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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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einzustellen aber die Jammergestalten flehten mich an, und deshalb machte ich weiter. Dann kam die Zeit, wo ich mein ängstliches Gewissen nicht mehr zum Schweigen bringen konnte. Ich nahm die Bernsteinplatten, konstruierte eine einfache Hebelvorrichtung zur Einschaltung der Maschine und durchschritt das Portal, um mir die Welt sechs Millionen Jahre vor unserer eigenen selbst anzusehen.«
    »Aber ...«, begann Claude.
    »um meinen treuen Mitarbeitern zu entgehen, die mich bestimmt daran gehindert hätten, machte ich den Durchgang um Mitternacht.«
    »Ah.«
    »Ich fand mich in einem schrecklichen Staubsturm wieder. Eine Bö, die mir den Atem nahm, warf mich zu Boden und rollte mich so mühelos wie entwurzeltes Salzkraut über die trockene Ebene. Ich hatte Stecklinge meiner geliebten Rosen mitgenommen, und in meiner Angst klammerte ich mich an sie, als der Hurrikan mich stieß und schlug. Ich wurde an den Rand eines ausgetrockneten Wasserlaufs geblasen und fiel in seine steinige Tiefe, wo ich bis zum Morgengrauen bewußtlos liegenblieb, voll von blauen Flecken, aber sonst unverletzt. Bei Sonnenaufgang hatte der Schirokko sich gelegt. Ich entdeckte die Burg und hatte mich gerade entschlossen, hinzugehen und um Hilfe zu bitten, als die Wächter herausmarschierten, die die Zeitreisenden dieses Morgens in Empfang nehmen wollten.«
    Sie hielt inne, und ein zögerndes Lächeln stahl sich um ihre Lippen. »An dem Tag kamen keine Zeitreisenden. Meine Mitarbeiter hatten völlig den Kopf verloren, verstehen Sie. Die Männer aus der Burg gerieten in ziemliche Aufregung und eilten zurück. Nicht lange danach galoppierte ein Trupp Soldaten in wilder Hast aus dem Wachtturm und nach Osten davon. Sie kamen keine dreißig Meter von der bewachsenen Spalte vorbei, wo ich verborgen lag. An der Spitze des Zuges ritt ein sehr großer Fremder in einer Robe aus Purpur und Gold.
    Sie können sich vorstellen, daß ich große Schmerzen hatte. Ich kroch in eine Art niedriger Höhle unter den Wurzeln einer Akazie, die am Rand des Trockenbettes wuchs. Als die Sonne höherstieg, wurde mein Durst fürchterlich. Aber diese Qual war nichts im Vergleich zu den Schmerzen meiner Seele. Zu Hause, in der Auberge, hatte ich mir viele mögliche Gefahren der Pliozän-Welt vorgestellt wilde Tiere, unwirtliches Land, Ausbeutung der Neuankömmlinge durch früher eingetroffene Zeitreisende sogar eine Fehlfunktion des Translationsfeldes, das die armen Menschen ins Nichts schleuderte. Aber nie war ich auf den Gedanken gekommen, in dieser alten Epoche stehe unser Planet unter der Herrschaft einer außerirdischen Rasse. unbeabsichtigt hatte ich diese rührenden, hoffnungsvollen Leute in die Sklaverei geschickt. Ich legte mein Gesicht in den Staub und bat Gott, mir den Tod zu gewähren.«
    »Oh, Angelique.«
    Sie schien ihn weder zu sehen noch zu hören. Ihre Stimme war sehr leise, kaum hörbar über dem sich erhebenden Abendlärm der Vögel und Insekten des Rheinlands.
    »Als ich endlich aufhörte zu weinen, sah ich einen runden Gegenstand keine Armeslänge von mir entfernt halb im Schmutz des Trockenbettes vergraben. Es war eine Melone. Die Schale war dick, und sie war nicht zerbrochen, als sie im Sturm über das Plateau rollte. Ich schnitt mit meinem kleinen couteau de poche hinein, und sie war süß und voller Saft. und so wurde mein Durst gestillt, und ich überlebte den Tag.
    Spät am Nachmittag kam eine Reihe von Wagen, die von seltsamen Tieren gezogen wurden. Ich weiß jetzt, daß es Helladen waren, große Giraffen mit kurzem Hals, die als Zugtiere verwendet werden. Die Wagen hatten menschliche Lenker und enthielten Gemüse, ähnlich großen roten Rüben Futter für die Burg-Chalikos. Die Wagen fuhren durch das hintere Tor in die Burg, und nach einiger Zeit kamen sie mit Mist beladen zurück. Sie schlugen die Richtung ins Unterland ein, und ich folgte ihnen in weiter Entfernung. Kurz vor dem Dunkelwerden kamen wir an einen Bauernhof, dessen Gebäude sicher hinter einem Palisadenzaun standen. Ich versteckte mich im Gebüsch und versuchte, zu einem Entschluß zu kommen, was ich tun sollte. Wenn ich mich den Leuten auf dem Hof zeigte, würden sie mich bestimmt erkennen. und war es nicht möglich, daß sie wegen der Vernichtung ihrer Träume Vergeltung an mir übten? Wenn es Gottes Wille war, wollte ich diese Strafe hinnehmen. Aber in mir war bereits der Gedanke aufgestiegen, mir sei eine andere rôle bestimmt. Deshalb ging ich nicht zu dem Tor des Bauemhofs,

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