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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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schlug die Finsternis für einige Zeit über ihm zusammen. Als er wieder etwas wahrnahm, befand er sich nichtsdestotrotz auf den Beinen; seine Arme waren über die Schultern seiner Begleiter gelegt. Sie wanderten nach Westen. Die Sonne brannte auf sie herab, als wären sie eine Herausforderung ihrer Oberherrschaft. Die Luft war vor Hitze wie aufgedunsen; sie schien sich jeder Atmung zu widersetzen. In sämtlichen Richtungen glitzerten Stein und Erde der Ebenen, als seien sie im Verdampfen begriffen. Bei jedem Schritt lachte der Schmerz in seinem Kopf gräßlich auf. Wenn Linden und Sunder nicht bald ein Mittel gegen sein Fieber fanden ...
    Linden ging an seiner linken Seite, um nicht, weil sie im Gegensatz zu Sunder schwankte, seinem wunden Arm weh zu tun. Häufig schwanden Covenant die Sinne, kehrten regelmäßig wieder. Als Covenant eine Stimme singen hörte, blieb er im unklaren, ob das Wirklichkeit war; es mochte eine Stimme aus einem Traum sein.
     
    »Wer wandelt mit dem weißen Gold wilder Magie,
    Der wandelt als ein Widerspruch,
    Denn alles ist er und doch ein Nichts,
    Held und Tor,
    Machtvoll und hilflos,
    Mit einem Wort aus Wahrheit oder Trug
    Kann er die Erde verwüsten oder retten,
    Denn er ist wirr im Geist und dennoch heil,
    Ohne Herz und doch voll Leidenschaft,
    Verloren und zugleich gefunden.«
     
    Sunder schwieg. »Was ist das?« fragte Linden einen Moment später nach. Sie keuchte die Frage abgehackt hervor.
    »Ein Lied«, antwortete der Steinmeister. »Mein Vater Nassic hat es gesungen, wann immer ich mich über seine Torheit verärgert zeigte. Doch ich verstehe es nicht, obwohl ich nun den Ring aus Weißgold erblickt und die wilde Magie in schauriger Schönheit leuchten gesehen habe.«
    Schaurig , dachte Covenant während eines Atemzugs, als träume er.
    »Sprich weiter!« sagte Linden kurz danach. »Es hilft ... Kennst du noch mehr Lieder?«
    »Was wäre das Leben ohne Gesang?« meinte Sunder. »Wir haben Lieder für die Saat wie für die Ernte ... um während der Sonne der Seuchen Kinder zu trösten ... Lieder zur Ehre jener, deren Blut zum Wohle des Steinhausens vergossen werden muß. Doch ich habe des Rechts entsagt, sie singen zu dürfen.« Er machte keinerlei Hehl aus seiner Verbitterung. »Ich werde dir eines der Lieder um a-Jeroth vorsingen, welche uns die Gefolgsleute der Sonnengefolgschaft lehren.« Er straffte seine Schultern, so daß ein schmerzhafter Stich Covenants Arm durchzuckte. Als er zu singen anhob, klang seine Stimme vom Staub heiser, war aus Erschöpfung kurzatmig; doch das paßte durchaus zu dem Lied.
     
    »›O komm, Feinsliebchen, laß dich berücken!
    Weder Herz noch Lust kennt dein Gemahl.
    Vergiß ihn in zweisam' Verzücken.
    Froh treff ich des Betrügers Wahl.‹
    Das voller Verlockung und Zaubersach'
    A-Jeroth von den Sieben Höllen sprach.
     
    Und Diassomer Mininderain,
    Des Meisters Gemahlin, Gefährtin der Macht,
    Herrin von der Sterne und Himmel Sein,
    Walterin über Reiche und ihre Zwietracht,
    Sie befolgte wohl, geht die Erzählung,
    A-Jeroths von den Sieben Höllen Erwählung.
     
    Mit a-Jeroth die Herrin entrann.
    In Furcht floh Diassomer und Grausen
    Des Meisters Gefilde und Bann.
    Auf Erden birgt sie ihr Haupt mit Zausen,
    Ringsum erschallt, ihr Weh zu machen,
    A-Jeroths von den Sieben Höllen Lachen.
     
    ›Vergib!‹ fleht sie in Pein und Schmerz.
    Es martert sie des Verräters Hohn.
    ›Übel gedieh's mir, sein Schmeicheln im Scherz.
    Mich sehnt's, zu ehren meines Meisters Thron.‹
    In den Ohren gellt ihr, nah der Umnachtung,
    A-Jeroths von den Sieben Höllen Verachtung.
     
    Voll Zorn ist der Meister, Feuer und Wut.
    Vergeltung hält er in den Händen.
    Zur Fehde schreitet er, ganz Schwert und Glut,
    Wider Trug und Verrat, so die Lande schänden.
    Vertan und verwirkt sind aller Zauber Tück'
    Und a-Jeroths von den Sieben Höllen Glück.
     
    Mininderain bürdet der Meister Buße auf,
    Gebrochner Treue wird der Himmel zum Raub.
    Beläßt allein ihr viel Kinder zuhauf,
    Geweiht dem Verrat bis in Tod und Staub.
    Darauf ward der Erdkreis ein Höllental
    Zu a-Jeroths von den Sieben Höllen Qual.«
     
    Der Steinmeister stieß einen Seufzer aus. »Ihre Kinder sind die Bewohner der Erde. Es heißt, daß anderswo auf der Erde – jenseits der Meere, hinter den Bergen – noch Wesen leben, die sich Treue bewahrt haben. Das Land jedoch ist die Heimat der Treulosen, und an den Abkömmlingen des Verrats wirkte das Sonnenübel die Vergeltung des

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