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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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der ihr gegenüber unterhalb der anderen Böschung stand. »Ich hab's versucht. Aber ich kann ihn nicht begreifen. Er ist gar nicht lebendig. Er strotzt nur so vor Macht und Kraft, und etwas Gebieterisches geht von ihm aus. Aber all das ist ... leblos. Wie dein Ring. Er kann alles mögliche sein.« Ihre Hand bedeckte ihre Augen. Für einen Moment geriet sie wieder außer Fassung. »Covenant, es schmerzt ... Es schmerzt, ihn anzusehen. Das alles hier zu sehen, ist eine einzige Quälerei.« Der Feuerschein erzeugte unter dem Schatten ihrer Hand orangerote Perlen.
    Gerne hätte Covenant seine Arme um sie gelegt; doch er wußte, das war nicht die Art von Trost, die sie benötigte. Ein Wütrich hatte sie berührt, ihre Seele gepfählt. Gibbon hatte ihr versichert, ihr Gespür fürs Gesunde werde sie zugrunde richten. »Deine Fähigkeit zu sehen hat dir das Leben gerettet«, entgegnete er harsch. »Sie hat Cail das Leben gerettet.«
    Lindens Schultern krampften sich zusammen. Ihr schauderte, sie ließ die Hand sinken, Covenant im erneuerten Schein der Flammen ihre Augen tränen sehen. »Sie hat dein Leben gerettet.« Covenant musterte sie so gleichmäßig, wie er konnte, sagte jedoch nichts, gewährte ihr soviel Zeit, wie sie brauchte. »Nach der Flucht aus Steinhausen Kristall.« Ihre Äußerungen kamen rauh über ihre Lippen. »Du hast im Sterben gelegen. Ich wußte nicht, was ich tun sollte.« Bitterkeit verzerrte ihren Mund, entstellte ihre Miene zu einer Grimasse. »Ich hatte nicht einmal meine Arzttasche dabei ... Ohne Kliniken, Labors und Instrumente sind Ärzte nicht mehr so sehr von Nutzen.« Doch im nächsten Moment hatte sie ihre Anwandlung von Nichtsnutzigkeit überwunden. »Etwas anderes ist mir nicht eingefallen, also bin ich ... in dich eingedrungen. Ich habe dein Herz gespürt, dein Blut, deine Lungen, deine Nerven ... Dein Leiden. Ich habe dich am Leben gehalten. Bis Hollian dir helfen konnte.« Sie wandte den Blick ab, ließ ihn ziellos durch den Bachlauf wandern wie einen Schuldbeladenen. »Es war entsetzlich, all diese Scheußlichkeit zu spüren. Sie zu erleben . Ganz so, als wäre ich der Befallene. Es war, als atme man Brandigkeit.« Abscheu oder Gram machte ihre Stirn knotig; doch sie zwang sich dazu, ihren Blick wieder in Covenants Gesicht zu richten. »Ich habe mir geschworen, nie wieder so etwas zu tun, solange ich lebe.«
    Covenant senkte voller Pein den Kopf. Er starrte in den Schatten zwischen ihnen. Ein langer Moment verstrich, ehe er ohne Grimm zu sprechen vermochte. »So widerwärtig ist dir also meine Leprose.«
    »Nein.« Ihr Widerspruch ließ seinen Kopf hochrucken. »Die Lepra war's nicht. Es war das Gift.« Bevor er ihre Zusicherung richtig fassen konnte, sprach sie weiter. »Es ist noch in dir. Es schwillt. Deshalb fällt's mir so schwer, dich anzuschauen.« Sie unterdrückte neue Tränen. »Ich kann nichts aus mir fernhalten«, sagte sie heiser. »Nichts von allem. Das Sonnenübel greift in mein Inneres. Ich kann's nicht verhindern. Du redest oft von Schändung. Das alles hier schändet mich.«
    Was kann ich tun? klagte Covenant inwendig. Warum bist du mir gefolgt? Weshalb hast du versucht, mir das Leben zu retten? Wieso findest du meine Lepra nicht abscheulich? Aber er bemühte sich, ihr keine Fragen zu stellen, sondern ihr Antworten zu geben. »Das ist die Art und Weise, wie Foul vorgeht. Er ist darauf aus, Hoffnung in Verzweiflung umzuwandeln. Stärke in Schwäche. Er wendet sich gegen Dinge, die von Wert sind, und versucht, sie zu Schlechtem zu machen.« Der Verächter hatte sich Kevins Liebe zum Land bedient, den Dienst der Bluthüter mißbraucht, die Treue der Riesen und Elenas Leidenschaft benutzt, um sie alle zu Verderbten zu erniedrigen. Und Hohl war von Linden angeschaut worden, weil er, Covenant, sie dazu aufgefordert hatte. »Aber das ist eine zweischneidige Sache. Denn jedesmal, wenn er uns zu schaden versucht, bekommen wir eine Gelegenheit, gegen ihn zu kämpfen. Wir müssen in unserer Schwäche Kraft finden. Aus Verzweiflung Hoffnung schaffen.« Er langte mit seiner Halbhand zu, nahm eine Hand Lindens, drückte sie. »Linden. Es nutzt nichts, sich vor ihm verstecken zu wollen.« Es ist ohne Nutzen, danach zu trachten, seinen Fallstricken auszuweichen. »Wenn du die Augen verschließt, trägst du nur zu deiner Schwächung bei. Wir müssen uns so annehmen, wie wir sind. Und ihm widerstehen.« Doch seine Finger waren gefühllos; er konnte nicht spüren, ob Linden den Druck

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