Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
hindurch, sanft wie ein leicht gewelltes Tuch: achtundzwanzig Kilometer.
    Als die letzten Sonnenstrahlen aus dem Westlandgebirge fielen, lief er zur Hügellandschaft hinaus; da stolperte er plötzlich, keuchte – und die Blutkraft war fort. Er war wieder ein gewöhnlicher Sterblicher. Die Luft versengte seine Lungen, während er um Atem rang. Eine Zeitlang ruhte er sich aus, am Erdboden hingestreckt, lag da und schnaufte, bis seine Atmung sich normalisiert hatte. Stumm betrachtete er Hohl, suchte bei ihm nach irgendwelchen Anzeichen von Erschöpfung; doch das schwarze Fleisch des Dämondim-Abkömmlings wirkte im abendlichen Glanz verwaschen, und allem Anschein nach konnte nichts ihn berühren. Etwas später trank Covenant zwei Schlucke seines im Schwinden begriffenen Vitrim -Vorrats und setzte den Weg fort.
    Er wußte nicht, wieviel Zeit er gewonnen hatte; aber es war genug, um seine Hoffnungen zu erneuern. Waren seine Gefährten ihm noch zwei Tage voraus? Oder drei? Er erachtete es als denkbar, daß die Sonnengefolgschaft ihnen zwei oder drei Tage lang nichts antun würde. Falls keine neuen Verzögerungen ihn aufhielten ...
    Forsch wanderte er weiter, in der Absicht, die ganze Nacht durchzumarschieren. Er brauchte Schlaf; doch sein Körper war weniger müde, als er es unter normalen Umständen schon nach einer Strecke von zwanzig Kilometern gewesen wäre. Ihm taten nicht einmal die Füße weh. Das Vitrim und die Blutkraft der Wegwahrer hatten ihm eine wunderbare Widerstandsfähigkeit verliehen. Er rechnete damit, daß er, zumal die Herbheit der Luft das Ihre tun mochte, um ihn wachzuhalten, noch ein beachtliches Stück Weg zurücklegen können, bevor er wirklich rasten mußte.
    Doch nach etwa vier Kilometern sah er voraus zur Linken einen Helligkeitsschein, der anzeigte, daß dort ein Feuer brannte. Er hätte, ohne weiter darauf zu achten, daran vorbeizumarschieren vermocht; es befand sich weit genug abseits. Doch nach kurzem Überlegen zuckte er verbissen mit den Schultern und bog in die Richtung zu dem Feuer ab. Die widerwillig eingestandene Hoffnung, er könne seine Freunde zu guter Letzt doch noch eingeholt haben, verlangte eine Antwort. Und sollte mit diesem Lichtschein irgendeine Gefahr verbunden sein, mochte er sie nicht hinter seinem Rücken wissen, ohne sich vorher Kenntnis darüber verschafft zu haben, um was es sich handelte.
    Indem er über den harten, unebenen Untergrund robbte, näherte er sich dem Leuchten, bis er Einzelheiten erspähen konnte. Das Licht stammte von einem herkömmlichen Lagerfeuer. Einige Holzscheite brannten in hellen Flammen. Neben drei großen Säcken lag ein Bündel Scheitholz. An der anderen Seite des Lagerfeuers saß eine einzelne Gestalt in einem Gewand von kräftigem Rot. Die Kapuze der Robe war in den Nacken geworfen und gab den Blick auf das faltige Gesicht und das mit Grau durchzogene Haar einer Frau fortgeschrittenen mittleren Alters frei. Um die Schultern trug sie irgend etwas in Schwarz.
    Ihr Anblick weckte in Covenant irgendeine unbestimmte Erinnerung. Ihm war, als hätte er jemanden wie sie schon einmal gesehen, aber ihm fiel nicht ein, wo oder wann. Doch da bewegte sie ihre Hände, und er sah, daß sie ein kurzes eisernes Zepter mit einem offenen Dreieck am oberen Ende hielt. Hinter Covenants Zähnen stauten sich Flüche. Anhand der Beschreibung, die ihm Linden von dem in Steinhausen Kristall aufgekreuzten Gefolgsmann gegeben hatte, war ihm klar, daß er es hier ebenfalls mit einem Mitglied der Sonnengefolgschaft zu tun haben mußte. Covenant meisterte seinen Groll und ging wieder auf Abstand. Das war nicht die Person, die er suchte. Die Steinmeisterin von Holzheim Steinmacht hatte durchblicken lassen, daß Lindens Entführer, na-Mhoram-In Santonin, ein Mann war; und zudem verspürte Covenant keinerlei Lust, womöglich Kopf und Kragen in einer Auseinandersetzung mit einem Gefolgschaftsmitglied zu riskieren, solange ihm noch eine andere Wahl blieb. Mit aller Verstohlenheit, deren er fähig war, entfernte er sich vom Feuer.
    Plötzlich hörte er ein leises Knurren. In der Dunkelheit erhob sich ein enormer Schatten, brachte Covenant zwischen sich und das Lagerfeuer. Unter bedrohlichem Geknurre näherte sich der Schatten so massiv, als rücke die Wand eines Hauses heran. Da zerschnitt der Klang einer Stimme die Nacht. »Din!« Der Ruf kam von der Gefolgsfrau. Sie hatte sich Covenant, Hohl und dem Knurren zugekehrt. »Din«, rief sie erneut im Befehlston. »Bring sie zu

Weitere Kostenlose Bücher