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Das vierte Opfer - Roman

Das vierte Opfer - Roman

Titel: Das vierte Opfer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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seinem
letzten Dienstjahr gewesen, als Van Veeteren selbst gerade sein erstes als Polizeianwärter angetreten hatte. Wie dem auch sei, das Vertrauen in Borkmann besaß er immer noch, und er sah auch keinen Grund, es in Frage zu stellen. Selbst ein geläuterter alter Bulle braucht ab und zu einen festen Punkt, eine Rettungsboje in seinem Dasein... Borkmanns Regel war übrigens eigentlich gar keine richtige Regel, eher ein Hinweis, eine Richtmarke für verzwickte Fälle ...
    Bei allen Ermittlungen, so hatte Borkmann behauptet, gibt es einen Punkt, ab dem wir eigentlich keine weiteren Informationen mehr benötigen. Wenn wir an dem Punkt angelangt sind, wissen wir bereits genug, um den Fall mit Hilfe reiner Gedankenarbeit zu lösen. Ein gutes Ermittlungsteam weiß, wann es sich an diesem Punkt befindet oder wann man ihn bereits überschritten hat. In seinen Memoiren behauptete Borkmann sogar, daß es gerade diese Fähigkeit oder Unfähigkeit ist, die den guten Detektiv vom schlechten unterscheidet.
    Der schlechte sucht unnötigerweise weiter.
    Van Veeteren leerte die erste Flasche und nahm zwei Oliven. Wie war das noch mit der Information, die nach dem Punkt der Sättigung hereinströmte? Ja:
    Im besten Fall spielte sie keine Rolle.
    Im Normalfall richtete sie nicht besonders viel Schaden an. Im schlimmsten Fall war sie von großem Nachteil. Sie überdeckte andere, lenkte die Aufmerksamkeit vom Wesentlichen ab und bereitete Probleme.
    Van Veeteren kaute und lutschte die Kerne sauber. Natürlich stimmte das. Und natürlich war das hier einer der Fälle, die in die letzte Kategorie paßten. Wieviel einfacher war es doch, jemanden zu fassen, der sich mit einem Mord begnügte, statt einen Serienmörder einzukreisen, bei dem die Informationen ... Hinweise, Spuren, Fäden und Verdächtigungen fast notwendigerweise das Einfache, Klare in der Masse ertrinken ließen.
    Wieviel einfacher war es doch, einen Bauernvorteil zum Gewinn zu nutzen, wenn die Anzahl der Figuren kleiner war.

    Die Frage war nur: Hatten sie den Punkt bereits überschritten?
    Wußte er jetzt, in diesem heißen Bad, genug, um den Henker zu überführen? Hatte es überhaupt noch einen Sinn, mit diesem Suchen nach Fäden und Spuren fortzufahren?
    Er tastete auf dem Boden des Eimers nach dem Öffner. Wußte die Frage bereits im voraus. Hatte sich zumindest entschieden.
    Ja.
    Ja. Der Mörder befand sich unter ihnen. Sorgfältig verborgen in dem Wirrwarr von Verhören, Protokollen und Diskussionen. Versteckt und untergetaucht in den noch verwinkelteren Windungen seines eigenen Gehirns. Den Henker gab es dort. Es ging nur noch darum, ihn hervorzuholen.
    Zumindest den Öffner fand er. Immerhin.
     
    Pro primo, dachte er.
    Drei Männer sind in Kaalbringen ermordet worden. Heinz Eggers am 28. Juni. Ernst Simmel am 31. August. Maurice Rühme am 8. September. Die gleiche Waffe, die gleiche Vorgehensweise. Der gleiche Täter.
    Ganz ohne Zweifel.
    Pro secundo.
    Trotz umfassender emsiger Arbeit war es nicht gelungen, auch nur die geringste Verbindungskette zwischen den drei Opfern herzustellen (abgesehen davon, daß sie alle erst in diesem Jahr nach Kaalbringen gezogen waren), bevor ihnen ein Bericht über den Aufenthalt des dritten Opfers in Aarlach in die Hände fiel. Danach entdeckten alle sofort, daß ein gewisser Eugen Podworsky bei zweien der Fälle im Hintergrund auftaucht (aber nur im Hintergrund, nota bene). Inspektorin Moerk liest den Bericht und stolpert über etwas »Bizarres«. Sie erklärt, sie wolle die Sache überprüfen, ausgehend von dem Bericht, und ...
    Pro tertio.

    ... wird von dem Mörder entlarvt, nein, ertappt oder beobachtet bei ihrem Kontrollvorhaben (worum immer es sich dabei handeln mag – möglicherweise hat er sie rein zufällig dabei gesehen). Der Mörder folgt ihr und schlägt zu (?), als Moerk sich weit genug im Wald befindet, dort, wo Hase und Fuchs sich gute Nacht sagen.
    Ungefähr so, ja. Das war eigentlich alles. Gab es überhaupt Raum für alternative Szenarien? Doch, natürlich gab es den. Er wollte es nur nicht glauben, das war alles. So mußte es sich abgespielt haben. Er nahm noch einen Schluck und überlegte, ob er nicht gehen und sich eine Zigarette holen sollte.
    Rauchen in der Badewanne? Welcher Verfall der Sitten?
    Aber warum eigentlich nicht? Tropfend und zitternd tappte er ins Zimmer. Holte den Aschenbecher, das Feuerzeug und Bausens altes, zerknittertes HB-Päckchen und sank zurück in die Wärme. Zündete eine

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