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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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durchgedreht, so wäre er mit dem Ausdruck unseres tiefsten Bedauerns zu seinem Schiff zurückgefahren worden, er und sein verflixtes Spielzeug.«
    Als das Flugzeug abgehoben hatte, zog Preston sich in die Toilette zurück und betrachtete prüfend die drei Scheiben, die er in sein Taschentuch gewickelt hatte. Aber sie sagten ihm noch immer nichts.
    Die drei Dichtungsscheiben, die er im Tankstellenladen erworben und gegen das »verflixte Spielzeug« des Russen ausgetauscht hatte, würden eine Weile ihren Dienst tun. Preston kannte einen Mann, der sich in der Zwischenzeit die russischen Scheiben genau ansehen sollte. Der Mann arbeitete außerhalb von London, und Bright hatte Auftrag, ihn zu bitten, daß er am heutigen Freitagabend auf Prestons Eintreffen warten solle.
    Als Karpow kurz nach neunzehn Uhr bei General Martschenkos Datscha ankam, war es schon dunkel. Der Offiziersbursche des Generals öffnete ihm und führte ihn ins Wohnzimmer. Martschenko war bereits aufgesprungen und schien ebenso überrascht wie erfreut, seinen Freund vom anderen und größeren Geheimdienst zu sehen.
    »Jewgenij Sergeiwitsch«, rief er strahlend, »was führt Sie in meine bescheidene Hütte?«
    Karpow trug eine Kuriertasche in der Hand. Er hob sie hoch und grub darin herum.
    »Einer meiner Jungens ist gerade aus der Türkei zurückgekommen, über Armenien«, sagte er. »Ein heller Bursche, kommt nie mit leeren Händen an. In Anatolien geht nichts mehr, also hat er in Eriwan Station gemacht und das da eingesteckt.«
    Er holte eine der vier Flaschen aus der Kuriertasche, den besten armenischen Kognak, der zu haben war. Martschenkos Augen leuchteten auf.
    »Akhtamar!« rief er. »Nur das Beste für das EHD.«
    »Ja«, fuhr Karpow leichthin fort, »ich war unterwegs zu meiner eigenen Klitsche und dachte mir: Wer könnte mir wohl helfen, der Flasche den Garaus zu machen? Und schon kam die Antwort: Der alte Pyotr Martschenko. Also hab' ich einen kleinen Umweg gemacht. Wollen wir mal probieren, wie er schmeckt?«
    Martschenko brüllte vor Lachen. »Sascha, Gläser!« schrie er.
    Preston landete kurz vor siebzehn Uhr, fuhr seinen Wagen aus dem Parkplatz und schlug die Richtung zur Schnellstraße M4 ein. Anstatt ostwärts nach London einzubiegen, fuhr er nach Westen, Richtung Berkshire. Nach einer halben Stunde erreichte er sein Ziel, eine Anlage außerhalb des Dorfes Aldermaston.
    Das schlicht als »Aldermaston« bekannte AtomwaffenForschungszentrum, ein Lieblingsziel von Friedensmarschierern, ist in Wahrheit eine interdisziplinäre Einrichtung. Man entwickelt und baut dort zwar nukleares Gerät, betreibt aber auch Forschung auf den Gebieten Chemie, Physik, konventionelle Sprengstoffe, Maschinenbau, theoretische und angewandte Mathematik, Röntgenbiologie, Medizin, Gesundheits- und Sicherheitswesen und Elektronik. Und, nebenbei gesagt, befindet sich dort auch ein erstklassiges Metallurgisches Institut.
    Vor Jahren hatte ein Wissenschaftler aus Aldermaston vor Geheimdienstoffizieren in Ulster eine Vorlesung über die Metallarten gehalten, die von den Bombenherstellern der IRA besonders häufig verwendet werden. Preston war damals unter den Zuhörern gewesen und hatte sich jetzt an den walisischen Namen des Vortragenden erinnert.
    Dr. Dafydd Wynne-Evans erwartete ihn in der Eingangshalle. Preston stellte sich vor und erwähnte den Vortrag, den Dr. Dafydd Wynne-Evans seinerzeit gehalten hatte.
    »Donnerwetter, das nenne ich ein Gedächtnis«, sagte Wynne- Evans leicht lispelnd mit walisischem Akzent. »Also, Mr. Preston, was kann ich für Sie tun?«
    Preston griff in die Tasche, holte das Taschentuch hervor und zeigte die drei Scheiben, die darin eingewickelt waren.
    »Die Dinger wurden jemandem in Glasgow abgenommen«, sagte er. »Mir sind sie rätselhaft. Ich möchte wissen, was sie sind und wofür man sie verwenden könnte.«
    Der Wissenschaftler sah die Scheiben genau an.
    »Sie denken an verbrecherische Zwecke?«
    »Könnte sein.«
    »Ohne Tests läßt sich das schwer sagen«, sagte der Metallurgist. »Heute abend habe ich ein Dinner, und morgen heiratet meine Tochter. Ist es Ihnen recht, wenn ich am Montag ein paar Tests durchführe und Sie dann anrufe?«
    »Montag paßt ausgezeichnet«, sagte Preston. »Ich nehme nämlich ein paar Tage frei und werde zu Hause sein. Darf ich Ihnen meine Nummer in Kensington geben?«
    Dr. Wynne-Evans eilte nach oben, schloß die Scheiben in seinem Safe ein, verabschiedete sich von Preston und machte sich auf

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