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Das verwunschene Tal

Das verwunschene Tal

Titel: Das verwunschene Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Höhe. Dort lag Nyrngor.
    »Ich wünschte, wir hätten Pferde!« sagte Mythor und hielt auf der Kuppe des Hügels an. »Jeder Weg ist mühsam, wenn man ihn zu Fuß zurücklegen muss.«
    Der Helm der Gerechten bestimmte den Weg, seit sie am Morgen nach der schauerlichen Seefahrt aufgebrochen waren.
    Die vier Freunde waren ausgeschlafen, ihre Pelze und Fellmäntel waren trocken. Nottr trug zusätzlich zu den anderen Vorräten noch ein paar Bratenstücke des Oinkenporkers auf dem Rücken. Mythor hatte den Helm der Gerechten aufgesetzt, sein Blick wanderte ungehindert über die Umgebung.
    »Eigentlich sollte es mich nach Nyrngor ziehen«, sagte er leise. »Aber wir würden uns unnötig in große Gefahr bringen.«
    Steinmann Sadagar fügte hinzu: »Coerl O'Marn und seine Elitesoldaten sind nicht mehr hier. Ich denke, Feithearn wird sich zum Herrscher über die Stadt aufgeschwungen haben.«
    »Das ist sicher!« bestätigte Kalathee. »Elivara wird viel Glück brauchen, um zu überleben.«
    Mythor streckte den Arm aus und deutete auf einen auffällig großen Vogelschwarm, der südöstlich von Nyrngor in dieselbe Richtung flog. Die Tiere kreisten über einem Punkt und flogen wieder weiter. Hoch in der Luft zogen riesige Greifvögel ihre Kreise.
    Mythor dachte wieder an das Einhorn, den Schneefalken und den Bitterwolf, der, jener Legende entsprechend, geheult haben sollte, als man ihn als Fünfjährigen fand. Der Helm würde ihn zu den Tieren führen, aber voller Misstrauen ahnte Mythor, dass es kein direkter und einfacher Weg sein würde.
    »Wohin zieht dich dein Helm?« fragte Nottr.
    »Dorthin, wohin es auch die Vögel treibt«, sagte Mythor. »Aber ich sehe gerade, dass es nicht nur Vögel sind.«
    Die Sonne blendete sie ein wenig. Aber immer deutlicher wurde eine Art Zug, der aus vielen kleinen Tieren bestand. Sie kamen zwischen den niedrigen Hügeln und den Feldern hervor, krochen durch das Unterholz und bildeten eine breite Bahn, die sich in die Richtung bewegte, die auch Mythor einzuschlagen gedachte. Die Wanderer erkannten Hunde aller Größen und Rassen, einträchtig zwischen Ratten und Katzen.
    »Das ist eine Überraschung!« murmelte Sadagar. »Eine Karawane der Tiere. Was soll das bedeuten?«
    »Keine Ahnung«, brummte Nottr. »Hunde, Katzen und Vögel. ein verrücktes Land!«
    Mythor winkte und machte sich hügelab auf den Weg. Sadagar folgte ihm, Nottr packte den Arm Kalathees und zog sie mit sich. Je näher sie dem Zug kamen, desto größer wurde die Menge der Tiere. Ein lebender Teppich wimmelte und krabbelte über das weglose Gelände, den fernen Waldstücken entgegen .
    Und dann blieb Mythor überrascht stehen. »Diese Gestalt kenne ich«, sagte er verblüfft. »Es muss der Bruder Elivaras sein, der halb blinde Hester.«
    Etwa im zweiten Drittel der anscheinend endlosen Karawane der Tiere war ein kreisförmiger Platz frei gelassen. Mitten darin ging Hester, in einen weiten Mantel gehüllt. Er hatte gar nichts mehr an sich von dem hilflos lallenden Jungen, der seinen eigenen ungeschlachten Körper nicht beherrschte. Diese unzähligen Tiere schienen nicht nur seine Begleiter zu sein, sie waren Wächter und Eskorte zugleich.
    Wachsam sicherten die Hunde nach den Seiten. Stets liefen einige von ihnen weitab des Hauptstroms. Die Vögel schwirrten nach allen Seiten davon und kehrten dann wieder zu dem kugelförmigen Schwarm zurück, der sich über Hester ausbreitete. Und die großen Vögel hoch über der Gruppe sahen ohnehin alles, was sich in weitestem Umkreis bewegte.
    »Jetzt erkenne ich ihn auch. Es ist tatsächlich Hester«, bestätigte Nottr voller Verwunderung. »Wohin ziehen ihn die Tiere?«
    »Du solltest dich besser fragen, wohin er sie führt«, schränkte der Steinmann ein. »Vielleicht finden wir es bald heraus.«
    Mythor dachte mit leisem Schrecken daran, was Elivara ihm einmal erzählt hatte. Hesters Fähigkeit, mit Tieren umzugehen und sie nach seinem Willen zu beeinflussen, kannte jedermann in Schloss Fordmore. Hier war der Beweis dafür.
    Hester war zweifellos aus Nyrngor geflohen, denn Feithearn hätte ihn nicht freiwillig ziehen lassen. Das wiederum ließ vermuten, dass ihn der Priester mit seinen Caer-Soldaten verfolgen würde. Schon wieder hatte sich die Lage gefährlich zugespitzt. Mythor musste die Veränderung berücksichtigen. Dann kam ihm ein anderer, noch beunruhigenderer Gedanke.
    »Ich suche drei Tiere«, stieß er hervor. »Hester beherrscht Tiere. Ich glaube, wir beide suchen

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