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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ein alter Fluch sich ohne Hast erfüllte. Leichter Regen fing an zu fallen, als begänne die Bösartigkeit der Sarangrave aus Begierde zu schwitzen.
    Einer der Landläufer schnob. Annoy stampfte mit den Hufen, schwenkte den Kopf hin und her, warf ihn auf und nieder. Covenant stöhnte. Shetra war einer der fähigsten Lords in Elenas Großrat gewesen, überaus tüchtig in der Handhabung ihrer Kräfte. Fünfzehn Bluthüter und Lord Hyrim hatten sie nicht retten können. Covenant krallte sich ins Fell seines Reittiers und richtete sein gesamtes Denken und Trachten nach vorn, während Linden und Brinn weiterhin den Weg durch den Nieselregen suchten. Langsam tränkte der Regen ihm das Haar und rann ihm in die Augen. Das Säuseln des Geniesels erfüllte die Luft wie ein Geseufze. Alles andere war still geworden. Die Annäherung der leuchtgrünen Kreaturen geschah so stumm, als wären sie Grabsteine. Sunder begann gedämpft auf die Landläufer einzureden, ermahnte sie zum Gehorsam.
    »Treibsand«, knirschte Linden. »Rechts.« In den Knien spürte Covenant, wie Clash zitterte. Für einen Moment gab der Treibsand ein Schmatzgeräusch von sich. Dann nahm das Geplätscher des Regens zu. Es verwandelte sich in einen Ausfluß feuchter Gelüste. Hinter dem Nieselregen konnte man die Sarangrave lauern spüren. Die Kreaturen befanden sich nur noch einen Steinwurf weit von den Gefährten entfernt und rückten immer näher.
    Mit einem Aufkeuchen straffte sich Linden. Covenant richtete den Blick mit einem Ruck voraus, erforschte das Dunkel des Abends. In der Ferne erstreckte sich eine Reihe grüner Lichter. Sie schnitt den Trupp vom Osten ab, reichte bis in den Norden und dehnte sich aus, um sich mit den Verfolgern zu vereinen. Hölle und Verdammnis! Die Gefährten waren in eine Falle geritten. Die Lichter glommen zwischen Bäumen, Gesträuch und Regen, schickten sich an, sich um die Reiter zusammenzuziehen wie eine Schlinge, sie südwärts abzudrängen. Clangor stolperte und sackte auf die Knie, raffte sich auf, schnob furchtsam. Linden keuchte unterdrückte Flüche vor sich hin. In Covenants Ohren klangen sie wie die Stimme des Regens. Linden war verzweifelt, der Hysterie gefährlich nah. In dieser Umgebung ihre Sinne allem rundum zu öffnen, mußte für sie sein wie eine Vergewaltigung.
    Ein Fluß, den man nicht sehen konnte, erzeugte eine Zeitlang im Regen ein Nebengeräusch, verstummte jedoch bald wieder. Für eine Weile platschten die Reittiere zwischen knorrigen Zypressen durch flaches Wasser. Das Nieseln fiel wie Öl, das die Gefährten für ihre Opferung salbte. Covenant verspürte keinerlei Lust, hier und jetzt zu sterben, ohne vollbracht zu haben, was er vollbringen mußte, ohne Sinn. Seine Halbhand schloß und lockerte sich um seinen Ring wie zum Ausdruck einer unbewußten Prophezeiung.
    Linden erteilte Brinn fortgesetzt Aufschluß über die Geländebeschaffenheit, schnauzte ihm ins Ohr, was sie sah, als wäre das ihr einziger Schutz gegen den Anbruch dieser irrsinnigen Nacht; aber Covenant hörte nicht länger zu. Er verdrehte den Hals, versuchte den Ablauf der Verfolgung zu beobachten. Der Regen klang wie das Zischen von Wasser auf heißen Edelsteinen. Falls Covenant von Clashs Rücken stürzte, würden die Wesen im Handumdrehen bei ihm sein.
    »Himmel und Erde!« krächzte Sunder von hinten aus der Dunkelheit. Hollian entfuhr ein Laut, der einem Wimmern glich. Covenant wandte sich um und sah nun auch den Süden von grünen Lichtern gesäumt. Der Trupp war nun von allen Seiten eingeschlossen.
    Das Terrain war nunmehr rundum frei; nichts verbarg noch die Vollständigkeit der Umzingelung. An einer Seite spiegelte sich auf einem kleinen Tümpel Grün in langen Streifen. Das Wasser schien hämisch zu grinsen. Die Geschöpfe drangen vor wie Leprose. Die angebrochene Nacht entbehrte aller Geräusche; nur das Seufzen des Regens war zu hören.
    Clang tänzelte wie ein nervöser junger Hengst. Annoy schnaufte schwerfällig, schaukelte nach rechts und links. Aber Sunder behielt die Landläufer in der Hand. Er lenkte sie weiter, bis sie sich in der Mitte der Umkreisung aus grünen Lichtern befanden. Dort ließ er sie stehenbleiben.
    »Halte deine Macht zurück«, sagte Brinn ausdruckslos zu Covenant. »Der Lauerer darf uns nicht gewahren.« Linden keuchte, als könne sie kaum noch atmen.
    Lautlos kamen die Wesen durch die Finsternis herangewimmelt. Jene von ihnen, die sich hinter der Wasserfläche aufhielten, verharrten an deren

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