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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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viel zu gefährlich!« schrie er durch den Lärm des Regens. »Das Ding wird doch garantiert irgendwo zerschellen.« Ich bin Lepraleidender!
    »Nein!« erwiderte Sunder. »Wir werden mit der Strömung schwimmen – zusammen mit den Bäumen! Sollte das Wagnis dir zu groß sein, müssen wir warten. Der Fluß wird erst am morgigen Tag vollauf freigeschwemmt sein.«
    Covenant dachte an den Gefolgsmann, an Lebewesen, denen er einst im Lande begegnet war, die das Vorhandensein des Weißgoldes spüren konnten. »Ich werde verrückt, wenn ich noch länger herumsitzen muß!« brauste jedoch Linden auf, bevor er eine Antwort zu geben vermochte.
    Sunder ergriff das eine Ende des Floßes. »Haltet euch an den Ästen fest, auf daß wir uns nicht verlieren!« Sofort bückte sich Linden übers andere Ende des hölzernen Gefüges, klammerte die Hände an die Äste, hob ihre Seite an. Covenant fluchte bei sich, als er neben Linden Aufstellung bezog und die nassen Äste in den Griff zu bekommen versuchte. Die Gefühllosigkeit seiner Finger erwies sich als ernstes Handikap; er konnte des Halts nicht sicher sein.
    »Wir müssen gleichzeitig handeln«, mahnte Sunder. »Hinaus mit dem Floß in die Mitte.« Covenant brummte etwas, um anzuzeigen, daß er verstanden hatte. Er hätte sich jetzt gerne noch einer VBG unterzogen. Für seine stets auf der Lauer befindliche Höhenangst glich der Wasserlauf einem Abgrund. »Nun!« schrie im nächsten Moment Sunder und vollführte einen Satz zum Ufer.
    Hölle und Verdammnis! Das Floß zerrte an Covenant, als Sunder und Linden es zum Ufer wuchteten. Schwerfällig versuchte er, das Seine zu tun. Sunder sprang ins Wasser. Das Floß rutschte über den Rand des Ufers. Es riß Covenant, der daran festhielt, kopfüber hinterdrein. Mit gehörigem Schwung klatschte er ins Wasser.
    Die Wucht seines Aufpralls löste ihm die unzureichend greiffähigen Finger vom Floß. Der Mithil riß ihn mit, trieb ihn ab. Covenant schlug um sich, während er in ihrem Wirbeln mit der Strömung trieb, verlor sich in ihrer Turbulenz und in Atemnot. Ein Augenblick der Panik machte sein Gehirn so dunkel wie das Wasser. Er ruderte mit den Armen, ohne zu wissen, wie er an die Oberfläche gelangen sollte. Da stieß er mit einem Bein schmerzhaft an einen Strauch, der sich noch mit den Wurzeln ins Flußbett klammerte. Covenant fand die Orientierung wieder. Er kämpfte sich aufwärts.
    Mit einem lautlosen Keuchen brach er mit dem Kopf aus den Fluten. Inmitten von Rauschen und Prasseln des Regens war er allem gegenüber gefühllos außer Luft und Furcht, der Strömung, die ihm ins Gesicht schäumte, und dem flüssigen Feuer des Wassers. Die Kälte lähmte seinen Verstand.
    Aber eine Stimme schrie wie irrsinnig seinen Namen. »Covenant!« Das Durchdringende von Lindens Schrei schreckte ihn auf. Er widersetzte sich dem hinderlichen Gewicht seiner Stiefel, reckte Kopf und Schultern aus dem Dahinrasen des Gebrodels, spähte in die Finsternis. Ehe er wieder untertauchte, bekam er das Floß zu sehen. Es war nah, etwa drei Meter weiter flußabwärts. Sobald er erneut an die Oberfläche gelangte, schwamm er mit der Strömung. Ein Arm grabschte nach ihm. Mit den Beinen strampelte Covenant sich vorwärts, schnappte mit seiner Halbhand nach Lindens Handgelenk. Seine tauben Finger vermochten es nicht zu umklammern. Das Wasser schwappte über seinem Kopf zusammen.
    Lindens Hand schloß sich um seinen Unterarm, zerrte Covenant in die Richtung zum Floß. Er tastete nach einem der Äste, aus denen es bestand, und fand an der rauhen Rinde Halt. Sein Körpergewicht beeinträchtigte Sunders Gewalt über das Floß. Es begann sich zu drehen. Covenant erhielt einen Eindruck von gefährlicher schneller Bewegung. Die Flußufer ließen sich nur als vage Düsternis erkennen; sie schienen an ihm vorüberzusausen, während er durch den Fluß dahinschoß. »Bist du unverletzt?« rief Linden.
    »Ja!«
    Gemeinsam rangen sie mit den eisigen Fluten, unterstützten Sunder dabei, das Floß wieder auszurichten und in der Strömung auf Kurs zu bringen. Der Regen goß herab, machte sie blind und stumm. Die Strömung wollte das Floß fortwährend zu ihrem Spielball erniedrigen. Wiederholt mußten sie es aus tückischem Stauwasser befreien und Bäume fernhalten, die den Fluß entlanggewuchtet kamen wie Triremen. Nur die Breite des Mithil verhinderte, daß sich an jeder Flußbiegung die Stämme festsetzten. Und das Wasser war eiskalt. Es schien an ihren Muskeln zu saugen, ihnen

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