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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Hollians Stab in der Gefahr geschwebt, von Glut verzehrt zu werden.
    Heiser fluchte Covenant unterdrückt vor sich hin und tastete mit ausgestreckten Armen umher, bis er auf der einen Seite Brinn, auf der anderen Seite Linden berührte. Er hörte Füße durchs Laub rascheln. »Hollian!« schrie Sunder.
    Im nächsten Moment schrie auch Memla voller Entsetzen auf. »Die Sendung!« Feuer barst aus ihrem Rukh , knatterte zwischen den Bäumen wie ein Dreschflegel, tauchte die Nacht in unheimlichen Lichtschein. »Er kommt!« Covenant sah Ceer hinter der Gefolgsfrau stehen, wie um sie gegen eine Attacke zu schützen. Die anderen Haruchai bildeten einen Verteidigungsring um die Gefährten. »Gibbon!« heulte Memla. »Welch ein Greuel!« Ihr Feuer durchtoste die Luft, als versuche sie, es aus einer Entfernung von fast zwanzig Längen gegen Schwelgenstein zu richten. »Bei allen Sieben Höllen ...!«
    Covenant reagierte instinktiv. Er stürzte zu Memla, unterlief ihr Feuer und packte ihre Unterarme, um dagegen vorzubeugen, daß sie unversehens nach ihm ausschlug. »Memla!« brüllte er ihr ins Gesicht. » Memla! Wieviel Zeit bleibt uns?«
    Sein Gebrüll oder sein Zupacken drang zu ihr durch. Ihr Blick fiel auf Covenant. Mit einem krampfhaften Schaudern löschte sie ihr Feuer, so daß von neuem Dunkelheit über die Gefährten hereinbrach. Als sie antwortete, drang ihre Stimme aus der Nacht, als wisperten die Schwingen eines Kondors. »Es bleibt Zeit. Der Zorn kann so viele Längen nicht binnen kurzem zurücklegen. Vielleicht haben wir noch einen ganzen Tag, bis er uns erreicht. Doch es ist der Zorn des na-Mhoram, und zwei volle Tage sind darauf verwendet worden, ihn zu erzeugen. Eine solche Sendung könnte sogar Schwelgenstein zerschmettern.« Sie tat einen zittrigen Atemzug. »Ur-Lord, wir vermögen uns diesem Zorn nicht zu entziehen. Er wird meinem Rukh folgen und uns zur Gänze zermalmen.« Ihre Kehle preßte ihr die Stimme zu einem Klagen zusammen. »Ich hatte geglaubt, die wilde Magie gäbe uns Hoffnung. Doch wenn du keine Macht über sie hast ...« Hinter Covenants Rücken zuckte eine kleine Flamme auf, fraß sich in Holz. Sunder hatte Reisig entzündet. Er hob es in die Höhe wie eine Fackel, und der Lichtschein ließ die Gefährten wieder aus der Finsternis hervortreten. Hollian keuchte durch zusammengebissene Zähne, darum bemüht, nicht laut zu schreien. Die Beeinträchtigung ihres Feuers hatte sie inwendig zutiefst verletzt.
    »Es ist nun mal so«, knirschte Covenant. »Ich kann sie nicht kontrollieren.« Seine Fäuste umklammerten Memlas Handgelenke, während er zu verhindern versuchte, daß sie in Hysterie verfiel. »Reiß dich zusammen. Denk nach. Wir müssen irgend etwas dagegen machen.« Er blickte ihr in die Augen. »Kannst du deinen Rukh zurücklassen?«
    »Covenant!« heulte sie sofort in äußerster Betroffenheit.
    »Durch ihn bin ich, was ich bin! Ohne ihn bin ich nichts!« Covenant griff noch fester zu. Memla wich seinem Blick aus. Ihre Stimme ging über in ein dumpfes Stöhnen. »Ohne den Rukh kann ich keinen Pfad durchs Grün erschaffen. Ohne ihn habe ich keine Gewalt über die Landläufer. Der Rukh enthält die Macht, der zu gehorchen man sie gezüchtet hat. Wenn ich ihn aufgebe, enthebe ich sie des Banns, dem sie unterliegen. Sie würden uns im Stich lassen. Vielleicht würden sie sich gar wider uns wenden.« Im unzuverlässigen Helligkeitsschein schien ihr Gesicht zu bröckeln. »Dies Verhängnis kommt über mein Haupt«, sagte sie leise. »Ich habe dich in meiner Unwissenheit und Torheit nach Schwelgenstein gelockt.«
    »Verdammnis!« schnauzte Covenant, fluchte halb über sich selbst. Er fühlte sich wie gefangen; trotzdem wollte er nicht, daß Memla sich Vorwürfe machte. Er hatte sie um Hilfe gebeten. Er unterdrückte seinen Unmut. »Na schön«, keuchte er. »Ruf die Landläufer. Wir werden versuchen, ihn abzuhängen.«
    Memla starrte ihn an. »Es ist der Zorn! Man kann ihm nicht fortlaufen.«
    »Gottverdammt, Gibbon ist nur ein Wütrich!« Die Furcht verlieh Covenant Vehemenz. »Je weiter er ihn schicken muß, um so schwächer dürfte er werden. Wir müssen's versuchen.«
    Einen Moment lang fand Memla ihren Mut noch immer nicht wieder. Doch dann strafften sich die Muskeln ihres Gesichts, und in ihren Augen zeigte sich ein Ausdruck von Entschlossenheit oder Schicksalsergebenheit. »Ja, Ur-Lord«, quetschte sie durch die Zähne. »Er wird ein wenig schwächer werden. Laß uns den Versuch wagen.«

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