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Das verwunschene Haus

Das verwunschene Haus

Titel: Das verwunschene Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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klassischem Muster abgelaufen! Natürlich müssen Sie als Beamter Ihre Pflicht tun, aber meiner Meinung nach vergeuden Sie nur Ihre Zeit. Sie sollten sich besser mal in den Kreisen ehemaliger Nazis umsehen, dann würden Sie den Schuldigen bald finden. Kommandant Cofran hatte sich dort einige erbitterte Feinde gemacht. Halten Sie mich in jedem Fall auf dem laufenden!« Kommissar Köhler, der während dieser ganzen Zeit damit beschäftigt war, seine Brillengläser zu putzen, setzt diese wieder auf die Nase, steht auf und verbeugt sich ziemlich förmlich. »Gut, Herr Kommandant. Ich hoffe. Ihnen schon in einer Woche meinen Bericht vorlegen zu können...«
    Und tatsächlich findet sich der deutsche Polizeibeamte eine Woche später erneut in John Levins Büro ein. Er lehnt die angebotene Zigarre ab, nimmt auf der Stuhlkante Platz und beginnt, seine Papiere hervorzuziehen.
    Levin fragt in lockerem Ton: »Nun, Kommissar, hatte ich nicht recht, daß Sie nur Ihre Zeit verschwenden, wenn Sie in der Villa nachforschen?«
    Kommissar Köhler schüttelt sachte den Kopf.
    »Keineswegs, ganz im Gegenteil. Genau dort habe ich die Zusammenhänge begriffen.«
    Der Gouverneur von Passau zündet sich eine neue Zigarre an. Er wirkt plötzlich nervös.
    »Sehen Sie, meiner Ansicht nach kannte der Mörder das Opfer gut und war auch mit den Räumlichkeiten vertraut. Er wußte, welches das Zimmer des Kommandanten war. Er begab sich direkt dorthin, tötete die Person, die er vorfand, und bemerkte erst hinterher seinen Irrtum. Dann suchte er überall nach dem Kommandanten, den er schließlich in der ersten Etage entdeckte. Darüber hinaus wußte der Täter, daß in den Kellerräumen der Villa Kanister mit hundertvierzig Liter Benzin gelagert wurden. Diese Tür war mit einem Schlüssel verriegelt und wurde von außen nicht eingetreten oder sonstwie beschädigt. Und schließlich war allgemein bekannt, daß Kommandant Cofran sehr mißtrauisch war und Tag und Nacht einen Revolver bei sich trug. Von dieser Waffe hat er jedoch keinen Gebrauch gemacht. Vielleicht wurde er im Schlaf überrascht. Oder aber er hat seinen Mörder gekannt.«
    John Levin verzieht das Gesicht.
    »Das ist doch absurd! Sie scheinen wirklich zu viel Zeit zu haben, Kommissar!
    Doch Köhler scheint die Worte des anderen nicht gehört zu haben. Statt dessen fährt er fort: »Was die Tatwaffe betrifft, so habe ich sie ohne Mühe finden können. Es handelt sich um ein Beil. Der Mörder hat es in die Donau geworfen. Eine Nachbarin, die gegenüber wohnt, hat ihn dabei gesehen. Nachdem er die Villa verlassen hatte, begab er sich auf direktem Wege zu Ihnen...«
    Der neue Stadtkommandant ist bleich geworden.
    »Zu mir?«
    Doch der Kommissar spricht mit unveränderter Stimme weiter: »Ja, zu Ihnen. Im übrigen sieht die Mordwaffe genauso aus wie das Beil, das Sie in Ihrem Keller aufbewahrt hatten und das jetzt verschwunden ist. Das haben mir zumindest Ihre Angestellten gesagt.«
    Levin explodiert: »Meine Angestellten haben Sie verhört?«
    »Selbstverständlich. Ihre Leute haben mir ebenfalls erzählt, daß Sie Ihre Uniform am Morgen nach dem Verbrechen gewaschen haben...«
    Fieberhaft geht Levin in seinem Büro auf und ab. Er hat seine gönnerhafte Art gänzlich verloren. Sein Gesicht ist jetzt weiß vor Wut.
    »Und das Motiv? Bevor Sie mich beschuldigen, sollten Sie sich ein Motiv überlegt haben!«
    Kommissar Köhler schüttelt nur leicht den Kopf.
    »Ich beschuldige Sie keineswegs, Herr Kommandant. Ich vermute, daß das Motiv etwas mit dem zweiten Opfer zu tun hat, mit dem jungen Lieutenant, der von Kommandant Cofran mit einer speziellen Mission beauftragt worden war.
    Sobald ich weiß, welcher Art dieser Auftrag war und vor allem, was der Lieutenant dabei herausgefunden hat, werde ich in der Lage sein, Ihre Frage zu beantworten.«
    John Levin schlägt mit der Faust auf den Tisch.
    »So, jetzt reicht es aber! Ab sofort sind Sie von diesem Fall suspendiert. Geben Sie mir die Akte. Ich werde sie selbst an meine Vorgesetzten weiterleiten.«
    Der Kommissar erhebt sich, entnimmt seiner Aktenmappe drei umfangreiche Ordner, legt sie auf den Schreibtisch und geht wortlos hinaus.
    Niemand weiß genau, was passiert ist, nachdem John Levin seinen Vorgesetzten Bericht erstattet hat. Auf jeden Fall findet die Angelegenheit damit ein Ende, und wegen des Mordes an Kommandant Cofran und dem jungen Lieutenant wird keinerlei Verfahren in Gang gesetzt.
    Außerdem reicht Levin einige Wochen später sein

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