Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verwunschene Tal

Das verwunschene Tal

Titel: Das verwunschene Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
bestätigt. Und jetzt warteten sie alle.
    Etwa zwei Stunden vor Mitternacht schlichen Dhorkan und Elivara durch die Stadt. Der Anführer ihrer Leibgarde trug Rüstung und Waffen eines Caer. Sie bewegte sich in der Maske der schwachsinnigen Greisin. Nach vielen Umwegen, ständig von der Gefahr der Entdeckung bedroht, erreichten sie das leere Haus des Kauffahrers. Schon von weitem hatten sie Lichter gesehen und das Lärmen gehört. Die Stele vor dem Schloss schien fertig zu sein.
    Schweigend stand Dhorkan auf der kleinen Terrasse, die Hand am Schwertgriff. Er starrte das verwirrende Bild an. »Nicht die Caer, sondern Drudins Dämonenpriester sind die wahre Pest!« stieß er in ohnmächtiger Wut aus.
    Halblaut antwortete Elivara: »Es ist so, wie du sagst. Aber es wird ein merkwürdiges Fest werden.«
    Inzwischen waren sie mehr als zwanzig Verschworene. Fünf von denen, die ihnen halfen, trugen wie Dhorkan erbeutete Rüstungen und Waffen. Noch immer ruhte die Rüstung König Carnens im Versteck, in einem leeren Weinfass der Taverne.
    Wenn nur Mythor hier wäre! dachte die Königin niedergeschlagen. »Es sind zu viele Caer dort unten.«
    Die Arbeiter waren bis auf wenige Ausnahmen vertrieben worden, obwohl die Stele noch nicht richtig verankert war. Auf einem Sockel von fünf aufeinanderfolgenden Steinen, einer kleiner als der nächsttiefere, erhob sich eine fünf Mannslängen große Säule aus schwarzem Stein. Dunkelrot waren die Reliefs ausgelegt. Es handelte sich um Fratzen und verzerrte Köpfe, um Schattenwesen, magische Zahlen und Schriftzeichen, die jeden Teil der Säule bedeckten. Von diesem schwarzen Obelisken ging eine stumme Drohung aus, als sei er mit Verderben geladen.
    Einige Nyrngorer schlugen Pflöcke in den Boden und befestigten damit die unterste Plattform. Etwa zwei Dutzend Caer- Doppelwachen marschierten auf dem Platz hin und her. Sie kontrollierten auch die Ränder des Platzes, dort, wo die ersten Häuser standen. Viele Fackeln und lodernde Feuer in großen Schalen zogen sich in einer Doppelreihe vom Tor bis zum Obelisken und bildeten dort einen zweifachen Kreis.
    Dhorkan lachte heiser. »Es werden jeden Tag ein paar weniger. Sie verschwinden einfach, und niemand findet sie wieder.«
    »Aber unser Angriff muss blitzschnell geführt werden. Ebenso der Rückzug.«
    »Es ist alles geplant und vorbereitet.«
    Sie beobachteten weiter. Wieder fiel Elivara auf, dass sich eine ungewöhnlich große Menge von Tieren rund um das Schloss sehen ließ. Streunende Hunde, Gruppen von riesigen Ratten, Vögel auf den Giebeln der Häuser und Katzen, deren Augen im Mondlicht funkelten wie Edelsteine, und einige große Vögel, die man undeutlich erkannte, wenn sie das Licht der Sterne verdeckten oder vor dem Mond vorbeischwebten. Die Tiere waren allesamt unruhig. Aber sie griffen nicht an.
    »Verstehst du das?« fragte Elivara nach einer Weile. In ihrem Versteck im Keller der Taverne hatten sie bereits über diesen gespenstischen Umstand gesprochen.
    »Nein. Noch immer nicht«, gestand Dhorkan. Er huschte zurück in den verwüsteten Raum, entzündete eine Kerze und schirmte sie mit einer Tischplatte ab. Dann legte er den Bogen und die Pfeile bereit.
    Sie warteten, frierend und geduldig. In einigen Verstecken, so nahe an der Säule wie möglich, harrten die anderen Rebellen auf ein Signal. Plötzlich kam undeutliche Bewegung in die Szenerie. Ohne dass es die Caer merkten, verschwanden die Ratten. Sie sammelten sich im Dunkeln und bildeten zwei lange Reihen, die sich im rechten und linken Winkel des Schlosstors versteckt in den Hof hineinbewegten. Ein paar Katzen folgten lautlos. Die Hunde blieben stehen und spitzten die Ohren. Elivara stieß Dhorkan an, der Krieger hob die Schultern.
    Die Vögel verließen wie auf ein einziges Kommando ihre Plätze, flogen auf und sammelten sich zu mehreren Schwärmen. Dann rauschte es plötzlich über dem Platz, und die Schwärme verformten sich zu trichterartigen Schläuchen. Die Spitzen der Schläuche mündeten in offenen Fenstern, in Dachluken und flogen durch das Tor ins Schloss .
    Elivara stieß einen Laut der Überraschung aus. »Hester!« sagte sie aufgeregt. »Ich dachte nicht daran! Er versteht es, Tiere zu beeinflussen!«
    Ein paar Caer waren stehengeblieben und starrten nach oben. Sie sahen nicht genug, um Alarm zu schlagen. Und schon waren die meisten Vögel verschwunden. Nur noch einige riesige, weißköpfige Geier stürzten sich von oben in den Hof des Schlosses.
    »Dein

Weitere Kostenlose Bücher