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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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dafür.«
    Covenant und Sunder sahen sich an. Nur der eisige Wind, der sich unter Gerausche einen Weg durch die Büsche blies, und die krampfhafte Zittrigkeit der Atemzüge durchdrang das Schweigen zwischen den beiden Männern. Sunders Miene verriet deutlich, daß er Covenants Kräften nichts mehr zutraute und die eigene Verantwortung für seine Begleiter ungern aufgeben mochte. Doch Covenant wiederholte innerlich immer wieder Für mich wirst du dich nicht entscheiden und ließ nicht locker. Einen Moment später händigte Sunder ihm den Orkrest aus.
    Covenant nahm ihn mit seiner zittrigen Halbhand, hielt ihn an seinen Ehering, stierte beides schwächlich an. Da drohte ihn der Mut zu verlassen. Selbst im Laufe der vergangenen zehn Jahre war es ihm nicht gelungen, sich seine instinktive Furcht vor Macht abzugewöhnen.
    »Schnell«, drängte Linden gedämpft.
    Schnell? Covenant bedeckte mit der Linken sein Gesicht, um mit dieser Geste zu überspielen, wie sehr ihn Schüttelfrost marterte. Hölle und Verdammung . Ihm fehlten die Kräfte. Der Orkrest lag leblos in seiner Hand; er konnte sich nicht einmal auf ihn konzentrieren. Du weißt nicht, was du von mir verlangst. Doch an dem Bedürfnis, ein Feuer zu haben, war nicht zu rütteln. Langsam sammelte sich wieder Grimm in Covenant. Er riß sich zusammen, versteifte sich trotzig in seiner ganzen Haltung gegen die Kälte. Zorn, ununterscheidbar von Qual oder Erschöpfung, ballte sich um den weißgoldenen Reif seines Eherings. Der Sonnenstein hatte kein Leben; das Weißgold besaß kein Leben. Er gab ihnen sein Leben. Es war kein anderer Weg möglich. Mit einem stummen Fluch drosch er seine Faust in den Matsch. Im Orkrest zuckte weißes Licht auf; aus seinem Ring sprang eine Flamme, als wäre das Metall ein Gebilde aus silbernem Magma. Innerhalb eines Augenblicks loderte seine ganze Hand. Er hob die Faust, schwang das Feuer wie ein gegen das Sonnenübel gerichtetes Versprechen der Vergeltung. Dann ließ er den Sonnenstein fallen. Er erlosch, doch aus Covenants Ring lohten weitere Flammen. »Sunder!« krächzte er mit erstickter Stimme. Sofort reichte der Steinmeister ihm einen abgestorbenen Zweig Stechginster. Covenant griff sich den feuchten Zweig mit seiner Halbhand; sein Arm zitterte, als er dem Holz weiße Glut aufdrückte. Als er es hinwarf, war es entflammt. Sunder reichte ihm mehr Holz, kniete dann nieder, um das noch schwache Feuer zu schüren. Covenant entzündete einen zweiten, abschließend einen dritten und vierten Zweig. Sunder nährte das Feuer mit Blättern und Reisig, pustete vorsichtig in die Flammen. »Es ist genug«, erklärte er einen Moment später.
    Covenant stöhnte und überließ sein Bewußtsein der Willenlosigkeit, und Dunkelheit löschte die Glut seines Rings. Nacht senkte sich über das Gebüsch, schloß sich drangvoll um den schwachen gelben Lichtschein und den Rauch des Feuers. Gleich darauf begann Covenant dessen Wärme im Gesicht zu spüren. Er sank innerlich in sich zusammen, suchte die Konsequenzen dessen, was er getan hatte, zu ermessen, das emotionale Ärgernis der Macht auszuloten.
    Kurz danach holte der Steinmeister das Netz mit den Melonen vom Floß und teilte von neuem Ussusimiel -Portionen aus. Covenant fühlte sich zum Essen zu ausgehöhlt; aber sein Körper reagierte auch ohne sein willentliches Dazutun auf das Angebot von Nahrung. Er saß da wie eine Vogelscheuche, während aus seiner Kleidung der Dampf verdunsteter Nässe aufstieg, und starrte benommen in die Leblosigkeit seines Seelenlebens.
    Sobald sie ihre Mahlzeit beendet hatte, warf Linden die Schalen der Früchte beiseite. »Ich glaube«, meinte sie wie geistesabwesend, »ich kann keinen solchen Tag mehr durchstehen.«
    »Gibt es eine Wahl?« Sunders Augen waren aus Ermüdung stumpf. Er kauerte dicht an der Glut, als ob seine Knochen nach Wärme hungerten. »Der Ur-Lord hat Schwelgenstein als sein Ziel genannt. Nun wohl. Doch die Entfernung ist groß. Ohne die Hilfe des geschwinden Stroms müssen wir den Weg zu Fuß zurücklegen. Es dürfte viele Mondwechsel dauern, auf diese Weise zur Feste des na-Mhoram zu gelangen. Ich fürchte jedoch, wir werden sie gar nicht erreichen. Das Sonnenübel ist viel zu gefährlich. Und außerdem droht uns die Gefahr der Verfolgung.«
    Die Verkrampftheit von Lindens Schultern bezeugte deutlich ihre innere Anspannung. »Wie lange geht das noch so?« erkundigte sie sich im nächsten Moment in gepreßtem Tonfall.
    Der Steinmeister seufzte.

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