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Das verwunschene Tal

Das verwunschene Tal

Titel: Das verwunschene Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Bruder lockt diese Tiere alle an?« fragte Dhorkan ungläubig.
    »Ich glaube, ja. Aber es kann natürlich auch sein, dass der Dämon des Priesters mit den Tieren spricht.«
    Einige Augenblicke hatten genügt, und inzwischen waren unbemerkt die unzähligen Katzen verschwunden. Einige gedrungene Schatten rasten durch das Tor. Dies waren keine Katzen mehr. Oder es waren riesige Wildkatzen oder Lynxe, die aus den Wäldern der Wildländer hierhergekommen sein mussten. Zu welchem Zweck? Wer hatte sie gerufen?
    Wieder blieb es einige Augenblicke lang still.
    Dann brach ein betäubender Lärm aus. Innerhalb von Schloss Fordmore schien Panik um sich zu greifen. Schritte ertönten, schrille Schreie und kurze Flüche erschallten aus den Fenstern und dem Hof. Waffen klirrten, Türen schlugen zu, Pferde wieherten, als stünden die Stallungen in Flammen. Möbelstücke fielen um, ein sich überschlagender Körper brach durch ein Fenster und blieb zerschmettert auf dem Platz liegen. Katzen miauten und fauchten, Hunde kläfften, knurrten und jaulten. Sie waren es, von denen die Caer-Wachen angegriffen wurden. Einzelne Soldaten wälzten sich, von Rudeln schnappender Hunde förmlich bedeckt, auf dem Boden. Vögel zwitscherten, kreischten und schrien. Fackeln bewegten sich hinter den Fenstern hin und her. Es begann, nach versengten Federn und Fellen zu stinken.
    Dhorkan wartete Elivaras Zuruf nicht ab. Er ergriff den Bogen, legte einen Brandpfeil auf die Sehne und entzündete den harz- und ölgetränkten Ballen an der Kerze. Er zog die Sehne bis ans Ohr und schoss den Pfeil schräg hinauf zum Mond.
    Surrend, mit hellen Flammen und weißem Rauch, beschrieb der Pfeil seine Bahn. Der Arbeiter, der vor Stunden in die Fugen unter dem Säulenfundament Öl statt Wasser gegossen hatte, war längst wieder verschwunden. Dhorkans zweiter Pfeil jaulte in flacher Flugbahn über den Platz, an zwei Caer und einem Rudel geifernder Hunde vorbei, und landete im allgemeinen Lärm und Chaos am Fuß der Stele. Der Ball aus Stoff und Harz tauchte flammend ins Öl ein, das Feuer breitete sich nach beiden Seiten aus. Einen Atemzug später brannte es hell und lodernd am Sockel des Obelisken. Der Signalpfeil erlosch.
    Der Lärm im Inneren des Gebäudes nahm zu. Kreischende Schreie ertönten und erfüllten die Nacht.
    Zwischen den Häusern stürmten etwa zwei Dutzend Männer hervor. Sie rannten im Zickzack zwischen den Caer hindurch, die mit den Hunden kämpften. Einige Soldaten verbluteten auf dem Pflaster. Die Rebellen rannten auf die Stele zu. Einer von ihnen schwang ein Seil mit einem Wurfanker. Die Männer an den Seiten des Stoßkeils schwangen blitzende Schwerter. Der Überfall erfolgte in äußerster Lautlosigkeit und lief beängstigend schnell ab.
    Dhorkan legte einen neuen Pfeil auf die Sehne und wartete. Er war bereit, einzugreifen.
    Der Wurfanker flog durch die Luft. Er wickelte sich in halber Höhe um die Stele, rutschte ab und wurde zurückgezogen. Eine zweite Schlinge entrollte sich, das erste Seil traf den Obelisken zwei Mannslängen weiter oben. Die Widerhaken des Ankers griffen in das Seil. Zwei Caer rannten auf die Rebellen zu, die sich bereits langsam zurückzogen. Da die Hälfte von ihnen Caer-Ausrüstungen trug, wurden die Wachtposten unsicher, und dieses Zaudern brachte ihnen den Tod.
    Zehn Männer schoben die Schwerter in die Scheiden, warfen die Schilde auf den Rücken und hängten sich ans Seil. Als sich das Seil straffte, als auch das zweite Tau Halt gefunden hatte, erreichte der chaotische Lärm aus dem Schloss einen vorläufigen Höhepunkt.
    Inzwischen hatten sich, den Befehlen folgend, viele Nyrngorer eingefunden. Sie füllten die Gassen und die Räume zwischen den Häusern aus und starrten wie gelähmt auf das Schauspiel, das sich ihnen bot.
    Ein Ruck ging durch das Seil, die Stele bebte; Staub und Steinsplitter lösten sich vom Fundament. Die Menge stieß ein langgezogenes Stöhnen aus, das in das allgemeine Kreischen und Heulen mündete.
    Aus dem Tor stürzte eine Gruppe von Caer. In ihrer Mitte befand sich Feithearn, erkenntlich an seinem Mantel und dem grässlichen Knochenhelm. Die Masse der Stadtbewohner erkannte ihn sofort. Auch er sah, dass sich zwei gestraffte Seile von der Stele zu den zerrenden und ziehenden Männern spannten. Aber keiner der Caer griff ein. Sie hatten genug mit sich selbst zu tun.
    Vögel flatterten um ihre Köpfe, hackten in die Haut und in die Augen und rissen an den Haaren. Katzen sprangen an den

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