Das vielfarbene Land
seine Anwesenheit, dachte Elizabeth. Ein pensionierter Paläontologe, der den fossilen Zoo besichtigen möchte. und das Püppchen an der Leine ist eine rückfällige Kriminelle, zweifellos um noch ein paar Schattierungen schwärzer als der arme Aiken. Die kostümierten Jungs haben sich offensichtlich ihrer anachronistischen Einstellung wegen nicht anpassen können. Aber wer ist die Weiße Dame? und der Große Denker, der im August Tweed trägt?
Die Zimmerbeleuchtung verglomm. Der Gobelin hob sich und enthüllte einen großen Hologramm-Schirm. Musik erklang. (Herr Jesus, dachte Elizabeth. Nicht Strawinsky!) Auf dem schwarzen Schirm entstand das farbige, dreidimensionale Bild der Erde, wie sie im Pliozän vor sechs Millionen Jahren plus minus ein paar aus einer Umlaufbahn gesehen worden wäre.
Aus dieser Entfernung wirkte sie recht vertraut. Aber dann fuhr die Kamera näher heran.
Mishima erklärte: »Sie werden feststellen, daß die Erdteile sich ungefähr in der heutigen Position befinden. Doch ihre umrisse sehen anders aus, hauptsächlich aus dem Grund, weil seichte vorkontinentale Meere einige Gebiete noch bedecken, während Stellen, die jetzt unter Wasser liegen, damals trockenes Land waren.«
Der Globus drehte sich langsam und hielt an, als Europa sich in der richtigen Lage befand. Die Kamera fuhr näher und näher heran.
»Sie alle werden mit einem Satz Durofilm-Landkarten ausgestattet werden in kleinem Maßstab für die gesamte Erde des Frühen Pliozän, eins zu sieben Millionen von Europa und eins zu einer Million von Frankreich. Sollten Sie eine Exkursion zu anderen Teilen der Erde planen oder einfach Interesse daran haben, werden wir unser Möglichstes tun, um Ihnen auch dafür die entsprechenden Land und Seekarten zu liefern.«
»Wie genau werden die sein?« erkundigte sich der Pirat.
»Außerordentlich genau glauben wir«, antwortete Mishima ohne Zögern. »Das Pliozän gehört zu den jüngsten geologischen Epochen, und so waren unsere Computer imstande, die Topographie mit einer Akkuratesse wiederzugeben, die sich zweiundachtzig Prozent nähern muß. Bei den im Detail erforschten Gebieten sind sogar Küstenablagerungen, kleine Wasserläufe und bestimmte Aspekte des mediterranen Beckens angegeben.«
Er begann ihnen Nahaufnahmen von verschiedenen Landschaften zu zeigen, alle in deutlichem Relief und ergänzt durch Einzeichnungen der neuzeitlichen Umrisse.
»Die britischen Inseln hängen als eine einzige, sehr große Masse Albion zusammen und sind mit der Normandie Wahrscheinlich durch einen schmalen Isthmus verbunden. Die Niederlande und ebenso das nordwestliche Deutschland liegen unter dem Anversischen Meer. Fennoscandia ist eine ungebrochene Einheit, noch nicht durch die Ostsee geteilt.
Polen und Rußland sind mit Sümpfen und Seen bedeckt einige davon recht groß. Ein weiterer großer Süßwassersee liegt südlich der Vogesen in Frankreich, und da sind große alpine Seen ...«
Weiter ostwärts sah die Landschaft fast völlig fremd aus. Eine brackige Lagune, das Pannonische Becken, bedeckte Ungarn und ergoß sich durch das Eiserne Tor und die Dakische Straße in die seichten Überreste des früher dominierenden Tethys-Meers, auch Lac Mer genannt. Dies streckte sumpfige Lagunen und Salzwasser-Arme weit nach Zentralasien hinein und nordwärts zu dem eislosen Boreischen Ozean hinauf. In späteren Jahrmillionen würden nur der Aral-See und das Kaspische Meer als Andenken an das Tethys-Meer zurückbleiben.
»Auch das Euxinische Becken, das eines Tages das Schwarze Meer werden wird, enthält Süßwasser. Gespeist wird es von den hohen Gebirgszügen von Kaukasien, Anatolien und im Westen den Alpen. Ein großer Sumpf nimmt das Gebiet des heutigen Marmara-Meers ein. Hier darunter ist der Levante-See, der in etwa dem jetzigen Ägäischen Meer entspricht.«
»Das Mittelmeer kommt mir ziemlich durcheinandergebracht vor«, bemerkte der Wikinger. »Ich brauchte in meinem Beruf einige Kenntnisse über die verrückte Geologie dieser Region. Mir scheint, beim Zeichnen dieser Karte haben Sie eine Menge nur geraten.«
Mishima ließ den Einwand gelten. »Die zeitliche Festlegung der aufeinanderfolgenden mediterranen Überschwemmungen ist in der Tat problematisch. Wir halten diese Darstellung des frühen Pliozän für die plausibelste. Bitte beachten Sie, daß die jetzt verschwundene Balearische Halbinsel ostwärts von Spanien vorspringt. Anstelle Korsikas und Sardiniens ist eine einzige schmale Insel da. Von
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