Das verwundete Land - Covenant 04
Zuchtstätten. Weil die Qual ihres kriecherischen Daseins ihn belustigte, hatte er ihnen das Leben gelassen. Doch er hatte sich in ihnen getäuscht. Ihrer eingefleischten Zaghaftigkeit zum Trotz hatten sie Covenant und Schaumfolger vor Lord Fouls Schergen bewahrt, den beiden die Geheimnisse von Fouls Hort verraten, es ihnen ermöglicht, Fouls Thronsaal zu erreichen und den Verächter zum Endkampf zu stellen. Im Namen des Reinen ... Offenbar waren die Sur-Jheherrin Nachkommen der Weichen. Wie ihre alten Sagen ihnen vorausgesagt hatten, waren sie aus der Sklaverei erlöst worden. Doch nicht durch Covenant, obwohl er es gewesen war, der die dazu erforderliche Macht aufbot. Die Erinnerungen schienen in Covenants Bewußtsein wie Drähte zu glühen; er konnte sich hören, wie er damals sagte, weil er keine andere Wahl gehabt hatte: Seht mich an! Ich bin nicht rein. Ich bin verderbt. Die Bezeichnung Jheherrin bedeutete nichts anderes als ›die Verderbten‹. Seine Auskunft hatte die Kreaturen in Verzweiflung gestürzt. Und doch hatten sie ihm geholfen. Schaumfolger dagegen ... Der Reine, das war er gewesen. Geläutert durch das Caamora der Glutasche, hatte er das Seine getan, um den Verächter niederzuwerfen, hatte damit ihr Verhängnis von den Jheherrin genommen. Und heute lebten ihre Nachfahren in Schlick und Schlamm der Sarangrave-Senke. Covenants Blick haftete auf den Sur-Jheherrin , als wäre ihr Erscheinen ein himmlischer Akt der Gnade, die Frucht von Schaumfolgers großem, so reinem Herzen, das man hier nach Jahrhunderten, in denen die Erinnerung der Menschen an das Land von einst dahin war, noch immer zu schätzen wußte.
Die Säurewesen schoben sich unaufhaltsam näher, schenkten weder Hohl noch den Sur-Jheherrin Beachtung. Die vordersten Skest waren nur noch fünf Schritte weit entfernt, leuchteten in bösartigem Smaragdgrün. Hergrom, Ceer und Harn standen bereit, um den Angreifern einen möglichst schweren Kampf zu liefern, obwohl ihnen klar sein mußte, daß auch Haruchai gegen soviel grüne Säure letzten Endes keine Chance hatten. Im grünen Schein wirkte ihre Gefaßtheit nahezu dämonisch.
Die beiden Sur-Jheherrin , die sich mit Blankehans unterhielten, rührten sich nicht von der Stelle. Aber sie erfüllten ihr Versprechen. Unvermutet begann der Schlick an den Rändern der Halbinsel zu brodeln. Der Schlamm schwappte wie eine Flutwelle ans Ufer, zerlief dann in zahlreiche einzelne Gestalten, in Sur-Jheherrin , die wie verkrüppelte Affen, deformierte Reptilien oder mißgestaltete Hunde aussahen. Triefnaß klommen sie zu Dutzenden an Land, auf den Leibern Flämmchen, die gleich darauf erloschen. Mit verblüffender Geschwindigkeit eilten sie an den Haruchai vorüber. Und es kamen immer mehr. Aus dem vom Feuer des Lauerers greulich erhellten Schlick erhoben sie sich, um die Gefährten zu verteidigen.
Die Haufen der Sur-Jheherrin und Skest prallten aufeinander, Säure und Lehm trafen sich in grobschlächtigem Konflikt. Es gab kein Ringen, kein gegenseitiges Ausspielen von Kraft oder Geschicklichkeit. Skest und Sur-Jheherrin boten ihre jeweilige ureigene Natur gegeneinander auf. Die Skest waren dazu geschaffen worden, grüne Säure auf alles zu verspritzen, was sich ihnen entgegenstellte. Aber die Lehmwesen vermochten sowohl Säure wie auch Feuer zu absorbieren. Jeder Sur-Jheherrin umarmte einen Skest , saugte das Säurewesen einfach auf. Einen Moment lang schimmerte der Lehm smaragdgrün, dann war das Grün erstickt, und der Sur-Jheherrin wandte sich dem nächsten Skest zu.
Covenant beobachtete die Auseinandersetzung, als beträfe sie ihn gar nicht. Für seine widersprüchlichen Leidenschaften blieb sie ohne Bedeutung, für ihn zählten ausschließlich die Sur-Jheherrin selbst. Während seine Augen den Zwist verfolgten, lauschten seine Ohren jedem Wort des Gesprächs zwischen Blankehans und den zwei zuerst aufgetauchten Lehmgestalten. Blankehans stellte immer weitere Fragen, als sorge er sich, der Ausgang des Kampfes könne unsicher und das künftige Schicksal der Sucher in Wirklichkeit davon abhängig sein, wieviel er in Erfahrung bringen konnte.
»Blankehans fragt«, verdolmetschte Pechnase laufend, während Skest und Sur-Jheherrin ihren lautlosen Konflikt austrugen, »ob's möglich sei, so viele Skest zu schlagen. Die Sur-Jheherrin antworten, daß sie ihnen an Zahl stark unterlegen sind. Dennoch wagen sie im Namen des Reinen das Unterfangen, uns einen Weg aus dieser Falle zu bahnen und uns bei der
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