Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Wovon redete sie?
    Ein drittes Mal saugte Linden und spuckte aus. Ihre verspannten Gesichtszüge waren so weißlich wie hervorgetretene Knöchel. Plötzlich ließ sie seinen Arm mit unbeabsichtigter Brutalität fallen; Pein loderte bis in Covenants Schulter hinauf. Linden sprang auf die Füße und trampelte auf das ausgespuckte Blut, trat es in den Dreck, als wäre es ein Greuel, das sie vom Antlitz der Welt auszulöschen wünschte.
    »Linden«, japste Covenant schwächlich durch seine Qual, »was ist los?«
    »Gift!« Sie schäumte geradezu vor Ekel. »Was für eine Art von Welt ist das hier bloß?« Unvermittelt hastete sie zu Sunders Quelle und begann sich den Mund zu waschen. Ihr Schultern glichen Verknotungen des Abscheus. Als sie zu Covenant zurückkehrte, zitterte sie am ganzen Leibe, und ihre Augen blickten hohl drein. »Gift.« Sie schlang die Arme um den Oberkörper, als ob sie auf einmal fröre. »Mir fehlen dafür die Worte. Das war nicht bloß gewöhnliches Gift. Irgendwie war es mehr ... viel schlimmer. So ähnlich wie das Sonnenübel. Eine Art von moralischem Gift.« Sie strich mit den Händen durchs Haar und rang um Beherrschung. »Herrgott, Sie werden jetzt ganz miserabel dran sein ...! Sie gehören ins Krankenhaus. Nur gibt's sowieso auf der ganzen Welt für ein derartiges Gift kein Gegenmittel.«
    Covenant wand sich inmitten des Strudelns seiner Qual, vermochte zwischen ihr und seiner Furcht nicht länger zu unterscheiden. Moralisches Gift? Er verstand Lindens Beschreibung nicht, doch zumindest schuf sie Klarheit hinsichtlich anderer Fragen. Sie erklärte, weshalb der Wütrich in Marid sich hatte entlarven lassen. Nämlich damit man Marid dem Sonnenübel auslieferte und er sich in ein Monsterverwandelte, das die Fähigkeit besaß, ein solches Gift an den Mann zu bringen. Aber wieso? Was konnte Lord Foul gewinnen, falls er, Covenant, auf diese Weise starb? Und warum hatte Marid ursprünglich Linden angegriffen? Wegen ihrer Sensitivität für das Land, weil sie Dinge zu erkennen vermochte, von denen der Verächter nicht wünschte, daß man sie sah?
    Covenant konnte nicht richtig denken. Der Blutgestank, der von seinem Hemd aufstieg, beanspruchte seine gesamte Wahrnehmung. Alles ringsum geriet zum Grauen; ihm war danach, einfach in ein Geheul auszubrechen. Doch Linden kam ihm zu Hilfe. Irgendwie gelang es ihr, das eigene Mißbehagen zu meistern. Sie drängte ihn zum Aufstehen, geleitete ihn, indem sie ihn stützte, zum Wasser, damit er trinken könne. Er war bereits wacklig auf den Beinen. Aber sein Körper erkannte das Bedürfnis nach Wasser an; durstig trank Covenant aus der Quelle. Sobald er fertig war, half Linden ihm zurück in den Schatten der Felsplatte. Dort ließ sie sich neben ihm nieder, hielt seinen entzündeten Arm in ihren Händen, bemühte sich so, es ihm erträglicher zu machen. Blut troff unbeachtet aus der Schnittwunde. Die Schwellung dehnte sich dunkel aufwärts zum Ellbogen aus.
    Sunder hatte unterdessen ununterbrochen gesungen; nun jedoch verstummte er. Mittlerweile war es ihm immerhin gelungen, dem Resultat seiner Beschwörung eine zeitweilige eigenständige Stabilität zu verleihen. Sobald er schwieg, flackerte der kupferrote Strahl, der aus dem Orkrest aufstieg, und erlosch, hinterließ den Stein auf dem Erdboden, leer wie ein Loch; doch der Quell sprudelte noch für ein Weilchen weiter. Er hatte Zeit genug, um ausgiebig zu trinken, bevor das Wasser wieder in der ausgedörrten Erde versickerte.
    Mit seinem Dolch schnitt Sunder die Melonen von ihrer Ranke und trug sie in den Schatten, setzte sich an Covenants Seite. Unsicher begann er, die Melone in Scheiben zu schneiden, und schälte die Kerne heraus. Die Kerne tat er in eine Tasche an seinem Wams. Dann reichte er Melonenstücke hinüber zu Linden. »Das sind Ussusimiel «, sagte er in gebrechlichem Ton, als sei er restlos erschöpft und befürchte überdies Widerspruch. »Im Notfall, so man anderer Speise entbehrt, kann man sich allein damit nähren.« Matt fing er an zu essen.
    Linden probierte die Frucht. Sie nickte beifällig, machte sich daran, die Scheiben, die Sunder ihr gegeben hatte, zu verzehren. Lasch nahm Covenant ein Stück für sich entgegen. Aber er fühlte sich außerstande zum Essen. Schmerz quälte die Knochen seines rechten Arms; und dies Glühen und Wüten schien ihm auch alle andere Kraft zu nehmen, führte dazu, daß er langsam in einen weiten, gemächlichen Mahlstrom von Abschlaffung abtrieb. Mit

Weitere Kostenlose Bücher