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Das verwunschene Haus

Das verwunschene Haus

Titel: Das verwunschene Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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auf dem Fußboden ausgetretenen Zigaretten... Während er auf dem Weg zu den Schlafzimmern ist, macht er sich über das, was ihn dort erwartet, keinerlei Illusionen mehr. Tatsächlich bietet sich ihm derselbe schreckliche Anblick wie damals bei den Jones’. Mr. und Mrs. Smith liegen blutüberströmt auf dem Bett. Beide sind aus nächster Nähe erschossen worden. Ihr siebenjähriger Sohn William, der im Nebenzimmer geschlafen hat, ist auf dieselbe Weise zu Tode gekommen.
    Diesmal erzittert die ganze Stadt vor Angst. Die Polizei muß endlich handeln! Ein verrückter Mörder treibt in Glasgow sein Unwesen, und man weiß jetzt, daß es nicht Herbert Jones sein kann, der so lange des Mordes an seiner Familie verdächtigt worden war.
    Außerdem müssen die Informationen endlich ernst genommen werden, die Jones nach seiner Begegnung mit jenem seltsamen jungen Mann an die Polizei weitergegeben hatte. Alan Murdoch wird verhaftet und verhört.
    Als dieser in Inspektor Mac Birds Büro Platz nimmt, antwortet er seelenruhig auf dessen Fragen. Ebenso höflich wie präzise gibt er über alles Auskunft, doch obwohl das Verhör die ganze Nacht dauert, kommt nichts dabei heraus.
    Und plötzlich, am frühen Morgen, beginnt er zu sprechen, so als ob das Spiel jetzt lange genug gedauert habe. Mit gleichmütiger Stimme erklärt der junge Mann: »Nun gut, ich werde es Ihnen jetzt sagen. Ich habe die Familien Jones und Smith und das junge Mädchen aus dem Bus getötet. Sie haben sogar noch ein Opfer vergessen: Katy Mac Gregor.«
    Der Beamte bemüht sein Gedächtnis... Die siebzehnjährige Katy Mac Gregor war am 5. Januar 1956 bestialisch ermordet worden. Ihr verstümmelter Leichnam wurde auf einem Golfplatz gefunden, doch das Verbrechen konnte niemals aufgeklärt werden.
    In völlig unbeteiligtem Tonfall erzählt der junge Mann weiter: »Bei den Jones’ bin ich in ein Zimmer gegangen, wo ein junges Mädchen lag. Ich habe ihr einen Fausthieb versetzt, so daß sie das Bewußtsein verlor. Dann bin ich in ein anderes Zimmer gegangen und habe auf die beiden Personen geschossen, die ich dort vorfand. Anschließend hörte ich Geräusche aus dem Zimmer des Mädchens. Sie war wieder zu sich gekommen. Es gab einen kurzen Kampf, in dessen Verlauf ich sie ebenfalls tötete. Was das Mädchen aus dem Bus betrifft, so habe ich mich ihr unbemerkt genähert, während sie wartete. Nachdem ich sie getötet hatte, vergrub ich sie im Wald. Bei den Smith’ habe ich es genauso gemacht wie bei den Jones'. Zuerst habe ich den Jungen niedergeschlagen, dann habe ich die Eltern umgebracht und zuletzt den Jungen.«
    Erschüttert und vollkommen fassungslos fragt Inspektor Mac Bird schließlich: »Aber warum nur?«
    Alan Murdoch schüttelt sein langes, mageres Gesicht. Er scheint nachzudenken, als sei es das erste Mal, daß er sich mit diesem Aspekt befaßt. Am Ende entgegnet er lediglich: »Einfach so. Es war reiner Zufall...«
    Das ist alles. Mehr wird man über eine der schrecklichsten Mordserien der Nachkriegszeit niemals in Erfahrung bringen können. Während der Rekonstruktion der Verbrechen legt Alan Murdoch dieselbe unglaubliche Gefühlskälte an den Tag. Er wiederholt die einzelnen Schritte des Tathergangs ohne das geringste Anzeichen einer Emotion. Als der Mord an dem jungen Mädchen vom Bus rekonstruiert wird, zeigt er den Beamten, welche Strecke er damals zurückgelegt hatte. ln dem Wäldchen hält er plötzlich an, geht ein paarmal hin und her und bleibt schließlich erneut stehen.
    »Hier habe ich sie begraben«, erklärt er. »Ich wette, sie liegt direkt unter meinen Füßen.«
    Die Polizisten beginnen zu graben, und tatsächlich: Er hat recht gehabt...
     
    Die Psychiater befinden Alan Murdoch für normal und zurechnungsfähig. Kurz darauf wird das Gerichtsverfahren gegen ihn eröffnet. Angesichts derart schrecklicher Verbrechen ist der Urteilsspruch im voraus klar. Dennoch hält der Prozeß noch einige Überraschungen bereit.
    Mitten im Gerichtssaal und unmittelbar vor dem Zeugenauftritt von Herbert Jones entläßt Murdoch seine Verteidiger. Er will seine Verteidigung selbst übernehmen. Die Zuschauer haben ihre Sensation!
    Der Vorsitzende versucht, ihn von diesem verheerenden Entschluß wieder abzubringen, doch weder er noch die Anwälte vermögen sich durchzusetzen.
    So kommt es, daß Murdoch selbst Herbert Jones als Zeugen befragt, und sofort wird allen klar, worauf er es angelegt hatte. Er beschuldigt plötzlich Mister Jones, seine Familie

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