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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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dort waren sie sehr scheu. Aber diese ...«
    Ihre Stimme, hart und zu hoch, brach. Die Finger ihrer rechten Hand strichen mit fieberhafter Dringlichkeit den goldenen Ring, während sich die ihrer linken schmerzhaft in Claudes Arm krallten. Ihre Augen flitzten immerzu von einer Seite zur anderen und suchten die Klippen ab. Es war nichts ungewöhnliches zu sehen.
    Felice, die am Ende der Reihe hinter ihnen marschiert war, schloß jetzt auf und verkündete: »Mir gefällt dieser Ort ganz und gar nicht. Seit etwa einer halben Stunde habe ich ein so seltsames Gefühl. Es ist aber keine Nervosität, wie wir sie im Pilzwald verspürten. Diesmal gibt es bestimmt etwas, vor dem man Angst haben muß! Sagen Sie schon, Madame was geht hier vor?«
    »Die bösen Firvulag die Heuler sind rings um uns. Ihre mentalen Projektionen sind so stark, daß sogar Sie in Ihrem latenten Zustand sie empfangen.«
    Die blonde Athletin kniff die Lippen zu einer geraden Linie zusammen, und ihre Augen blitzten. In ihrer ungewohnten Wildlederkleidung sah sie wie ein Schulmädchen aus, das Indianer spielt. »Bereiten sie sich auf einen Angriff vor?« fragte sie Madame.
    Die alte Frau antwortete: »Sie werden nichts ohne Erlaubnis ihres Herrschers Sugoll tun.«
    »Also nur mentale Einschüchterung, verdammt seien ihre Augen! Nun, mir jagen sie keine Angst ein!« Felice löste den Bogen von ihrem Rucksack und überprüfte fachkundig die Pfeile, ohne aus dem Schritt zu kommen. Der Hang war zu einem verrückten Durcheinander von Steinblöcken und Felsnadeln geworden. Der Wald wurde lichter. Sie konnten weit über die zwischen den Kämmen liegenden Täler hin-wegsehen. Sogar die fernen Alpen waren im Süden gerade noch zu erkennen. Der Feldberg selbst ragte noch weitere tausend Meter über ihnen empor. Seine südöstliche Flanke war zu einer glatten Mauer abgehackt, als hätten Titanen ihn mit einer Axt gespalten und so die Symmetrie des gleichmäßig gerundeten Gipfels verstümmelt.
    Der Kobold an der Spitze des Zuges hob die Hand. Sie hatten einen alpinen Park erreicht, eine Wiese, die auf allen Seiten von steilen Felsen umgeben war. Genau in der Mitte stand ein samtiger schwarzer Stein in der Form eines Heuschobers, durchzogen von einem Adernetz in leuchtendem gelb.
    »Da ist es«, erklärte der Kobold. »und hier verlasse ich Sie mit Freuden.«
    Er verschränkte stirnrunzelnd die Arme und machte sich unsichtbar. Das Stirnrunzeln blieb länger als alles Übrige von ihm.
    »Da soll mich doch der Teufel ...«, begann Richard.
    »Still!« befahl Madame.
    Ohne zu wissen warum, traten die anderen vier näher an sie heran. Ihre Stirn war betaut von Schweiß, und sie umklammerte ihren Halsreif, als sei er ihr plötzlich zu eng geworden. Über der kleinen Schüssel voll blumengesprenkeltem Kies spannte sich ein wolkenloser Himmel, aber die Luft schien sich zu einer Flüssigkeit zu verdicken, in der unheimliche transparente Wirbel und Ströme sich schneller, als das Auge folgen konnte, bildeten und wieder auflösten. Es wurde unmöglich, über die sie umgebenden Felsen hinauszusehen. Die oberen Hänge des Berges flimmerten und flossen und zerbrachen in flüssige Massen sich ständig ändernder Form. Der schwarze Stein jedoch behielt seine ursprüngliche Klarheit. Er war offensichtlich das Zentrum der Aktivität, die sich anbahnte.
    Madame faßte verzweifelt Claudes Arm. »So viele, doux Jesus! Spüren Sie sie nicht?«
    Richard wagte zu sagen: »Ich spüre ganz bestimmt etwas. um Gottes willen, das ist wie ein Sigma-Energieschild-Bombardement! Feindliche Gedanken gegen uns ist es das?«
    Die unheilverkündende Aura baute sich in einem unerträg-liehen Crescendo auf. Dazu kam eine niederfrequente Vibration in dem Gestein unter ihren Füßen, die sich in langsamen Spurts verstärkte. Es war beinahe wie das Trampeln unsichtbarer Füße innerhalb des Berges.
    und es heulte.
    Die atmosphärischen Wirbel wurden stärker. Ein neues Geräusch setzte ein ein wahnsinniger Chor von tremolierenden Stimmen, die in hundert verschiedenen Intervallen auf- und abjammerten, jede mit ihrem eigenen Tempo. Die Menschen preßten die Hände auf die Ohren. Die Lärmlawine zwang sie zu schreien. Sie schrien in dem vergeblichen Bemühen, den Tumult zu neutralisieren, bevor er sie überwältigte.
    und dann hörte es auf, und die Heuler erschienen.
    Die fünf Reisenden standen wie eine Gruppe von Statuen, Augen und Mund weit aufgerissen. Die Felsen rings um die Lichtung waren gedrängt voll

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