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Das verwunschene Haus

Das verwunschene Haus

Titel: Das verwunschene Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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letzte Überfahrt.«
    »Und wann ist morgens die erste Überfahrt?«
    »Um sechs Uhr früh. Aber ich kann nicht mit Sicherheit sagen, daß es Mister Jones war. Ehrlich gestanden hatte ich an dem Abend reichlich getrunken, und mein Blick war nicht mehr ganz klar.«
    Inspektor Mac Bird dankt dem Zeugen und beginnt, aus dem soeben Gehörten seine Schlüsse zu ziehen. Als echter Profi geht er dabei rein analytisch vor, ohne sich von irgendwelchen Emotionen beirren zu lassen...
    Um vom See von Lomon nach Glasgow zu gelangen, muß man notgedrungen die Fähre nehmen, die auf dem Fluß Clyde übersetzt. Wenn Jones um dreiundzwanzig Uhr die Fahre nach Glasgow genommen hat und mit der Fähre um sechs Uhr früh zurückgekehrt ist, so hätte er zwischendurch genügend Zeit gehabt, den dreifachen Mord zu begehen und am anderen Morgen zum Frühstück wieder im Hotel zu sein. Könnte es sich um den Racheakt eines eifersüchtigen Ehemannes handeln? Oder um ein Familiendrama?
    Das würde jedenfalls erklären, weshalb nichts gestohlen wurde.
    Mac Bird setzt seine Nachforschungen nicht länger in dem Milieu fort, in dem er bis jetzt ermittelt hatte, nämlich in der Glasgower Unterwelt. Statt dessen läßt er erneut Tuppence Grove zu sich kommen, die Haushälterin der Familie Jones. »Ob Mr. und Mrs. Jones sich gestritten haben, wollen Sie wissen? Nun, vielleicht ein- oder zweimal, aber jedenfalls nicht öfter als andere Ehepaare.«
    »Wirkte Mrs. Jones vor ihrer Ermordung irgendwie beunruhigt?«
    »Keineswegs, Herr Inspektor.«
    »Sie hat Ihnen also nichts von einem Verdacht bezüglich ihres Ehemanns erzählt?«
    Die gute Frau wird ganz rot im Gesicht.
    »Worauf wollen Sie denn hinaus? Sie glauben doch nicht im Ernst, daß Mr. Jones...? Er hat seine Frau und die kleine Caroll geradezu vergöttert! Oh! Das ist wirklich eine Schande, was Sie da sagen!«
    Nun erfährt der Inspektor nichts mehr von der Haushälterin, so sehr er sich auch bemüht. In Tränen aufgelöst verläßt sie sein Büro. Doch der Inspektor ist ein konsequent denkender Mann. Mehrmals verhört er Herbert Jones. Dieser ist zunächst vollkommen niedergeschmettert, verteidigt sich dann aber vehement gegen die Anschuldigungen.
    Dennoch gelingt es Mac Bird, beim Ermittlungsrichter zu erreichen, daß gegen Jones offiziell Anklage erhoben wird. Daraufhin wird er unter dem Verdacht, seine Frau, seine Tochter und seine Schwägerin ermordet zu haben, in Untersuchungshaft genommen.
    Wie unter solchen Umständen zu erwarten ist, stürzt sich die gesamte schottische Presse auf den Fall und bringt große Schlagzeilen etwa in dem Stil: »Haben wir den monströsesten Verbrecher des Jahrhunderts unter uns? Hat dieser ehrbare Bürger, der in ganz. Glasgow bekannt und angesehen ist, wirklich aus unbekanntem Grunde seine Familie massakriert?«
    Tagelang nimmt Inspektor Mac Bird den Gefangenen ins Gebet und verhört ihn immer wieder. Doch es kommt nichts dabei heraus. Obwohl Herbert Jones tatsächlich die Möglichkeit gehabt hätte, das Verbrechen zu begehen, kann man nach wie vor nicht das geringste Motiv erkennen.
    Da der Inspektor nicht zu beweisen vermag, weshalb dieser als mustergültig geltende Ehemann seine ganze Familie ausgelöscht haben soll, setzt er ihn nach siebenundsechzig Tagen Untersuchungshaft wieder auf freien Fuß.
    Als der inzwischen völlig gebrochene Herbert Jones nach Hause kommt, erwartet ihn eine Überraschung. In der Post findet er einen Brief vor, der von einem Rechtsanwalt namens Boole stammt. Dieser schreibt: »Mein Mandant, Alan Murdoch, würde Sie gern in meiner Kanzlei treffen. Er ist im Besitz von wichtigen Informationen, die den Mord betreffen.«
    Herbert Jones nimmt mit dem Anwalt Kontakt auf. und kurz darauf findet das Treffen statt. Alan Murdoch ist ein junger
    Mann, der noch keine Dreißig sein dürfte. Seine äußere Erscheinung ist so ungewöhnlich, daß man sie bestimmt nicht vergessen wird: Sein Gesicht ist extrem mager, die fast schwarzen Augen liegen tief in den Höhlen, die Wangen wirken eingefallen, und der vorgewölbte Kiefer gibt einen Teil der Zähne frei. Die krausen schwarzen Haare lassen das Gesicht noch hagerer erscheinen. Es sieht aus wie ein Totenkopf, es gibt kein anderes Wort dafür. Tatsächlich, dieser Mann hat einen Totenkopf!
    Herbert Jones fühlt sich sehr unbehaglich. Dem Wunsch seines Mandanten entsprechend, zieht sich der Anwalt gleich wieder zurück, damit die beiden Männer sich allein unterhalten können. Alan Murdoch,

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