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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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oder was?«
    Der Mann erklärte sachlich: »Viele Leute des Burgpersonals sind homophil oder autoerotisch. Die übrigen werden von reisenden Unterhalterinnen aus Ronian oder Burask bedient. Es gibt keine kleinen Dörfer in diesem Gebiet, nur weit voneinander entfernte Städte und Pflanzungen. Die unter uns, die in der Burg Dienst tun, bleiben nur zu gern da. Wir werden für unsere Arbeit gut belohnt.« Mit einem kleinen Lächeln befingerte er das Halsband, und dann verdoppelte er seine Bemühungen, den Neuankömmling zur Eile anzutreiben.
    »Hört sich wie ein gut durchorganisierter Betrieb an«, meinte Richard in zweifelndem Ton.
    »Du bist in eine wundervolle Welt gekommen. Du wirst hier sehr glücklich sein, wenn du erst einmal ein bißchen über unsere Lebensweise gelernt hast... keine Bange vor den Bärenhunden. Wir halten sie der Sicherheit wegen. Sie können nicht an uns heran.«
    Sie eilten durch den Außenhof und in das Gebäude, wo der Wächter versuchte, Richard die Treppe hinaufzulotsen. Aber der Ex-Raumfahrer riß sich los. »Bin gleich zurück! Muß mir diesen faszinierenden Ort eben mal ansehen!«
    »Aber du kannst nicht ...«, rief der Wächter.
    Richard konnte jedoch. Er faßte seinen federgeschmückten Hut und rannte los. Seine Geschwindigkeit wurde nur wenig durch das Gewicht seines Rucksacks beeinträchtigt. Über das hallende Kopfsteinpflaster ging es tief hinein in das Innere des Wachtturms. Er bog aufs Geratewohl um Ecken, bis er auf den großen Innenhof der Burg geriet. So früh am Morgen lag der Hof, an vier Seiten von der zweistöckigen Hohlwand mit ihren Ecktürmen und Brustwehren umgeben, tief im Schatten. Der Hof war beinahe achtzig Quadratmeter groß. In seinem Mittelpunkt stand ein Brunnen, um den in Steinkübeln Bäume gepflanzt waren. Weitere Bäume wuchsen in regelmäßigen Abständen am Rand des Hofs. Eine ganze Seite nahm ein großer Doppelpferch ein, mit perforiertem Stein sauber ummauert. Die eine Hälfte beherbergte ein paar Dutzend große Vierfüßer einer Rasse, die Richard nie zuvor gesehen hatte. Die andere Hälfte des Pferchs schien leer zu sein.
    Nun hörte Richard die Stimmen seiner Verfolger und verschwand in einer Art Kreuzgang, der um die anderen drei Seiten des Innenhofs lief. Er rannte ein kurzes Stück und bog dann in einen Seitenkorridor ein. Es war eine Sackgasse. Aber auf beiden Seiten führten Türen in Wohnungen, die sich innerhalb der großen Hohlmauer befanden.
    Er öffnete die erste Tür rechter Hand, schlüpfte hinein und schloß sie hinter sich.
    Der Raum war dunkel. Richard stand völlig still, hielt den Atem an, war dankbar, als das Geräusch von laufenden Füßen erst lauter wurde und dann erstarb. Für den Augenblick war er entkommen. Er suchte in einem Fach seines Rucksacks nach der Taschenlampe. Bevor er sie anknipsen konnte, hörte er ein leises Scharren. Er erstarrte. Quer durch das dunkle Zimmer sprang ein Lichtstreifen. Jemand öffnete mit unendlicher Langsamkeit eine andere Tür. Die Beleuchtung des Innenraums schoß in einem sich verbreiternden Strahl auf ihn zu und fing ihn ein.
    Im Eingang hob sich die Silhouette einer sehr hochgewachsenen Frau ab. Sie war in ein schleierartiges ärmelloses Gewand gekleidet, das beinahe unsichtbar wirkte. Richard erkannte ihr Gesicht nicht, aber er wußte, sie konnte nicht anders als schön sein.
    »Lady Epone«, sagte er und wußte nicht, warum.
    »Du darfst hereinkommen.«
    Er hatte noch nie eine solche Stimme gehört. Ihr süßer Wohllaut enthielt ein unmißverständliches Versprechen, das ihn in Brand setzte. Er ließ seinen Rucksack fallen und ging zu ihr, eine ganz in Schwarz gekleidete Gestalt, angelockt vom Glanz. Als sie langsam in den Innenraum zurückwich, folgte er ihr. Dutzende von Lampen hingen von der Decke und schimmerten auf goldenen Draperien und weißer Gaze, die die Vorhänge eines breiten Bettes bildeten.
    Die Frau breitete die Arme aus. Ihr loses Gewand war hellblau, ohne Gürtel, und lange gelbe Stoffbahnen flössen von ihren Schultern wie neblige Flügel. Sie trug ein goldenes Halsband und ein goldenes Diadem auf dem blonden Haar. Das Haar fiel ihr fast bis auf die Taille nieder, und ebenso war es, wenn Richards Augen ihn nicht täuschten, mit den unglaublich großen, hängenden Brüsten unter dem Spinnwebkleid.
    Sie war fast einen halben Meter größer als er. Mit unmenschlich glühenden Augen blickte sie auf ihn nieder und befahl: »Komm näher!«
    Das Zimmer drehte sich um ihn. und

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