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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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nächtlichen Störenfrieden bieten. Als Sicherung gegen gefährliche Tiere ist des Guten bestimmt zuviel getan worden. und auch hinsichtlich Angriffen von Menschen, die außerhalb des Gesetzes stehen und von denen gibt es hie und da welche, wenn ich Sie recht verstanden habe.«
    »O ja«, räumte Creyn mit herablassender Geste ein. »Sie sind kaum mehr als ein kleines Ärgernis.«
    »Welchem Zweck dienen die Befestigungen dann wirklich?«
    »Da sind immer noch«, erklärte Creyn, »die Firvulag.«
    unmittelbar vor dem Tor hielten sie an. über seinem Bogen war das gleiche Emblem der goldenen Maske zu sehen, das den Eingang der Torburg geschmückt hatte. Captal Zdenek, begleitet von einem fackeltragenden Soldaten, ritt an eine dunkle Nische heran und ergriff eine starke Kette, die vom Gewölbe des überhängenden Bogengangs herabbaumelte. Am Ende der Kette hing in einem Metallkorb eine Steinkugel, die gut einen halben Meter Durchmesser hatte. Zdenek ritt, die Kugel in der Hand, ein kurzes Stück hinaus, drehte um, zielte und ließ sie in einem Pendelbogen auf das Tor zuschwingen. Sie traf eine geschwärzte Bronzelinse, die in die Holzklappe eingelassen war. Ein tiefes Bumm erscholl wie von einer Kirchenglocke der Alten Welt. Noch während der Soldat die zurückschwingende Kugel auffing und wieder in ihrer Nische unterbrachte, begann sich das schwere Tor zu öffnen.
    Creyn ritt allein vor. Er hob sich im Sattel zu voller Größe, so daß die Zugluft, die durch die sich verbreiternde Öffnung strömte, seine scharlachroten und weißen Gewänder hinter ihm flattern ließ. Er rief drei Wörter in einer fremden Sprache und sandte gleichzeitig ein kompliziertes mentales Bild aus, das weder die ringtragenden Menschen noch Elizabeth entziffern konnten.
    Zwei Trupps menschlicher Soldaten mit Federbüschen auf den Helmen waren zu beiden Seiten des offenen Eingangs angetreten. Die gravierten Platten und Schuppen ihrer bronzenen Zeremonialrüstungen schimmerten im Licht der zahllosen brennenden Lampen wie Gold. Hinter dem Tor säumten die ansonsten verlassenen Straßen beinahe einen ganzen Block weit auf beiden Seiten die Ramas. Jeder kleine Affe trug ein metallenes Halsband und ein blau-goldenes Wappenmäntelchen. In der Hand hielt jeder einen Stab aus einem glasartigen Material, an dessen Spitze ein blaues oder bernsteinfarbenes Licht schimmerte.
    Creyn und sein Gefolge ritten zwischen den Reihen der Ramapithecinen hindurch, und die kleinen Tiere schwenkten ein und trippelten neben den Chalikos her. So begleiteten sie die Reiter durch die Straßen der schlafenden Stadt. An einem Platz angekommen, wo das Wasser eines großen Springbrunnens über schwimmende Laternen spritzte, salutierte Captal Zdenek vor Creyn und ritt mit den Soldaten Billy und Seung Kyu auf dunkle Unterkünfte zu. Für diese Nacht war ihre Arbeit beendet. Die Zeitreisenden begafften die Häuser, dunkel bis auf die Myriaden funkelnder Öllampen entlang jeder Dachrinne, Gartenmauer und Balustrade. Die Exil-Architektur im menschlichen Stadtviertel war eine Mischung aus vermörtelten Steinen, Fachwerk und quasi-biblischen Lehmziegeln mit dicken Wänden, die Kühle spendeten, ziegelgedeckten Dächern, schattigen Loggias, von Schlingpflanzen überwuchert, und kleinen Patios, die mit Palmen, Lorbeerbüschen und duftenden Zimtbäumen bepflanzt waren.
    »Munchkin-Tudor«, stellte Bryan fest. Die Menschheit hatte trotz ihrer Verbannung sechs Millionen Jahre in die Vergangenheit ihren Sinn für Humor behalten.
    Sie sahen überhaupt keine Leute, aber hie und da andere kindergroße Ramas in Wappenmäntelchen unterschiedlicher Farbe. Sie gingen geheimnisvollen Geschäften nach und schoben kleine bedeckte Karren. Einmal es war ein seltsam tröstliches Ereignis strich eine unzweifelhafte Siamkatze quer über die Hauptstraße und verschwand im offenen Fenster eines Hauses.
    Die Chaliko-Reiter näherten sich einem Komplex größerer Gebäude nahe am Fluß. Diese waren aus einem Material gebaut, das weißem Marmor ähnelte, und von der übrigen Stadt durch eine ornamentale Mauer getrennt, die in Abständen von breiten Treppen unterbrochen war. Die Brüstung oben war mit Pflanzschalen geschmückt, die von Blumen überflössen. Anstelle der Lampen aus Keramik oder durchbrochenem Metall, die sie im Menschenviertel gesehen hatten, wurden die Gebiete der Tanu von Leuchtern erhellt, die wie große silberne Kerzen waren. Die Häuser waren mit Ketten aus facettierten Glaslaternen

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