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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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wilde Magie hat wider mich nicht länger Macht. So also war es um seine Macht beschaffen. Er hatte sich Lord Fouls Machenschaften bereits ausgeliefert. Ein Aufstöhnen entfuhr ihm, ehe er es zwischen den Zähnen ersticken konnte.
    »Covenant?« Besorgnis ließ Lindens Stimme scharf klingen. »Sind Sie in Ordnung?« Er vermochte nicht zu antworten. Die bloße Tatsache, daß sie sich um ihn sorgte, dazu imstande war, sich um ihn zu sorgen, während sie selbst unter solcher Belastung stand, vervielfachte das Unbehagen in seinen Knochen. Sein Blick klammerte sich regelrecht an den Stein, als suche er darin nach Kraft. »Covenant!« Lindens Zuruf glich einem Schlag ins Gesicht. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen kann. Sagen Sie mir, was ich tun soll.«
    Was sie tun soll. Nichts von alldem war ihre Schuld. Sie verdiente eine Antwort. Er schleppte sich innerlich ins Zentrum seiner Müdigkeit und des Schwindelgefühls. Hatte er, als er an Joans Stelle trat, sein Schicksal wirklich besiegelt? Er mußte doch sicher nicht unabwendbar versagen? Einer Macht, für die er einen so hohen Preis entrichtet hatte, konnte er sicherlich nicht so einfach verlustig gehen? »Am Ende der Treppe«, knirschte er hervor, ohne den Kopf zu heben, »verläuft ein Felssims an der Klippe entlang. Seien Sie vorsichtig.« Er zwang sich zum Handeln, rutschte durch die Lücke.
    »Verdammt, warum müssen Sie sich so unzugänglich benehmen?« hörte er Linden unterdrückt, aber erbittert äußern, als sein Kopf sich unterhalb des Ausgucks befand. »Alles was ich will, ist helfen.« Ihr Tonfall klang, als hänge ihre geistige Gesundheit von der Fähigkeit zur Hilfeleistung ab. Aber er durfte es sich jetzt nicht erlauben, an sie zu denken; die Gefährlichkeit der Stufen beanspruchte seine ganze Aufmerksamkeit. Er kletterte die Treppe mit den Füßen voran hinunter, als wäre er auf einer Leiter, stützte sich mit den Händen ab, setzte jeden Fuß sehr nachdrücklich auf, um sich seines Halts zu versichern, ehe er ihm traute. Er nahm seinen Blick nicht von den Händen. Sie stemmten sich gegen die Stufen, so daß die Sehnen sich abzeichneten wie Male der Verzweiflung. Die Leere ringsum schien bodenlos zu sein. Er konnte dem Wind die Weiträumigkeit anhören. Und das geschwinde Wirbeln des Gewölks unter ihm schien eine nahezu hypnotische Anziehungskraft auszuüben, beeinträchtigte sein Konzentrationsvermögen. Überall rund um ihn klafften tiefe Abgründe. Doch er kannte diese Art von Furcht bereits. Mit angehaltenem Atem tauchte er in die Wolken ein – in die ruhige Mitte seiner Höhenangst. Schlagartig verblaßte die Sonne und verschwand dann vollends. Mit jedem Schritt von Covenants Abstieg verdüsterte sich die graue Trübnis, bis sie in beinahe mitternächtliche Dunkelheit überging. Ein fahles Aufblitzen durchfuhr das naßkalte Wolkenmeer, fast sofort gefolgt von Donnergrollen. Der Wind gewann an Stärke, fegte feucht heran, als wolle er Covenant von dem steinernen Vorsprung wehen. Der Stein wurde glitschig. Covenants gefühllose Finger konnten keinen Unterschied feststellen, doch die Nerven in seinen Handgelenken und Ellbogen bemerkten jedes Abgleiten seines Zugriffs. Erneut schoß ein Blitzstrahl neben ihm herab, erhellte das wüste Gebrodel und die Schnelligkeit der Wolken. Der Himmel dröhnte. Instinktiv preßte sich Covenant an den Stein. Irgend etwas in Covenants Innerem heulte auf, aber er wußte nicht, ob es laut geschah. Indem er qualvoll durch die furchtbare Wucht des Sturms abwärts kroch, setzte er den Weg nach unten fort.
    Er ermaß sein Vorankommen an der zunehmenden Schwere des Regens. Das kalte Prickeln feinen Geniesels in seinem infolge der Blutergüsse überempfindlichen Gesicht wich einem Schauer aus dicken Tropfen, der ihm vorkam wie ein Hagel von Kieseln. Nicht lange, und er war klatschnaß und fühlte sich wie durchgeprügelt. Über ihm tosten Donner und Blitz, verliehen ihrer Wüstheit ungehemmt Ausdruck. Doch die Verheißung, die das Felssims für ihn darstellte, trieb Covenant weiter abwärts.
    Endlich ertastete sein Fuß das Sims. Er stieß sich von der Treppe ab und drückte sich rücklings an die Wand der Klippe, schaute nach oben. Ein Zucken blauweißen Feuers enthüllte inmitten der Finsternis Linden. Sie befand sich unmittelbar oberhalb von Covenants Kopfhöhe. Als sie das Sims erreichte, fing er sie ab, damit sie nicht über den Rand torkelte. Eindringlich hielt sie ihrerseits ihn fest. »Covenant!« Der Wind

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