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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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entstammte dem eigenen, noch immer unüberwundenen Widerwillen gegen Macht, hatte mit der wilden Magie gar nichts zu tun. Falls es sich so verhielt ...
    Covenant setzte sich bequemer zurecht und bändigte mit einem Aufgebot von Willenskraft seine innere Aufgewühltheit. Sorgsam begann er in seinem Gedächtnis zu forschen, untersuchte seine Gefühle, seine Nöte und Bedürfnisse, die im Zusammenhang mit dem Auslöser aufgetreten waren, der in seinem Ringen gegen Lord Foul wilde Magie freigesetzt hatte. Er entsann sich der Vollkommenheit seiner Erniedrigung, des Umfangs der Gefährdung. Lebhaft erinnerte er sich noch an die Grausamkeit, mit der der Verächter ihn mißhandelt hatte, um ihn zur Herausgabe des Rings zu drängen. Er entsann sich des boshaften Vergnügens, mit dem Lord Foul sich das Land als einen Pfuhl der Leprose ausgemalt hatte. Und er entsann sich des Erwachens seines Ingrimms zugunsten aller Leprotiker, aller Opfer und Gedemütigten. Diese Leidenschaft – pur und rein und jedem Zorn, den er je empfunden hatte, weit über – hatte ihn ins Zentrum des Paradoxons befördert, die Stätte der Macht zwischen gegensätzlichen Unmöglichkeiten: der Unmöglichkeit, an das Reale des Landes zu glauben; der Ausgeschlossenheit, sich der Hilfsbedürftigkeit des Landes zu verschließen. Am Widerspruch selbst verankert, stark durch Wut, war er Lord Foul entgegengetreten und Sieger geworden. An das alles erinnerte er sich, erlebte es mit einer Intensität, die ihm schier das Herz zu zerreißen drohte, noch einmal. Und aus dieser Intensität versuchte er eine Beherrschung der wilden Magie zu erzielen; die Gewalt über ihr Feuer.
    Der Ring am zweiten Finger seiner halbierten Hand blieb inaktiv. Er war in der Dämmerung kaum noch zu sehen.
    Verzweiflung wollte ihm den Magen umdrehen; aber er unterdrückte sie, hielt sozusagen mit beiden Händen an seiner Absicht fest, als sei er ein Würger. Auslöser , keuchte er innerlich. Zünder . Die Erinnerung wie ein Intaglio des Feuers im Bewußtsein, erhob er sich auf die Beine und trat zu der einzigen etwaigen Quelle von Kraft, die ihm zur Verfügung stand. Er schwang seine halbe Faust in einem knappen Bogen und hieb sie Hohl in die Magengrube. Schmerz durchfuhr seine Hand; vor seinem geistigen Auge gaukelten rote Eruptionen, als würden Rubine explodieren. Sonst jedoch geschah nichts. Hohl schaute ihn nicht einmal an. Falls der Dämondim-Abkömmling irgendwelche Kraft barg, dann in einer solchen Tiefe seines Innern, daß Covenant sie nicht anzapfen konnte. »Gottverdammt noch mal!« brauste Covenant auf, hielt sich die geprellte Hand, schlotterte in sinnloser Wut. »Kapierst du denn nicht? Man will mich abmurksen!«
    Hohl regte sich nicht. Seine schwarzen Gesichtszüge waren in der Trübnis bereits unkenntlich geworden. »Verdammnis.« Mit einer inneren Anstrengung, die ihm nahezu Tränen entrang, meisterte Covenant seinen unvernünftigen Drang, auf Hohl einzuprügeln. »Wahrscheinlich haben diese Urbösen Schaumfolger belogen. Voraussichtlich wirst du nur herumstehen und zuschauen, wie man mir die Gurgel durchschneidet.«
    Aber Sarkasmus konnte ihn nicht retten. Seine Freunde befanden sich in Gefahr, weil sie von ihm schutzlos zurückgelassen worden waren. Und Schaumfolger war damals in der Katastrophe umgekommen, die Covenants Rückgriff auf den Weltübel-Stein verursacht hatte. Schaumfolger, der mehr dafür getan hatte, die Übel des Verächters abzuwenden, als alle wilde Magie diesbezüglich zu leisten imstande war, mußte damals den Tod hinnehmen, weil Covenant zu schwächlich und zu plump gewesen war, um irgendeine andere Lösung zu finden. Covenant sank zu Boden wie eine von alter Schuld überwucherte Ruine, hing matt herum und wiederholte fortwährend seine letzte Hoffnung, bis die Erschöpfung ihn in Schlummer abtreiben ließ.
    Zweimal schrak er auf, indem sein Pulsschlag wummerte, sein Herz stach heiß; Träume von Linden, die nach ihm schrie, hatten ihn geweckt. Nach dem zweiten Traum verzichtete er aufs Weiterschlafen; er bezweifelte, so einen Alptraum ein drittesmal verkraften zu können. Er stapfte um Hohl hin und her, hielt in seiner Unzulänglichkeit Nachtwache, bis die morgendliche Dämmerung heraufzog.
    Allmählich fing der östliche Himmel sich zu verfärben an. Die Wände des Cañons traten aus der Nacht hervor, blieben stehen wie Reservoirs an Dunkelheit. Covenant hörte, wie sich außerhalb der Hütte Leute regten, hielt sich in Bereitschaft. Füße

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