Das verwundete Land - Covenant 04
verstehen, obwohl ich Ihnen wiederholt erklärt habe, daß Ihnen die Voraussetzungen fehlen. Ich glaube, jetzt werden Sie verstehen müssen, ob's Ihnen paßt oder nicht.«
»Covenant«, stöhnte sie durch ihre Hände. »Covenant.«
»Linden.« Behutsam berührte er ihre Handgelenke, bewog sie zum Senken der Arme.
»Covenant ...« Sie entblößte ihr Gesicht. Ihre Augen waren braun, abgründig und naß, getrübt vom Nachhall der Furcht. Im ersten Moment machte sie Anstalten, vor ihm zurückzuweichen, besann sich jedoch und verharrte. »Ich muß geträumt haben.« Ihre Stimme zitterte. »Ich dachte, Sie wären mein Vater.« Er lächelte ihr zuliebe, obwohl der innere Druck, unter dem er stand, ihn bis in die wie zerschlagenen Knochen schmerzte. Vater? Er hätte sich gerne genauer darüber informiert, was dahinterstak, sah jedoch davon ab. Andere Fragen waren dringlicher. Doch bevor er dazu kam, sich zu überlegen, wie er mit seinen Fragestellungen verfahren sollte, begann Linden ihre Fassung zurückzugewinnen. Sie pflügte mit ihren Händen durchs Haar, zuckte zusammen, als sie die Verletzung hinter ihrem Ohr streifte. Für einen Moment besah sie sich das an ihre Finger geschmierte Blut. Dann kamen ihr andere Erinnerungen. Ihr entfuhr ein scharfes Aufkeuchen. Ruckartig fiel ihr Blick auf Covenants Brust. »Das Messer ...« Ihre Eindringlichkeit lief nahezu auf einen Angriff hinaus. Linden faßte zu, riß das T-Shirt an der beschädigten Stelle noch weiter auf, starrte auf die frische Narbe unter Covenants Brustbein. Sie war sichtlich betroffen. Ihre Hände wollten die Narbe betasten, ließen jedoch davon ab. Ihre Stimme glich einem heiseren Geflüster. »Das ist doch nicht möglich.«
»Hören Sie zu.« Mit der Linken hob Covenant ihren Kopf an, brachte sie dazu, seinen Blick zu erwidern. Ihm lag daran, sie abzulenken, auf das Bevorstehende vorzubereiten. »Was ist mit Ihnen passiert? Der Mann hat Sie geschlagen. Das Feuer hat uns erfaßt. Was ist danach gewesen?«
»Was ist mit Ihnen geschehen?«
»Eins nach dem anderen.« Die Mühe, die er aufwenden mußte, um Ruhe zu bewahren, flößte seinem Tonfall Grimm ein. »Es gibt zu viele andere Dinge, die Sie vorher begreifen müssen. Bitte lassen Sie mir Gelegenheit, sie Ihnen zu erklären. Sagen Sie mir, was passiert ist.«
Sie ging auf Abstand. Ihr ganzer Körper lehnte sich gegen seine Frage auf. Mit zittrigem Zeigefinger deutete sie auf seine Brust. »Das ist unmöglich.«
Unmöglich. Er hätte sie in diesem Moment mit lauter Unmöglichkeiten überhäufen können. Doch er sah davon ab. »Genauso wie Besessenheit«, entgegnete er lediglich.
Kläglich erwiderte sie seinen Blick. Dann schloß sie die Augen. »Ich muß ohnmächtig geworden sein«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich habe von meinen Eltern geträumt.«
»Sie haben nichts gehört? Keine Stimme, die Drohungen ausgestoßen hat?«
Verblüfft schlug sie die Augen wieder auf. »Nein. Wieso das?«
Covenant senkte, um seinen inwendigen Aufruhr zu verheimlichen, den Kopf. Foul hatte nicht zu ihr gesprochen? Die Implikationen dieser Tatsache erleichterten ihn ebenso wie sie ihn beunruhigten. War diese Frau irgendwie von Foul unabhängig? Frei von seiner Beeinflussung? Oder war er sich ihrer so vollständig sicher? Als Covenant aufschaute, galt Lindens Aufmerksamkeit bereits der Brüstung des Kevinsblicks, der Sonne, dem weiten Himmel. Langsam erstarrten ihre Gesichtszüge. Linden begann aufzustehen. »Wo sind wir?«
Covenant ergriff ihre Arme, drängte sie zum Sitzenbleiben. »Sehen Sie mich an.« In heftiger Verneinung schüttelte Linden nachdrücklich den Kopf. Covenant fühlte sich von den Anforderungen der heiklen Situation ganz in Beschlag genommen; überall lauerten offene Fragen. Doch in diesem Augenblick hatte die krasse Hilfsbedürftigkeit, die sich in Lindens Miene widerspiegelte, vor allen anderen Dingen Vorrang. »Dr. Avery.« Wahnsinn lag in der Luft; er wußte es aus eigener Erfahrung. Wenn er Linden nicht sofort half, sich zurechtzufinden, würde er ihr womöglich überhaupt nicht mehr helfen können. »Schauen Sie mich an.« Sein Verlangen lenkte ihren wilden Blick auf ihn zurück. »Ich kann Ihnen Erklärungen geben. Sie müssen mir nur dazu die Gelegenheit lassen.«
Ihre Stimme war wie ein zweiter Messerstich. »Also erklären Sie.«
Beschämt duckte sich Covenant; es war seine Schuld, daß sie jetzt hier war – und auf alles gänzlich unvorbereitet. Doch er zwang sich dazu, ihr mit
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