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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Sicherheit würde ihm in Kürze die Besinnung schwinden ... Und es gab noch so viele Dinge, die seine Begleiter nicht verstanden. Eins jedoch war wichtiger als alles andere. Er versuchte, seinen Blick auf den Steinmeister zu heften. Doch er vermochte seine Sicht nicht zu klären. Er schloß die Augen, um nicht sehen zu müssen, wie das Bild des Steinhauseners immerzu verschwamm und zerrann. »Sunder.«
    »Ur-Lord?«
    Covenant seufzte, weil er sich um Sunders Reaktion sorgte. »Hör zu!« Er konzentrierte sich auf die Überbleibsel von Entschlossenheit, die in seiner Stimme mitschwangen. »Wir können hier nicht bleiben. Ich habe dir noch nicht gesagt, wohin wir gehen müssen.«
    »Laß es einstweilen«, entgegnete sein Führer gelassen. »Du bist in elendem Zustand und ausgehungert. Du mußt essen. Über derlei Fragen können wir später sprechen.«
    »Hör zu!« Covenant fühlte sich von mitternächtlicher Schwärze umlauert, die sich näherschob. Er bemühte sich, der Wichtigkeit seines Anliegens Ausdruck zu verleihen.
    »Bring mich nach Schwelgenstein!«
    »Schwelgenstein?!« fuhr Sunder in energischem Widerspruch auf. »Dein Geist irrt ab. Weißt du nicht, daß Schwelgenstein die Feste des na-Mhoram ist? Habe ich nicht erwähnt, welche Rede die Predigt von dir führt? Die Gefolgsleute ziehen durchs Land und gebieten allerorten deine Austilgung. Glaubst du, man würde dich zu Schwelgenstein herzlich willkommen heißen?«
    »Das ist mir egal.« Covenant schüttelte den Kopf und merkte, daß er damit nicht mehr aufhören konnte. Die Muskeln seines Nackens ruckten hin und her, als befände er sich kurz vor der Hysterie. »Dort sind die Antworten zu finden. Ich muß wissen, wie das alles so gekommen ist.« Er wollte hinaus in die Wüstenei weisen; doch all seine Horizonte waren düster, getrübt durch Staub und leblose Luft. »Was das Sonnenübel ist. Ich kann nicht dagegen kämpfen, solange ich nicht weiß, um was es sich handelt.«
    »Ur-Lord, dorthin sind's dreihundert Längen.«
    »Ich weiß. Aber ich muß hin. Ich muß wissen, was geschehen ist.« Er blieb auf schwächliche Weise starrköpfig wie ein krankes Kind. »Damit ich dagegen kämpfen kann.«
    »Himmel und Erde!« Sunder stöhnte auf. »Das ist von allem der größte Irrsinn.« Für einen ausgedehnten Moment blieb er still, suchte in seinem Innern nach Ausdauer oder Weisheit. Bitte, atmete Covenant in das Schweigen. Bitte, Sund er. »Ach, sei's drum«, sagte der Steinmeister plötzlich gedämpft. »Es liegen keine anderen Aufgaben mehr vor mir. Und es ist unmöglich, sich dir zu verweigern. Im Namen meines Vaters Nassic – und meines Freundes Marid, dessen Leben du ohne Rücksicht auf dich zu retten getrachtet hast – werde ich dich führen, wohin du willst. Nun iß. Selbst Propheten und Wahnsinnige brauchen Nahrung.«
    Covenant nickte matt. Er verschloß seine Sinne dem Geruch nach Blut und biß von seiner Scheibe Ussusimiel ab. Die Frucht ließ sich nicht mit der Aliantha vergleichen, was den Geschmack und die Nahrhaftigkeit betraf, aber sie erfüllte ihm den Mund mit Reinlichkeit und schien seinem Schmerz einiges von der dumpfen Schwere zu nehmen. Während er aß, wich die Finsternis wieder ein wenig von ihm zurück.
    Nachdem er seinen Anteil der Früchte gegessen hatte, setzte er sich zurecht, um sich etwas auszuruhen. Doch auf einmal erhob sich Sunder. »Komm«, sagte er zu Linden. »Wir wollen uns auf den Weg machen.«
    »Er dürfte sich eigentlich nicht bewegen«, meinte Linden mit tonloser Stimme.
    »Am Fluß werden sich Aliantha finden lassen. Vielleicht ist ihre Wirkung stark genug, um ihm die Kraft zum Durchhalten zu geben.«
    »Kann sein. Aber es wäre besser, er würde sich nicht bewegen. Das Gift wird sich weiter ausbreiten.«
    »Linden Avery«, sagte Sunder sehr leise. »Marid war mein Freund. Ich kann an dieser Stätte nicht länger verweilen.«
    Covenant bemerkte einen schwachen Geruch von Fäulnis in der Luft. Er stammte von seinem Arm; oder von Marids Leichnam. Für einen Moment schwieg Linden. Dann seufzte sie. »Gib mir das Messer. Mit so einem Arm kann er nicht herumlaufen.« Sunder reichte ihr den Dolch. Linden nahm Covenants Schwellung genau in Augenschein. Sie hatte sich bis über den Ellbogen ausgedehnt. Ihr schwärzlicher Druck ließ die Stricke tief in seinen Arm einschneiden. Wie in schwindsüchtiger Schwäche sah Covenant zu, wie sie den Strick durchtrennte. Blut strömte durch den Arm hinab zur Wunde. Er schrie auf.
    Dann

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