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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Heimatort. Torremolinos.« »Aha, Sie sind aus Torremolinos.« »Kennen Sie Torre?«
    »Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der noch nichts von Torremolinos gehört hat. Aber ich bin noch nie da gewesen. Ich hab die Stadt nur aus der Ferne gesehen.«
    »Das ist die beste Art, sie zu erleben«, sagte Alicia. »Leider finden das nicht alle Leute.«
    »Ist sie so schlimm?«
    »Sie ist schlimmer. Vielleicht nicht gerade da, wo ich wohne, aber sonst... Die Engländer nennen es Terrible Torrie, und das ist ein guter Name, aber sie sind selber schuld an all dem Schrecklichen.«
    »Ach ja, das ist ja ein Lieblingsplatz der Engländer.«
    »Vom kahlköpfigen und tätowierten Teil der Bevölkerung, ja. Sie werden vom Flugplatz Guardia Civil abgeholt und unter schwerer Bewachung in Panzerwagen direkt zu ihren Hotels gebracht.«
    Winter lachte und verschluckte sich am Wein. Alicia lächelte. »Und das ist erst der Anfang vom Urlaub«, sagte sie. »Und mittendrin leben Sie?«
    »Wie gesagt, wo ich wohne, ist es ein bisschen besser, oberhalb von einem alten Fischerdorf, La Carihuela, etwas außerhalb der Stadt. Von dort kann man über die Strandpromenade bis Torre gehen. Wenn man sich traut.«
    »Aber Sie arbeiten hier.«
    »Das Polizeirevier hier ist angenehmer«, sagte sie und nahm einen Schluck Wein. »Und... die Klienten«, fügte sie hinzu und sah Winter wieder lächelnd an.
    »Ich bin aber auch fast kahl rasiert«, sagte er.
    »Vor Ihnen steht aber kein Dreiliterglas Bier und eine Portion fish and chips«, sagte Alicia.
    »Und was ist das?«, fragte Winter und nickte zu den beiden gefüllten Schüsseln, die der Kellner auf den Tisch zwischen sie gestellt hatte.
    »Fish and chips«, sagte Alicia lachend. »Aber es kommt noch mehr.«
    Morelius stierte auf seine frittierten Krabben, die schienen an der Folienform festgewachsen zu sein, und er stand auf und warf sie in den Abfalleimer. Im Fernsehen laberten sie über den Milleniumwechsel. Vor einem Jahr hatte noch kein Mensch das Wort gehört. Es heißt Jahrtausend, dachte Morelius.
    Wenn man sich bei seinem Job so viel zu Herzen nimmt, dass man mit einem Pastor reden muss, dann ist man nicht der Richtige für den Job. Man muss eine Mentalität haben, die das aushält. Ein Chirurg in einer Krebsklinik kann ja auch keine Gesprächstherapie für sich verlangen, wenn er jemanden operiert und vielleicht mit dem Patienten gesprochen hat.
    Und dann kommt der Burnout, dachte Morelius.
    »Woran denkst du?«, fragte Bartram.
    »Was meinst du?«
    »Du hast so verflixt konzentriert ausgesehen.«
    »Ich hab an den Harley's-Club in der Altstadt gedacht, der bald sein Weihnachtsfest feiert«, antwortete Morelius.
    »Ja, es lohnt sich, daran zu denken.«
    »Mir bleibt es in diesem Jahr erspart.«
    »Woher weißt du das Datum?«
    »Ich hab nachgesehen.«
    »Darum kümmert sich die Schutzpolizei. Die schließen eine Bewachungskette mit fünf Einsatzkommandos um alles.«
    Einige werden mit dem Außendienst fertig, andere nicht, dachte Morelius. Ich werd damit fertig. Werd ich doch, oder? Ich bin nachts da draußen gewesen.
    »Das Mädchen, das beim Rockkonzert im Park-Hotel war, ist gestern gestorben. Wusstest du das?«
    »Wie? Nein. Ich wusste nur, dass es ihr schlecht ging.«
    »Ihr Freund ist auch bald dran.«
    »Ja.«
    »Glaubst du, sie hat es von sich aus genommen?« »Das GHB? Ich glaub gar nichts.« »Sie war nicht der Typ.« »Keiner von ihnen ist das.« »Sie war hübsch.«
    »Möchten Sie noch einen Nachtisch?« Sie sah ihn mit ihren schönen Augen an.
    »Ja, vielleicht.« Er guckte auf die Armbanduhr. Sie saßen noch keine Stunde hier, aber er hatte das Gefühl, als sei es schon viel länger. »Irgendeine Kleinigkeit und eine schnelle Tasse Kaffee.«
    »Ein Stückchen tocino al cielo ?«
    »Was ist das?«
    »Eine Art Creme brulee.«
    »Toc...?«
    »Tocino al cielo.«
    »Klingt hübsch. Okay, dann nehm ich das.«
    »Übersetzt klingt es vielleicht nicht so hübsch. Es heißt Speck des Himmels.«
    »Interessant.« »Ja, nicht?«
    Draußen auf der Calle Tetuän verabschiedeten sie sich.
    »Vielleicht sehen wir uns mal wieder«, sagte Alicia. »Sie wissen ja, wo ich bin... Falls Sie wieder Hunger bekommen und Tipps brauchen.« Sie sah ihn an. »Oder falls Ihnen wieder was passiert.« Sie holte eine Visitenkarte hervor und reichte sie ihm.
    Winter nahm die Karte und schob sie in seine Brusttasche.
    »Soll ich Sie ein Stück Richtung Osten mitnehmen? Das Auto steht unten bei der

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