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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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fragte. An der Seite des na-Mhoram durchschritt er die Halle; Mitglieder der Sonnengefolgschaft, die Licht trugen, flankierten sie rechts und links. Die Eingangshalle besaß die Ausmaße einer gewaltigen Höhle; sie war von Riesen für die Größe von Riesen gebaut worden. Doch bald bog Gibbon seitwärts in einen Gang ab und erklomm breite Treppen zu den oberen Bereichen der Stadt. Schwelgenstein war so verwirrend wie ein Irrgarten, weil es nach Kriterien angelegt worden war, die niemand gekannt hatte als die längst toten Riesen. Dennoch war die Festungsstadt Covenant im großen und ganzen vertraut; obwohl er sich während zehn Jahren seiner Welt nicht hier aufgehalten hatte, merkte er, daß er sich noch auskannte. In dieser Tatsache fand er grimmige Befriedigung.
     
    Insgeheim jenem Schwelgenstein treu, an das er sich erinnerte, folgte Covenant dem na-Mhoram nach oben; die Richtung, die sie nahmen, entfernte sie vom Zentrum der Stadt. Als die Eingangshalle hinter ihnen lag, erleuchteten Fackeln, die in Wandhalterungen staken, ihnen den Weg. Nicht lange, und sie betraten einen Korridor, der in regelmäßigen Abständen Türen aus Granit und mit hölzernen Türgriffen aufwies. Gegenüber einer dieser Türen stand eine Gestalt in roter Robe, die Kapuze auf dem Kopf, aber ohne Kasel. Als sich der na-Mhoram näherte, öffnete die Gestalt ihm die Tür. Covenant ließ sich ein paar Sekunden Zeit, um sich dessen zu vergewissern, daß die Tür keine verborgenen Schlösser oder Riegel hatte; dann erst folgte er Gibbon über die Schwelle. Hinter der Tür erstreckte sich eine Zimmerflucht: in der Mitte ein Raum mit steinernen Stühlen und ebensolchem Tisch; ein Schlafzimmer an der einen, ein Bad an der anderen Seite; ein Balkon. Auf dem Tisch stand ein Tablett mit Speisen. Fackeln spendeten Helligkeit, und scharfer Geruch nach Qualm durchzog die Luft. Covenant entsann sich des von derartigen Begleiterscheinungen frei gewesenen Feuers der Lords und begann sich für den na-Mhoram lästige Fragen vorzumerken.
    »Hier magst du Unterkunft haben«, sagte Gibbon. »Sollten diese Gemächer dir jedoch nicht wohlgefallen, stellen wir dir gerne welche nach deinem Wunsche zur Verfügung. Schwelgenstein ist viel größer, als es für die Sonnengefolgschaft vonnöten wäre, und beträchtliche Teile sind unbewohnt.« Er deutete auf die Gestalt mit der Kapuze im Korridor. »Das ist na-Mhoram-Cro Akkasri«, sprach er weiter. »Sie wird all deinem Begehren Genüge tun. Um alles, was du entbehrst oder wünschst, wende dich an sie.« Die Frau verbeugte sich, ohne Gesicht oder Hände zu enthüllen, und ging. »Bist du zufrieden, Halbhand?«
    Zufrieden? Am liebsten wäre Covenant aus der Haut gefahren. Ja, klar! Zum Teufel, wo ist Linden, gottverdammt noch mal?! Aber er unterdrückte seinen Unmut. Er wollte nicht zeigen, wieviel seine Gefährten ihm bedeuteten. »Ist mir recht«, sagte er statt dessen bloß. »Solange niemand versucht, ein Messer in mich zu stechen ... oder die Tür abzusperren ... oder mir vergiftetes Essen vorsetzt.«
    Gibbons nahezu teilnahmslose Schlaffheit bügelte solche Bemerkungen umstandslos weg. Seine Augen blickten so höflich drein, wie ihre Farbe es zuließ. Er musterte Covenant einen Moment lang, dann trat er zu dem Tisch. Gelangweilt aß er ein wenig von jedem Teller, der auf dem Tablett stand – Dörrobst, Brot, Eintopf –, spülte mit einem Schluck aus der Flasche nach, die sich ebenfalls auf dem Tisch befand. »Halbhand«, sagte er, indem er Covenants Blick unbewegt erwiderte, »soviel Argwohn gedeiht zu deinem Nachteil. Ich fühle mich zu fragen gezwungen, warum du hier bist, wenn du von unserer Hand derlei Übeltaten erwartest.«
    Diese Frage war Covenant ehrlich zu beantworten bereit. »Mal davon abgesehen, was mit meinen Freunden passiert ist, brauche ich auf jeden Fall Informationen. Ich muß das Sonnenübel begreifen. Deshalb brauche ich die Unterstützung der Sonnengefolgschaft. Die Dorfbewohner, denen ich begegnet bin ...« Sie waren zu sehr darauf aus gewesen, ihn umzubringen, als daß sie Auskünfte auf Fragen hätten geben können. »Sie scheren sich nur ums Überleben. Sie kapieren nichts. Ich will wissen, was die Ursache des Sonnenübels ist. Damit ich's bekämpfen kann.«
    Gibbons rote Augen schimmerten zweideutig. »Nun wohl«, entgegnete er in einem Ton, der keinerlei Interesse an dem ausdrückte, was er hörte oder sagte. »Was die Bekämpfung des Sonnenübels anbetrifft, so muß ich dich

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