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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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lag ihm nicht daran, das Ihnen gegenüber einzugestehen. Ich habe Ihnen erlaubt, unser Territorium zu betreten, weil mich die Laune anwandelte. Ich war neugierig, welche außergewöhnliche Angelegenheit Sie zu einem solchen Risiko veranlaßt haben mochte. Wir hatten geplant, uns mit Ihnen zu amüsieren, bevor wir Ihnen endlich erlaubten zu sterben ...«
    »und nun?« fragte Madame.
    »Was verlangen Sie von uns?«
    »Wir suchen einen Fluß. Einen sehr großen, der in diesem Gebiet beginnt und ostwärts fließt, bis er die großen, halb salzigen Lagunen des Lac Mer in Hunderten von Kilometern
    Entfernung erreicht. Wir hofften, auf diesem Fluß zum Ort des Schiffsgrabes fahren zu können.«
    Ein überraschter Heulchor erklang.
    »Wir kennen den Fluß«, antwortete Sugoll. »Es ist der Ystroll, ein wahrhaft mächtiger Strom. Wir haben ein paar Legenden über das Schiff. Früh in der Geschichte unseres Volkes auf dieser Welt trennten wir uns von dem Hauptstamm der Firvulag und suchten Unabhängigkeit in diesen Bergen, weit entfernt von der Jagd und dem sinnlosen jährlichen Gemetzel des Großen Wettstreits.«
    Madame mußte die menschliche Mittäterschaft beim kürzlich erfolgten Aufstieg der Tanu sowie ihren eigenen Plan, das alte Gleichgewicht der Kräfte wiederherzustellen, während sie gleichzeitig die Menschheit befreite, genau erklären. »Aber um dies zu vollbringen, müssen wir bestimmte alte Gegenstände aus dem Krater des Schiffsgrabes erlangen. Wenn Sie uns einen Führer zum Fluß geben, glauben wir, daß wir den Krater finden können.«
    »und dieser Plan - wann wollen Sie ihn in die Tat umsetzen? Wann können die menschlichen Wissenschaftler frei von dem Tanu-Joch und - wenn Teah will - imstande sein, uns zu helfen?«
    »Wir hätten den Plan gern in diesem Jahr verwirklicht, vor Beginn des Waffenstillstands. Aber darauf können wir jetzt kaum noch hoffen. Es bleiben uns nur zwölf Tage. Das Schiffsgrab liegt mindestens zweihundert Kilometer von hier entfernt. Zweifellos werden wir die Hälfte dieser Zeit dazu brauchen, bis zu der Stelle zu wandern, von der ab der Fluß schiffbar ist.«
    »Das ist nicht so«, erklärte Sugoll. Er rief: »Kalipin!«
    Der Kobold löste sich von der Menge. Sein früher so übellauniger Ausdruck hatte sich in ein breites Lächeln verwandelt. »Herr?«
    »Ich verstehe diese Kilometer nicht. Erzähle den Menschen, wie es sich mit dem Ystroll verhält.«
    »unter diesen Bergen«, führte der Kobold aus, »liegen die Höhlen, in denen wir wohnen. Aber auf anderen Ebenen manche weiter unten, manche weiter oben - befinden sich die Wasserhöhlen. Sie sind ein Irrgarten aus Quellen, bodenlosen Brunnen und Flüssen, die durch die Finsternis strömen. Mehrere Flüsse haben ihre Quellen in den Wasserhöhlen. Der Paradies-Fluß, der an Finiah vorbei nach Nordwesten fließt, ist einer davon. Aber der mächtigste Strom, der unter unsern Bergen geboren wird, ist der Ystroll.«
    Claude erklärte: »Er könnte recht haben. Noch in unserer Zeit hat es unterirdische Nebenflüsse der Donau gegeben. Manche sagten, sie kämen aus dem Bodensee. Andere behaupteten eine Verbindung mit dem Rhein.«
    Der Kobold fuhr fort: »Der Ystroll taucht als voll ausgewachsener Fluß in einer großen Tiefebene im Nordosten auf. Wenn Sie sich mit dem Eimer-Aufzug in die Wasserhöhle bei Allikys Schacht hinunterlassen, kommen sie nach nicht einmal zwei Stunden Fußmarsch an den Dunklen Ystroll. Von da ist es nur noch eine unterirdische Wasserfahrt von einem Tag zum Hellen Ystroll, der unter freiem Himmel fließt.«
    Madame erkundigte sich bei Sugoll: »Würden Ihre Schiffer uns auf dem unterirdischen Teil führen?«
    Sugoll antwortete nicht. Er hob den Blick zu der sie umringenden Menge von Monstrositäten. Ein melodischer Heulchor antwortete. Die Kobold-Gestalten begannen zu flimmern und sich zu verändern, und das schreckliche Wirbeln des Himmels beruhigte sich. Die mentalen Energien der kleinen Leute wurden nicht länger darauf verwandt, undisziplinierten Haß und Selbstverachtung zu projizieren, sondern begannen mit angenehmeren Illusionen. Die schrecklichen Deformierungen verblaßten; eine Schar kleiner Männer und Frauen nahm den Platz der Alptraumgestalten ein.
    »Schick sie hin!« seufzten die Heulenden.
    Sugoll neigte zustimmend den Kopf. »Es wird geschehen.«
    Er stand auf und hob die Hand. Alle kleinen Leute wiederholten die Geste. Sie wurden so unstofflich wie Bergnebel im Mittagssonnenschein.
    »Denkt an

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