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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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einem Kind etwas Sonnenklares. >Zuerst kommen zwei Knilche vom ZK und wollen meinen besten Illegalen, einen Mann, den ich jahrelang persönlich ausgebildet und in den ich alle meine Hoffnungen gesetzt habe. Soll >Zur besonderen Verwendung< abgestellt werden - was immer das heißt.
    Gut, ich geb' ihnen meinen besten Mann. Zwei Tage später sind sie schon wieder da. Diesmal wollen sie meine beste Legende, eine Legende, die ich in jahrelanger Kleinarbeit aufgebaut habe. Seit der Iran-Affäre ist man nicht mehr so mit mir umgesprungen. Erinnern Sie sich an die Iran-Geschichte? Hab' mich bis heute nicht davon erholt.«
    Karpow nickte. Er war damals nicht beim Direktorat S gewesen, aber Borisow hatte ihm alles darüber erzählt, als er, Karpow, dann später zwei Jahre lang Direktor der Illegalen gewesen war. Während der letzten Tage des Schahs von Persien war die Internationale Abteilung des ZK auf die grandiose Idee verfallen, das ganze Politbüro der Iranischen Kommunistischen Partei, der Tudeh, heimlich aus dem Iran herauszuschaffen.
    Die I.A. hatte Borisows mühsam gehortete Dossiers geplündert und zweiundzwanzig perfekte iranische Legenden konfisziert, Tarnungen, die Borisow aufgespart hatte, um Leute in den Iran einzuschleusen, nicht um sie aus dem Land herauszubringen.
    »Bis aufs Hemd ausgenommen«, hatte er damals gekreischt, »nur um ein paar verlauste Hinterasiaten in Sicherheit zu bringen.«
    Später hatte er sich bei Karpow beklagt. »Es hat ihnen nichts eingebracht. Jetzt sind zwar die Ajatollahs an der Macht, aber die Tudeh ist geächtet wie eh und je, und wir können nicht einmal mehr eine Operation da drüben aufziehen.«
    Karpow wußte, daß diese Geschichte bei Borisow immer noch nachwirkte, doch die neue Sache war noch seltsamer. Eigentlich hätte das Ganze über ihn gehen müssen.
    »Wen haben Sie ihnen gegeben?«
    »Petrofski«, sagte Borisow resigniert. »Blieb mir nichts anderes übrig. Sie wollten den Besten, und er stand haushoch über den anderen. Erinnern Sie sich an Petrofski?«
    Karpow nickte. Er hatte die Illegalen nur zwei Jahre geleitet, aber er erinnerte sich noch an alle guten Leute und an alle Operationen, die im Busch waren. Auf seinem gegenwärtigen Posten hatte er sowieso unbeschränkten Zugang zu den Akten.
    »Wer zeichnete für die Requisitionen verantwortlich?«
    »Nun, technisch das ZK. Aber der Letztverantwortliche -«
    Borisow zeigte mit ausgestrecktem Finger zur Decke und darüber hinaus in den Himmel.
    »Gott?« fragte Karpow.
    »Fast. Unser heißgeliebter Generalsekretär. Vermute ich wenigstens.«
    »Sonst noch was?«
    »Ja. Gleich nach der Sache mit der Legende brechen dieselben Hanswurste wieder bei mir ein. Diesmal wollen sie die Empfangs-Diode zu einem der Geheimsender, die Sie vor vier Jahren in England installiert haben. Drum hab' ich angenommen, daß Sie hinter all dem stecken.«
    Karpow kniff die Augen zusammen. Als er der Direktor der Illegalen gewesen war, hatten die NATO-Länder Pershing-II- Raketen und Marschflugkörper stationiert. Washington hatte sich auf der ganzen Welt wie ein wild gewordener John Wayne aufgeführt, und dem Politbüro war das kalte Grausen gekommen. Er war angewiesen worden, die Planung für massive Sabotageakte in Westeuropa auszubauen, damit die Illegalen bei Ausbruch von Feindseligkeiten sofort tätig werden konnten.
    In Erfüllung dieses Auftrags hatte er eine Anzahl von Geheimsendern in Westeuropa installieren lassen, drei davon in Großbritannien. Die Männer, denen die Wartung und Bedienung der Geräte oblag, waren alle »Schläfer«, die stillhalten sollten, bis ein Agent sie mit dem entsprechenden Kenncode »aktivieren« würde. Die Geräte waren ultramodern; sie verwürfelten ihre Botschaften beim Aussenden, und zur Entwürfelung der Nachricht benötigte der Empfänger eine programmierte Diode. Diese Kristalldetektoren lagerten in einem Safe des Illegalen-Direktorats.
    »Was für ein Sender?« fragte er.
    »Der Sender, den Sie immer Poplar nannten.«
    Karpow nickte. Er wußte, daß alle Operationen, Agenten und Geräte offizielle Codenamen trugen. Aber er war schon seit so langer Zeit Englandspezialist und kannte London so gut, daß er seine eigenen Operationen mit privaten Codenamen belegte, die auf zweisilbigen Londoner Vororten beruhten. Die drei Sender, die er in England hatte installieren lassen, hießen für ihn Hackney, Soreditch und Poplar.
    »Noch was, Pal Petrowitsch?«
    »Klar. Diese Brüder sind unersättlich. Zuletzt

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