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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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noch zu jung, um einen so einschneidenden Schritt in Erwägung zu ziehen. Wie Sie vielleicht wissen, verlangte die erste Betreuerin des Zeitportals ...« er deutete mit einem Kopfnicken zu einem Ölporträt der geheiligten Madame hin, das über dem Kamin hing »bei ihren Klienten ein Mindestalter von achtundzwanzig Jahren. Heute mögen wir den Standpunkt vertreten, daß Angelique Guderians Einschränkung, basierend auf veralteten thomistischen Vorstellungen von der psychischen Reife, nicht unanfechtbar ist. Aber trotzdem, das Grundprinzip bleibt gültig. Ein voll ausgebildetes Urteilsvermögen ist bei einer Entscheidung auf Leben und Tod wesentliche Voraussetzung. und Sie sind achtzehn. Ich bin überzeugt, Sie sind sehr viel reifer als die meisten Personen Ihres Alters, und dennoch wäre es klug, ein paar Jahre zu warten, bevor Sie sich für das Exil entscheiden. Es gibt keine Rückkehr, Felice.«
    Ich bin harmlos und ängstlich und klein. Ich bin in deiner Gewalt, und ich brauche deine Hilfe so notwendig, und ich wäre dir so dankbar. »Sie haben mein Profil studiert, Berater Shonkwiler. Bei mir muß vieles nicht stimmen.«
    »Ja, ja, aber das kann behandelt werden, Bürgerin!« Er beugte sich vor und nahm ihre kalte Hand. »Hier auf der Erde haben wir dazu ganz andere Möglichkeiten, als Ihr Heimatplanet sie besitzt. Acadie ist so abgelegen! Man kann kaum erwarten, daß die dortigen Berater von den neuesten Therapie-Techniken wissen. Aber Sie könnten nach Wien oder New York oder Wuhan gehen, und die besten Leute dort wären sicher imstande, Ihr kleines SM-Problem und die männerneidische Hyperaggression zu beseitigen. Ihre Persönlichkeit würde dadurch nur ein ganz kleines bißchen verändert. und nach der Behandlung wären Sie so gut wie neu.«
    Die schmelzenden, unterwürfigen Augen füllten sich mit Tränen. »Ich bin überzeugt, Sie haben nur mein Bestes im Sinn, Berater Shonkwiler. Aber bitte, versuchen Sie, mich zu verstehen.« Mitleid, Hilfe, hab Verständnis, laß dich herab, der rührenden Kleinen zu helfen! »Ich ziehe es vor, zu bleiben, wie ich bin. Deshalb habe ich eine Behandlung abgelehnt. Der Gedanke, daß andere Menschen meinen Geist manipulieren - verändern -, erfüllt mich mit entsetzlicher Angst. Ich könnte es einfach nicht zulassen.«
    Ich würde es nicht zulassen.
    Der Berater befeuchtete seine Lippen, und plötzlich ertappte er sich dabei, daß er ihre Hand streichelte. Er fuhr zusammen, ließ die Hand des Mädchens fallen und erklärte: »Nun, Ihre psychosozialen Probleme sind nicht der eigentliche Grund, warum Ihnen das Exil verweigert wird. Aber abgesehen von Ihrer Jugend ist da noch etwas. Wie Sie selbst wissen, erlaubt der Rat es nicht, daß Personen mit operanten metapsychischen Kräften ins Exil gehen. Sie sind zu wertvoll für das Milieu. Jetzt haben Ihre Tests gezeigt, daß Sie latente Metafunktionen mit koerziblen, psychokinetischen und psychokreativen Potentialen in ungewöhnlicher Stärke besitzen. Zweifellos waren sie teilweise Ursache für Ihren Erfolg als professionelle Sportlerin.«
    Felice zeigte ein bedauerndes Lächeln. Dann senkte sie langsam den Kopf, so daß das jetzt schlaffe platinfarbene Haar wie ein Vorhang ihr Gesicht verbarg. »Das ist nun alles vorbei. Sie wollen mich nicht mehr haben.«
    »Ja, so ist es«, sagte Shonkwiler. »Aber nach einer erfolgreichen Behandlung Ihrer psychosozialen Probleme wäre es den Leuten im MP-Institut unter umständen möglich, Ihre latenten Fähigkeiten zur Operanz zu bringen. Denken Sie, was das heißen würde! Sie gehörten dann zur Elite des Milieus wären eine Person von großem Einfluß -, könnten buchstäblich die Welt erschüttern! Eine noble Laufbahn im Dienst einer dankbaren Galaxis läge vor Ihnen. Vielleicht stiegen Sie sogar bis in den Rat auf!«
    »Oh, so etwas möchte ich gar nicht! Es ängstigt mich, an all diese Gehirne zu denken ... Außerdem könnte ich das, was ich bin, nie aufgeben. Es muß einen Weg für mich geben, durch das Zeitportal zu gehen, auch wenn ich noch nicht alt genug bin. Sie müssen mir helfen, den Weg zu finden, Berater!«
    Er zögerte. »Die Rückfälligkeitsklausel hätte angewandt werden können, wenn die unglücklichen MacSweeny und Barstow Anzeige erstattet hätten. Für Rückfällige gibt es keine Altersbeschränkung.«
    »Daran hätte ich selbst denken sollen!« Ihr erleichtertes Lächeln verwirrte ihn. »Dann ist alles ganz einfach!«
    Sie stand auf und ging um den Schreibtisch herum

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