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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Sonne der Fruchtbarkeit währt. Und sollten Bewohner eines anderen Steinhausens sich jenen Stellen nahen, weil sie brauchbaren Erdboden für ihre Saat suchen, wird's Tote geben, bis ein Steinhausen sich die Stätte für seine Ernte gesichert hat. Und bei alldem werden die Menschen singen! Die Sonne der Fruchtbarkeit bedeutet Leben! Sie verhilft uns zu Fasern für Seile, Garn und Tuch, zu Holz für Werkzeuge, Gefäße und fürs Feuer, zum Korn, das uns nährt, und zum Metheglin , der Schwäche vertreibt.« Er krächzte mit schwerfälliger, heiserer Stimme auf. »Sprecht nicht zu mir von Falschheit!« Doch sofort schwand seine Leidenschaft, hinterließ ihn gebeugt und bekümmert. Die Arme baumelten an seinen Seiten, als hätte er mit dem Verrat an seinem heimatlichen Steinhausen allem Trost entsagt. »Ich kann's nicht ertragen.«
    »Sunder ...« Covenants Stimme bebte. Wie lange würde er es noch verkraften können, die Ursache von soviel Leid zu sein? »Das ist nicht, was ich gemeint habe.«
    »Dann erleuchte mich«, forderte der Steinmeister ihn leise auf. »Gewähre der Armseligkeit meines Verstandes Belehrung.«
    »Ich versuche, euer Leben zu verstehen. Ihr ertragt so vieles ... Bloß die Gelegenheit, singen zu können, kommt für euch schon einem Sieg gleich. Aber das ist's gar nicht, was ich gemeint habe.« Er bot alle Selbstbeherrschung auf, damit sein Zorn sich nicht versehentlich gegen Sunder richtete. »Das Dasein hier ist keine Strafe. Die Bewohner des Landes sind keine Verbrecher ... keine Verräter. O nein!« ... daran gewirkt, die Vergeltung vorzubereiten . »Es ist nicht euer Leben, mit dem was nicht stimmt. Das Sonnenübel ist falsch. Es ist ein Verbrechen, das absichtlich am Lande begangen wird. Wie, das weiß ich nicht. Aber ich weiß, wer dafür verantwortlich ist. Lord Foul, den ihr a-Jeroth nennt. Das ist sein Werk. Aber man kann gegen ihn kämpfen, Sunder. Hör auf mich.« Er flehte den finstergesichtigen Steinmeister regelrecht an. »Man kann gegen ihn kämpfen.«
    Sunder musterte Covenant, klammerte sich an Vorstellungen und Begriffe, die ihm vertraut waren und verständlich. Einen Moment später jedoch senkte er den Blick. Als er antwortete, bezeugte seine Stimme ein gewisses Zugeständnis. »Auch die Sonne der Fruchtbarkeit ist auf ihre Weise gefahrvoll. Verbleibt im Schutze des Steins, solange sich diese Gelegenheit bietet.« Er ging mit seinem Messer Gras und Kräuter wegschneiden, die seine Ranken umwucherten.
    Ach, Sunder! Covenant seufzte im geheimen. Du bist tapferer, als ich es verdiene. Er hätte sich gern ausgeruht. Ausgelaugtheit ließ jeden Knochen seines Schädels einzeln weh tun. Die Entzündung in seinem Unterarm war inzwischen abgeschwollen; doch das Fleisch sah noch immer tief angelaufen aus, und die Ellbogen- und Handgelenke schmerzten. Aber Covenant hielt sich aufrecht, wandte sich ab, um sich Lindens stummen Unbehagens anzunehmen.
    Sie saß nur da und starrte leeren Blicks ins Nichts. Innere Pein hatte ihren Mund zu einem Ausdruck von Versagertum verzogen, der auf erschütternde Weise persönlich und endgültig wirkte. Ihre Hände umklammerten ihre Ellbogen, während sie die Knie an den Leib drückte, als wolle sie sich an der Vergänglichkeit ihres steifen Knochengerüsts verankern. Wie er sie so ansah, meinte Covenant, er erkenne in ihr ein Abbild seiner eigenen anfänglichen Prüfungen im Land. Er bemühte sich, so sanft wie möglich mit ihr zu reden. »Schon recht. Ich versteh's.«
    Laß dich davon nicht unterkriegen , beabsichtigte er hinzuzufügen. Du bist nicht allein. Das alles hat seine Gründe. Aber ihre Antwort hinderte ihn am Weitersprechen. »Nein, du verstehst nicht.« Ihre Überzeugung war zu gering, als daß sie Bitterkeit hätte aufbringen können. »Du kannst es nicht sehen.«
    Darauf wußte er nichts zu erwidern. Die schlichte Wahrheit ihrer Entgegnung leugnete sein Mitgefühl, ließ ihn im Ringen mit sich selbst allein, als hätte er sämtliche Finger verloren. Wehrlos gegen seine Unfähigkeit, seine Verantwortung für Bürden, die zu tragen er außerstande war, sank er auf den Felsboden, streckte sich in seiner Ermattung der Länge nach aus. Linden war hier, weil sie sein Leben zu retten versucht hatte. Er verspürte den dringenden Wunsch, ihr irgend etwas als Gegenleistung zu bieten, irgendeine Hilfe, Schutz, Trost. Eine Antwort auf ihre eingefleischte Strenge. Aber es gab nichts, was er tun konnte. Er vermochte nicht einmal, die Augen geöffnet zu

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