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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Rand; die anderen dagegen näherten sich weiter. Sie waren gleichermaßen eigenschaftslos wie zielstrebig, glichen phosphorgrünem Wundbrand. Sie ähnelten ganz entsetzlich kleinen Kindern.
    Hergrom stieg ab, verwandelte sich in einen Schatten, der den Wesen entgegenhuschte. Einen Moment lang umgab ihn etwas wie modriger Glanz. Der Regen betonte seine Umrisse. »Nicht!« röchelte auf einmal Linden. »Nicht anfassen!«
    »Auserwählte.« Brinns Stimme war wie Stein. »Wir müssen die Einkreisung durchbrechen. Hergrom wird erproben, auf welche Weise wir zu kämpfen haben.«
    »Nein.« Lindens Eindringlichkeit erdrosselte sie nahezu. »Sie sind aus Säure. Aus Säure bestehen sie.«
    Hergrom blieb stehen. Gegenstände aus Dunkelheit flogen ihm aus Ceers Richtung zu. Er fing sie auf: es waren zwei Stück Holz aus dem Brennholzvorrat des Trupps. Er packte sie an den Enden und ging den Geschöpfen weiter entgegen. Scharf umrissen gegen ihr grünes Leuchten abgezeichnet, schwang er einen der Knüttel wie eine Keule und schlug nach der am nächsten gekommenen Kindsgestalt. Sie platzte wie ein mit Wasser gefüllter Luftballon, und smaragdgrüne Säurebrühe ergoß sich auf die Erde. Hergroms Holz flammte auf. Die Kreaturen zu beiden Seiten machten sich anscheinend nichts daraus, daß er eine der Ihren gefällt hatte. Sie rückten lediglich näher zusammen, um die Lücke zu schließen. Hergrom drosch mit dem anderen Knüppel zu und brachte noch eine der Gestalten zum Platzen. Dann kam er zurück, trug die Hölzer wie Fackeln.
    Im Feuerschein sah Covenant, daß er und seine Begleiter auf einer Fläche größtenteils freien, grasigen Untergrunds standen. Hinter den leuchtgrünen Kindern waren gedrungene schwarze Bäume zu sehen, ähnelten feigen Unholden. Der See zur Linken war größer als zunächst vermutet. Nur Zentimeter unter dem Wasserspiegel erstreckte sich zäher, dunkler Schlick. Treibsand. Die grünen Geschöpfe verfolgten die Absicht, die Gefährten hineinzudrängen. »Ur-Lord«, sagte Brinn im Ton einer Warnung, als habe er Covenants Gedanken gelesen. »Bewahre Zurückhaltung.« Covenant wollte etwas antworten, war jedoch nicht dazu in der Lage. Seine Lungen waren wie verschleimt. Sein Brustkorb hechelte nach Luft. Ihm war zumute, als müsse er am Regen ersticken. Wasser rann ihm übers Gesicht wie blutiger Schweiß. Nein, es war nicht der Regen. Die Luft selbst nahm ihm den Atem.
    Langsam gewann das Geräusch des Nieselns eine gewisse grelle Schärfe. Es fing wie ein Schrei zu klingen an. Aus der Tiefe der Nacht erhob sich ein Heulen gen Himmel. Es tönte bis in Covenants Lungen. Die Luft als solche heulte. Er hörte Sunder keuchen und spürte die ruckhaften Bewegungen von Lindens Muskeln, während sie um Atem rang, kostete die Ranzigkeit der eigenen Furcht. Der Lauerer! Hölle und Verdammnis! Der Schrei steigerte seine Schrillheit und Leidenschaftlichkeit, bekam den Charakter eines gegurgelten Johlens. Covenant spürte ihn tief in der Brust wie Klauen, fühlte ihn seinen Mut absaugen, als würde er bereits vom Treibsand verschlungen. Panik drohte. Der Trupp stand da wie für ein Opfer bestimmtes Vieh; die Gefährten zitterten und warteten wie benommen, während sich die Säurewesen näherten.
    Im folgenden Augenblick verfiel Clash aus seiner bloßen Furchtsamkeit unvermittelt in Raserei. Indem er sich wüst aufbäumte, schleuderte der Landläufer Linden und Covenant ins Gras, dann rammte er mit irrsinniger Wucht Clang. Während sich Brinn noch an seinen Nacken klammerte, warf das Tier Sunder und Stell von Clangs Rücken. Dann versuchte der ins Toben geratene Landläufer, über Clang hinwegzuspringen. Covenant kam rechtzeitig genug wieder auf die Füße, um zu sehen, wie Tollwut auch Clangor heimsuchte. Ohne auf Hollians Geschrei und Harns Befehle zu achten, rempelte der Landläufer Clash und Clang an, so daß sie auf die Knie niedersackten. Plötzlich waren alle vier Reittiere allem Anschein nach von dem wilden Drang besessen, Sunder und Stell anzugreifen. Annoy stürzte sich mit Gejaul ins Getümmel der übrigen Landläufer. Ceer und Harn sprangen ab und begaben sich auf sicheren Abstand. Stell und Harn rissen Hollian unter Clangors Hufen weg. Hohl lungerte am Rande des Sees herum und beobachtete den Wirrwarr, als habe er daran Vergnügen.
    Covenant verstand nicht, weshalb die Säuregeschöpfe nicht angriffen. Sie rückten zusehends immer näher, nutzten die gegenwärtige Gelegenheit jedoch nicht zu einer

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