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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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unhörbar geworden.
    »Nein. Das Steinhausen wird ihm von unserem Entweichen berichten. Am Entkommen der Halbhand mit dem Ring aus Weißgold kann er nicht tatenlos vorübergehen.«
    Lindens Erregung wuchs. »Er wird uns verfolgen?«
    »Ohne Zweifel. Die Steinhausener werden uns nicht folgen, obwohl sie den Sonnenstein verloren haben. Sie dürften sich zu sehr vor einer Begegnung mit Marid fürchten. Den Gefolgsmann jedoch wird keine solche Furcht hemmen. Sobald die Sonne aufgeht – wenn nicht schon früher –, wird er sich auf die Jagd nach uns machen.« Er schloß seine Äußerungen in einem Ton, der einem straffen Knoten glich. »Wir müssen aufbrechen.«
    »Aufbrechen?« wiederholte Linden leise und zerstreut. »Er ist noch immer zu schwach.« Aber einen Augenblick später raffte sie sich hoch. »Es muß sein.«
    Covenant zögerte nicht. Er streckte Sunder eine Hand entgegen. Nachdem der Steinmeister ihm beim Aufstehen geholfen hatte, stützte er sich auf Sunders Schulter, solange die Schwäche noch Gewirbel in seinem Kopf erzeugte, zwang seinen Mund zum Aussprechen von Wörtern. »Wie weit sind wir gekommen?«
    »Wir sind längs des Flußbetts gewandert und nicht weiter als sechs Längen von Steinhausen Mithil entfernt«, gab Sunder ihm Auskunft. »Sieh!« sagte er und deutete südwärts. »Es liegt nicht fern.«
    Covenant sah vom Sonnenaufgang rosarot verfärbte Berggipfel – die Bergkette, die das Mithiltal im Westen begrenzte. Sie wirkte bedrohlich nah. Sechs Längen! stöhnte Covenant insgeheim. In zwei Tagen. Bestimmt konnte ein Berittener diese Strecke an einem Vormittag zurücklegen.
    Er wandte sich wieder seinen Begleitern zu. Weil er jetzt aufrecht im Flußbett stand, waren die Lichtverhältnisse etwas besser, und er konnte die beiden deutlich erkennen. Verlust und Selbstzweifel, Wissen um Lügen und Furcht vor Wahrheiten hatten sich Sunders ganzer Erscheinung eingeprägt. Um alles war er gebracht worden, das ihn zuvor dazu befähigte, sich mit dem abzufinden, was er seinem Sohn angetan hatte, seiner Gemahlin. Zum Ausgleich hatte er zum Gesellschafter einen schwachen, von Unbegreiflichem angetriebenen Mann erhalten, der ihm fortwährend dreinredete, dazu eine Hoffnung, nicht größer als ein Ehering.
    Und auch Linden litt. Ihre Haut hatte einen Sonnenbrand davongetragen. Sie war gefangen in einer Welt, die sie nicht kannte und die sie sich nicht zum Aufenthalt ausgesucht hatte, stak mitten im Kampf zwischen Kräften, von denen sie keinen Begriff besaß. Covenant war ihr einziges Bindeglied zu ihrem eigenen Dasein; und ihn hatte sie beinahe auch noch verloren. Herkömmliche Sterblichkeit reichte schwerlich aus, um solchen Herausforderungen begegnen zu können. Dennoch trat sie ihnen entgegen und weigerte sich sogar, seine Dankbarkeit anzunehmen. Sie behielt sich selbst Leid vor, als hätte kein anderes lebendes Wesen das Recht, sie zu berühren, sich um sie zu sorgen.
    Kummer bedrückte Covenants Herz. Er hatte bereits zuviel Erfahrungen damit gesammelt, wie andere Menschen die Folgen seines Handelns tragen mußten. Aber er akzeptierte diesen Umstand. In solchem Leid lag Verheißung. Es gab ihm Macht. Dank seiner Macht war es ihm einst gelungen, all dem in seinem Namen vergossenen Blut gegen Lord Fouls übelste Verachtung einen Sinn abzuringen. Für eine Weile unterzog er sich, während seine zwei Begleiter warteten, ihre Eile zu verbergen versuchten, einer VBG. »Kommt«, sagte er dann mit gepreßtem Ton. »Ich kann laufen.« Und begann durchs Flußbett nach Norden zu latschen.
    Aufgrund des Gedankens an den Gefolgsmann in seinem Rücken schaffte er es, seine Beine gut eine halbe Länge weit in schwungvoller Bewegung zu halten. Infolge der Nachwirkungen des Gifts war er jedoch noch immer wacklig. Bald mußte er erneut um Beistand ersuchen. Er sprach Sunder an; doch der Steinmeister empfahl ihm, er solle sich ausruhen, und klomm aus dem Flußbett. Widerwillig ließ sich Covenant auf dem Untergrund nieder, saß da und versuchte, eine Antwort auf die Untüchtigkeit zu finden, die seinen Knochen anhaftete. Als der Mond aufging, kehrte Sunder mit einer doppelten Handvoll Aliantha zurück. Während er seinen Anteil der Schatzbeeren verzehrte, fühlte sich Covenant von neuen Kräften durchströmt, neuer Heilwirkung. Er brauchte Wasser, aber sein Durst war nicht dringlich. Sobald er gegessen hatte, war er zum Aufstehen imstande, zum Weitergehen.
    Mit dem Rückhalt regelmäßiger Pausen, noch mehr Aliantha und

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