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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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aufs Schlafen vor. Im Bad streifte er die Kleider ab, wusch gründlich sowohl sich wie auch die Kleidungsstücke, hängte letztere zum Trocknen über Stuhllehnen. Nackt fühlte er sich sehr anfällig; aber er reagierte auf seine Risiken, indem er von den Speisen aß, die man ihm bereitgestellt hatte, und die Flasche, die Metheglin enthielt, restlos austrank. Das metartige Getränk ergänzte seine moralische Abgesacktheit um körperliche Abschlaffung. Als er das Bett untersuchte, fand er es bequem, und es roch sauber. Auf Alpträume, böse Überraschungen und Ruhelosigkeit gefaßt, kroch er unter die Decken und schlief.
     
    Als Covenant erwachte, hörte er das Geräusch von Regen; einem Wolkenbruch, dessen Ströme wie die Fluten eines Flusses gegen Schwelgensteins Granit rauschten. Die Luft im Schlafzimmer war feucht; Covenant hatte die Balkontür nicht zugemacht, ehe er sich ins Bett begab. Aber er blieb noch für eine Weile liegen, lauschte dem nassen Prasseln und ließ sich von der Geräuschkulisse ins volle Wachsein hinauftreiben. Als er sich zu guter Letzt auf den Rücken wälzte und die Augen öffnete, sah er neben dem Bett Hohl stehen.
    Der Dämondim-Abkömmling stand da wie stets – in lockerer Haltung, die Arme leicht angewinkelt, die Augen ins Nichts gerichtet. »Was zum Henker ...?!« Covenant sprang aus dem Bett und eilte ins Nebenzimmer. Durch die Balkontür fegten Regenschwaden herein und näßten den Fußboden. Er tappte durch die Überschwemmung und betrat den Balkon, um womöglich irgendwie ersehen zu können, wie Hohl zu ihm vorgedrungen sein mochte.
    Durch den dichten Regen erkannte er, daß ein dicker Ast eines Baums an der Seite des Balkons lehnte. Das untere Ende des Astes ruhte zwölf bis fünfzehn Meter tiefer auf einem anderen Balkon, anscheinend war Hohl an der Außenmauer Schwelgensteins mit Hilfe dieser Länge Holz hundert und mehr Meter weit emporgeklettert, indem er über den Ast einen der unteren Erker erstieg, ihn dann heraufzog und benutzte, um den nächsthöheren Vorsprung zu erklimmen, und so immer weiter, bis er Covenants Quartier erreichte. Woher Hohl die richtigen Räumlichkeiten gewußt hatte, vermochte Covenant sich nicht auszumalen.
    Er hastete in die Unterkunft zurück, schüttelte Nässe ab und schloß die Balkontür. Triefnaß und nackt starrte er Hohl an, regelrecht betroffen von den unfaßbaren Fähigkeiten des Dämondim-Abkömmlings. Dann verzog ein Grinsen ihm den Mund. »Das bringt dir wieder 'n Pluspunkt ein«, sagte er schroff. »Das wird sie nervös machen.« Nervösen Leuten unterliefen Fehler.
    Hohl blickte leer an ihm vorüber wie ein Taubstummer. Covenant nickte abgehackt, wie um die eigenen Überlegungen zu bekräftigen, und wollte das Bad aufsuchen, um sich abzutrocknen. Doch der Anblick einer scheußlichen wunden Stelle, die sich von links an Hohls Kopf bis auf die Schulter erstreckte, brachte ihn sofort wieder zum Stehen. Hohl war verletzt worden; aus der beeinträchtigten Haut sickerte eine schwarze Flüssigkeit, als hätte er eine ernste Verbrennung erlitten. Wie ...? Im Laufe der vergangenen Tage war Covenant so stark von Hohls Unverwundbarkeit überzeugt worden, daß er nun kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Es war möglich, den Dämondim-Abkömmling zu verletzen? Aber was ...? Doch in der nächsten Sekunde wich seine Bestürzung plötzlichem Begreifen. Hohl mußte von Gefolgschaftsmitgliedern attackiert worden sein, die sich die geheimnisvolle Gestalt außerhalb ihrer Mauern vorknöpfen wollten. Sie hatten ihm die Verbrennung beigebracht. Vermutlich hatte er sich nicht einmal dazu herbeigelassen, sich zu wehren.
    Hohls Miene jedoch spiegelte keinen Schmerz wider. Nach einem weiteren Moment ging Covenant, indem er vor sich hinfluchte, ins Bad und rieb sich trocken. Halunken! Ich würde wetten, er hat keinen Finger gerührt. Rasch zog er sich an, obwohl seine Kleidung noch ein wenig feucht war, dann stapfte er zur Tür seines Quartiers und stieß sie auf.
    Im Korridor stand na-Mhoram-Cro Akkasri, zu ihren Füßen ein Tablett mit einer Mahlzeit. Covenant winkte sie ungnädig herein. Sie nahm das Tablett und trug es in die Unterkunft. Kaum hatte die Frau ein paar Schritte über die Schwelle getan, bemächtigte sich Covenant ihres Tabletts, händigte ihr das vom Vortag aus und wies ihr die Tür. Er wollte ihr die Gelegenheit geben, dem na-Mhoram Hohls Anwesenheit zu melden. Das war eine kleine Rache, aber er nahm sie wahr. Die Kapuze verbarg das

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