Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Nahm Roger und schloß sich einer Kommune an. Einer dieser Einrichtungen, wo die Leutchen lernen, in der Demütigung Ekstase zu finden, und das Oberhaupt Liebe und Massenfreitod predigt. Sie muß unglaublich verzweifelt gewesen sein ... Während der meisten Zeit ihres Lebens war das einzige, woran sie wirklich glauben wollte, die Überzeugung gewesen, mit ihr habe alles vollauf seine Ordnung. Aber was blieb ihr nach all den Jahren voller Fehlschläge noch an Möglichkeiten übrig? Was hatte sie noch zu verlieren?«
    Linden nahm ihm die Darstellung nicht ganz ab. Sie besaß für Gott nicht mehr Verwendung als für Begriffe von Gut und Böse. Doch Covenants Leidenschaftlichkeit hatte sie in ihren Bann geschlagen. Seine Augen waren feucht von innerem Aufruhr und Gram; sein Mund war so dünn wie eine Klinge. Er glaubte, was er sagte.
    Lindens Miene mußte einiges von ihrem Zweifel widerspiegeln; Covenants Stimme schien plötzlich durch ein Echo von Joans Wildheit begleitet zu werden. »Man braucht nicht gottgläubig zu sein, um sich ausmalen zu können, was sie durchgemacht haben muß. Sie litt unter einer Heimsuchung, gegen die es kein herkömmliches Mittel gab. Sie konnte der Zerrüttung, die sie inwendig zerfraß, keinen Einhalt gebieten. Vielleicht wußte sie überhaupt nicht, was es war, das sie zu heilen versuchte. Sie hoffte auf Magie, irgendeine Kraft, die auf ihr Inneres einwirken und sie gesund machen könne ... Wenn man alle Hilfsmittel der Welt erprobt hat und sie nichts genutzt haben, beginnt man wohl zwangsläufig irgendwann ans Feuer zu denken, um das Übel auszubrennen. Sie strebte danach, sich zu strafen, nach irgendeiner Art von Erniedrigung, wie sie ihrem Zustand persönlichen Verfalls entsprach ...« Seine Stimme brach; aber er errang die Gewalt über sie unverzüglich zurück. »Ich weiß alles über dergleichen Dinge. Aber ihr stand zu ihrem Schutz gar nichts zur Verfügung. Sie hat ihm praktisch Tür und Tor geöffnet, er hat gesehen, daß sie ein tadellos geeignetes Werkzeug ist, und er gebraucht sie – gebraucht sie, obwohl sie zu sehr in Mitleidenschaft gezogen ist, um überhaupt zu begreifen, wofür sie gebraucht wird.«
    Gebraucht sie? Linden verstand nichts. Er?
    Langsam meisterte Covenant seinen aufgekommenen Zorn. »Natürlich wußten ihre Eltern davon nichts. Wie hätten sie denn auch? Sie haben nur mitgekriegt, daß Joan – vor ungefähr sechs Wochen – mitten in der Nacht aufstand, sie weckte und wirr zu faseln anfing. Sie sei eine Prophetin, eine Vision habe sie gehabt, und der Herr hätte sie mit einer Mission beauftragt. Weh und Vergeltung den Schlechten, Tod den Krankhaften und Ungläubigen. Das einzige, was sie wirklich kapierten, war ihr Wunsch, daß sie sich Rogers annehmen sollten. Dann ist sie verschwunden. Seitdem haben sie sie nicht mehr gesehen. Nach ein paar Wochen haben sie schließlich mich angerufen. Ich hatte Joan in der Zwischenzeit auch nicht wiedergesehen – das war das erste Mal, daß ich von diesen Vorgängen etwas erfuhr. Aber etwa zwei Wochen später ist sie hier aufgekreuzt. Schlich sich in der Nacht in mein Schlafzimmer und versuchte, mir das Gesicht zu zerkratzen. Wäre sie nicht schon so schwach gewesen, es wäre ihr auch wahrhaftig gelungen. Sie muß den gesamten Weg zu Fuß zurückgelegt haben.«
    Mittlerweile wirkte Covenant selbst zu erschöpft, um noch länger hin- und herzustapfen. Seine rot umrandeten Augen verliehen ihm ein krankes Aussehen, und ihm zitterten die Hände. Wie lange lebte er schon ohne ausreichenden Schlaf oder eine gewisse Erholung? Zwei Wochen? Als er sich ans andere Ende des Sofas setzte, wandte Linden sich ihm zu, so daß sie ihn weiterhin beobachten konnte. Sie begann sich Hintergedanken darüber zu machen, auf welchem Wege sie ihm ein Beruhigungsmittel verabreichen könne.
    »Seitdem kümmern Berenford und ich uns um sie«, sagte Covenant mit gedehntem Seufzen. »Ich habe ihn hinzugezogen, weil er der einzige Arzt ist, den ich gut kenne. Er ist der Meinung, daß ich mich in bezug auf sie irre, aber jedenfalls hilft er mir. Oder hat mir geholfen. Bis er Sie in diese Sache verwickelt hat.« Covenant war zu müde, um etwas von seiner Bitterkeit in seine Stimme einfließen zu lassen. »Ich versuche auf jede Weise, die mir möglich ist, günstig auf sie einzuwirken, und Berenford gibt ihr Medikamente, die ihren Verstand klären sollen. Oder sie wenigstens beruhigen, so daß ich sie füttern kann. Ich lasse hier ständig die

Weitere Kostenlose Bücher