luft durch die Nase. »Es hat mich regelmäßig auf die Palme gebracht, wenn er mit diesen überheblichen Sätzen kam: Wer keine oder nur kranke Kinder bekommen könne, müsse sich eben damit abfinden. Es sei nicht an uns, dem Schicksal ins Handwerk zu pfuschen. Ich habe ihm regelmäßig entgegengehalten, dass jeder Arzt Tag für Tag dem Schicksal ins Handwerk pfuscht, indem er Krankheiten behandelt, bei Herzinfarkten und Schlaganfällen interveniert und und und. Aber er hat nichts davon gelten lassen.«
    »Stimmt es, dass er Sie in Verdacht hatte, den Veltes geholfen zu haben?«
    »Diesen Floh hat ihm Nadja ins Ohr gesetzt.«
    »Und er plante, das Thema in einem Artikel aufzugreifen. Das hat er Ihnen am Abend vor seinem gewaltsamen Tod erzählt. Oder sollte ich besser sagen, er hat Ihnen damit gedroht?«
    »Und? Das war reines Kettenrasseln, das hat er gerne gemacht. Aber er hätte nichts beweisen können.«
    »Wusste Fritz Lenhardt von diesem Verdacht?«, fragte Henrike.
    »Spielt das irgendeine Rolle?«, hielt Beate Angermeier dagegen.
    »Kommt auf die Vertragsgestaltung unter den Partnern an. Ich könnte mir vorstellen, dass bestimmte Verstöße gegen die Institutsprinzipien zu einer fristlosen Kündigung hätten führen können. Und zu Zeiten, als Präimplantationsdiagnostik noch verboten war …«
    »Ihre Logik hinkt«, fiel sie Henrike ins Wort. »In dem Fall hätte ich doch wohl eher Fritz und nicht Konstantin umgebracht.«
    »Es besteht immerhin die Möglichkeit, dass jemand die Beweise im Fall Lischka so fingiert hat, dass sie zwingend auf Fritz Lenhardt deuteten. Damit wären beide Männer aus dem Weg gewesen. So, wie es schließlich auch gekommen ist.«
    Die Ärztin sah Henrike sprachlos an. »Trauen Sie mir das nur deshalb zu, weil Sie meinen, ich würde mich mit der PID als Herrin über Leben und Tod aufspielen?«
    »Formulieren wir es einmal andersherum. Nur weil Sie sich für das Leben starkmachen, müssen Sie noch lange kein Engel sein.«

18
Auf dem Rückweg hatten Henrike und ich kaum geredet. Während sie sich auf den Verkehr konzentrierte und mehr als einmal andere Autofahrer beschimpfte, hatte ich das

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