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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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einherrollte, eine beängstigende farbliche Schattierung. Die Wolken wälzten sich dahin wie ein Unwetter und verhüllten die Erde vom einen bis zum anderen Horizont. Ein Schwindelanfall suchte Covenant heim; er entsann sich mit unerfreulicher Klarheit daran, daß er achthundert Meter hoch über den Vorhügeln stand. Doch er mißachtete das akute Unbehagen und die drohende Panik, konzentrierte sich auf Linden. Sie war fassungslos, wie gelähmt. Die übergangslose Versetzung aus einer nächtlichen Waldlandschaft in einen Morgen inmitten solcher Naturgewalten überwältigte sie ungeheuer stark. Gerne hätte Covenant seine Arme um sie gelegt, ihr Gesicht an seiner Brust geborgen, um ihr Schutz zu bieten; aber ihm war klar, daß er es nicht tun konnte, er ihr nicht die Kraft zu spenden vermochte, die sie benötigte, um etwas zu ertragen, das ihn selbst einmal fast um den Verstand gebracht hatte. Sie mußte von sich aus zum Durchhalten imstande sein. Grimmig drehte er Linden, um ihren Blick in die entgegengesetzte Richtung zu lenken.
    Der Anblick der Berge, die dort auf dramatische Weise emporragten, wirkte auf Linden wie ein Fausthieb. Nur einen Steinwurf vom Kevinsblick entfernt erhoben sie sich eindrucksvoll aus den Wolken. Ihre Gipfel waren zerklüftet und schroff. Von der Felsklippe aus, die dem Kevinsblick am nächsten war, wichen sie nach beiden Seiten in den Hintergrund zurück, so daß sie einem Keil ähnelten, türmten sich in der Ferne immer höher auf. An der rechten Seite verlief eine Ausbuchtung der Bergkette noch einmal ein Stück weit durch die Wolken herüber zum Kevinsblick.
    Linden starrte die Klippe an, als drohe sie auf sie herabzustürzen. Covenant spürte, wie es unter Lindens Rippen tobte; sie fühlte sich vom Irrsinn bedrängt und konnte unter all diesem freien Himmel nicht genug Luft finden, um Atem zu schöpfen und aufzuschreien. Aus Sorge, sie könne sich von ihm losreißen und womöglich über die Brüstung fallen, zog Covenant sie wieder herunter auf den sicheren steinernen Boden. Sie sackte auf die Knie, schnappte lautlos nach Luft. Ihre Augen blickten fürchterlich glasig und hohl drein.
    »Linden!« Weil Covenant nichts besseres in den Sinn kam, brüllte er sie an. »Haben Sie denn nicht genug Mut zum Weiterleben?« Sie keuchte und atmete heftig ein. Wie zwei Schwerter, die aus ihren Scheiden fuhren, schlug ihm nun ihr Blick entgegen. Das sonderbare Sonnenlicht ließ ihr Gesicht nach finsterster Wut aussehen. »Entschuldigung«, sagte Covenant kloßig. Ihre Reaktion schmerzte ihn ebensosehr wie die eigene Hilflosigkeit. »Sie waren so ...« Unwissentlich hatte er in ihr an etwas gerührt, das anzutasten er keinerlei Recht besaß. »Ich habe nicht gewollt, daß Ihnen dergleichen zustößt.«
    Sie verwarf sein Bedauern mit einem zornigen Kopfschütteln. »Und nun«, forderte sie zwischen Gekeuche, »werden Sie mir die andere Erklärung verraten.«
    Covenant nickte. Bedächtig ließ er Linden los und trat zurück, um sich hinzusetzen und mit dem Rücken an das Ringmäuerchen zu lehnen. Er begriff die merkwürdige Kombination von Stärke und Schwäche nicht, die in dieser Frau stak; im Moment jedoch war seine Verständnislosigkeit unwichtig. »Die innere Erklärung, ja.« Tiefgehende Mattigkeit breitete sich in ihm aus. Mühevoll rang er um die Worte, deren es bedurfte. »Wir sind in einer Gegend, die sich schlicht das Land nennt. Es handelt sich um eine andere Welt, so ähnlich, als wäre man auf einem anderen Planeten. Diese Berge sind der Südlandrücken, sie bilden die südliche Grenze des Landes. Der gesamte Rest des Landes liegt westlich, nördlich und östlich von hier. Dieser Ausguck trägt den Namen Kevinsblick. Unter uns, etwas nach Westen, muß ein Dorf namens Steinhausen Mithil liegen. Schwelgenstein ist ...« Aber der Gedanke an Schwelgenstein rief ihm gleichzeitig die Lords in Erinnerung; deshalb scheute er den Gedanken. »Ich war schon einmal hier. Das meiste von dem, was ich Ihnen erzählen kann, dürfte für Sie wenig Sinn ergeben, solange Sie diese Dinge nicht selbst gesehen haben. Über eine wichtige Sache müssen Sie sich jedoch unbedingt sofort klar werden. Das Land hat einen Erzfeind. Lord Foul.« Covenant musterte Linden, darauf bedacht, ihre Reaktion abzuschätzen. Doch aus ihren Augen schlug ihm nur Düsternis entgegen, sonst nichts. »Seit Tausenden von Jahren«, berichtete Covenant weiter, »versucht Foul, das Land zu vernichten. Es ist für ihn ... eine Art von

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