Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
des Lauerers. Es waren Hunderte, ja dutzendfach Hunderte von Skest . Sie verfärbten die Nacht grün, so daß sie wie in einem Gesang der Verehrung und Anbetung zu pulsieren schien. Nicht einmal wenn ihnen ein ganzer Berg von Knüppeln zur Verfügung gestanden hätte, wäre es den Riesen oder den Haruchai möglich gewesen, diesen Ring zu durchbrechen; und der Trupp besaß kein Holz mehr, nur noch die Fackeln. Ununterdrückbare Flüche erschwerten Covenant die Atmung zusätzlich.
    Er betrachtete seine Freunde. Smaragdgrüner Glanz hob ihre Gestalten so deutlich gegen die Finsternis ab, als seien sie allesamt Verdammte. Linden keuchte auf Seeträumers Armen, als würde Alpdrücken ihren Schlummer stören. Hollians Gesicht war unter ihrem schwarzen Haar völlig blutleer, fahl wie eine schlechte Prophezeiung. Sunders ganze Miene krampfte sich ums Knirschen seiner Zähne zusammen. Die Wehrlosigkeit der Steinhausener griff Covenant ans Herz. Die Haruchai und ebenso die Riesen konnten zumindest, ehe sie fielen, eine gewisse Gegenwehr leisten. Aber was blieb Linden, Sunder und Hollian anderes übrig, als sich von vornherein mit dem Tod abzufinden?
    »Ur-Lord.« Im grünen Licht wirkten Brinns verkohltes Haar und seine Leidenschaftslosigkeit wahrhaft entsetzlich. »Der Ring aus Weißgold. Läßt er sich dazu verwenden, diese Skest zurückzudrängen?«
    Tausende? wollte Covenant ihm entgegenhalten. Mir fehlt es an Kraft. Aber seine Brust vermochte keine Worte hervorzupressen.
    Eine von Blankehans' Fackeln brannte in seiner Faust nieder. Indem er eine Grimasse schnitt, schleuderte er das Holz, so daß es Funken sprühte, in den Schlick. Im selben Augenblick flammte die Oberfläche des Schlammes auf. Flammen tanzten wie gemarterte Seelen über den Morast. Wie ein Vorgeschmack der Hölle schlug den Gefährten eine Hitzewelle entgegen, trieb sie in dichtgedrängter Gruppierung zurück zur Mitte der Halbinsel. Die Erste ließ ihre Fackeln fallen, zückte ihr Schwert und versuchte etwas zu rufen. Der Lauerer erstickte ihre Stimme. Doch die anderen Riesen verstanden, auf was es ihr ankam. Sie stellten sich rund um Covenant und seine Freunde auf, um sie mit den eigenen Leibern gegen die Hitze abzuschirmen. Die Erste, Blankehans und Pechnase blieben dem Feuer zugekehrt; Seeträumer wandte ihm den Rücken zu, schützte auf diese Weise Linden. Im nächsten Moment erschütterte eine Detonation die Erde. Pechnase wankte. Sunder, Hollian und Covenant maßen der Länge nach den Erdboden. Als Covenant sich wieder hochraffte, sah er aus dem Schlamm eine gewaltige Flamme emporschießen. Sie erhob sich wie ein Feuersturm und wirbelte himmelwärts. Ihr Brausen durchtobte die Nacht mit der Heftigkeit eines Unwetters. Sie loderte hoch über die Halbinsel auf, neigte sich, um auf die Gefährten heranzuwuchten. Das Heulen des Lauerers verwandelte sich in das Tosen einer Feuersäule.
    Nein! Covenant entwand sich Brinns Griff, drängte sich an Blankehans vorbei. Er zwang sich hinaus in den Hitzeschwall, der feurigen Eruption entgegen. Er entblößte den Krill und reckte ihn in die Höhe, so daß der Glanz des Edelsteins hell erstrahlte. Reinstes silberweißes Licht stach ins Orangerot der Glut, die aus dem Schlick fuhr, traf sie mit der Gewaltsamkeit eines Blitzschlags. Im Schweigen seiner wie verstopften Lungen zeterte Covenant lautlos Worte, die er selbst nicht verstand: Worte der Macht. Melenkurion abatha! Duroc minas mill khabaal!
    Unverzüglich zerbarst die Feuersäule. Wie aus Furcht brach sie mit unregelmäßigem Sprühen und Flackern zusammen, als hätte Covenant dem Lauerer noch einen Fangarm abgetrennt. Flammen liefen wie in sinnlosem Grimm über den Schlamm. Schlagartig war die Luft wieder frei von aller Beklemmung. Wind ohne Geheul fachte die Flammen an. Covenants Begleiter husteten und röchelten, als wären sie aus den Klauen eines Würgers gerettet worden. Er selbst kniete am öden Untergrund. Dröhnen von Leuchterscheinungen hallte in seinem Kopf, läutete Sieg oder Niederlage; ob das eine oder andere, bedeutete keinen Unterschied; Triumph und Schändung waren die gleiche Sache. Ihm schwanden die Sinne ...
    Aber Hände kamen ihm zu Hilfe. Ihr Zugriff war ebenso fest wie behutsam. Sie verhüllten den Krill , nahmen ihn aus Covenants von Macht verkrampften Fäusten. Annähernd vollkommene Finsternis ergoß sich in Covenants Augen, als besäße er nur noch leere Höhlungen, die der Nacht offenstanden. Die Dunkelheit sprach mit Brinns

Weitere Kostenlose Bücher