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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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ihre Einheit kann ich mich nicht mehr erinnern. Wir waren richtig vermummt, haben alles übereinander angezogen. Kaum Regimentsabzeichen zu sehen.«
    Preston und Viljoen bedankten sich überschwenglich und fuhren zurück nach Pretoria und wieder zur Visagie Street. Unglücklicherweise ist Brandt ein sehr häufiger holländischer Name, und es gibt auch den Namen Brand ohne das »t« am
    Ende, aber er wird genauso ausgesprochen. Es gab Hunderte davon.
    Bis zum Abend hatten sie, unterstützt von den Archivaren, sechs Unteroffiziere Frederik Brandt ermittelt, aber alle waren schon gestorben. Zwei waren in Nordafrika gefallen, zwei in Italien und einer war beim Kentern eines Landungsbootes umgekommen. Sie schlugen die sechste Akte auf.
    Captain Viljoen starrte ungläubig auf die offene Akte.
    »Das darf nicht wahr sein«, sagte er leise. »Wer könnte das getan haben?«
    »Schwer zu sagen«, erwiderte Preston. »Schließlich ist es schon lange her.«
    Die Akte war vollständig leer.
    »Es tut mir wirklich leid«, sagte Viljoen, als er Preston zum Hotel Burgerspark zurückfuhr. »Aber es sieht aus, als ob die Spur hier endete.«
    Am selben Abend rief Preston von seinem Hotelzimmer aus Oberst Roberts an.
    »Verzeihen Sie, daß ich nochmals störe, Herr Oberst. Können Sie sich noch entsinnen, ob Unteroffizier Brandt einen besonders guten Freund oder Kameraden in dieser Baracke hatte? Nach meiner eigenen Erfahrung in der Army gibt es gewöhnlich Kameraden, die besonders eng zusammenhalten.«
    »Ganz recht, gibt es häufig. Aus dem Stegreif kann ich's Ihnen nicht sagen. Lassen Sie mich's überschlafen. Wenn mir etwas einfällt, rufe ich Sie morgen früh an.«
    Der hilfreiche Oberst rief an, als Preston beim Frühstück saß. Die abgehackte Stimme klang, als mache er Rapport ans Hauptquartier.
    »Habe nachgedacht«, sagte der Oberst. »Die Baracken waren für ungefähr hundert Mann gebaut. Aber am Ende lagen wir drin wie die Heringe. Über zweihundert pro Baracke. Mußten auf dem Boden schlafen oder immer zwei auf einer Pritsche. Nicht von wegen, Sie verstehen, ging einfach nicht anders.«
    »Verstehe«, sagte Preston. »Und Brandt?«
    »Hat seine Pritsche mit einem anderen Unteroffizier geteilt. Name war Levinson. R. D. L. I.«
    »Wie bitte?«
    »Royal Durban Light Infantry. Levinsons Einheit.«
    In der Visagie Street ging es diesmal schneller. Levinson war bei weitem kein so häufiger Name, und sie wußten die Einheit. In einer Viertelstunde lag die Akte vor. Der Mann hieß Max Levinson, geboren in Durban. Nach Kriegsende hatte er abgemustert, daher war nichts über eine Pension oder eine Adresse verzeichnet. Aber sie wußten, daß er fünfundsechzig Jahre alt war.
    Preston versuchte sein Glück mit dem Telefonbuch von Durban, während Viljoen die dortige Polizei bat, den Namen in ihrem Computer abzufragen. Viljoen wurde als erster fündig. Es lagen zwei Parkvergehen und eine Adresse vor. Max Levinson besaß ein kleines Hotel an der Küste. Viljoen rief an, und Mrs. Levinson kam an den Apparat. Sie bestätigte, daß ihr Mann im Stalag 344 gewesen sei. Im Moment sei er beim Angeln.
    Sie drehten Daumen, bis Mr. Levinson am Abend zurückkam, dann sprach Preston mit ihm. Der fröhliche Hotelier dröhnte übers Telefon: »Klar erinnere ich mich an Frikki. Der Blödmann ist in die Wälder abgehauen. Nie mehr von ihm gehört. Was ist mit ihm?«
    »Woher stammte er?«
    »East London«, sagte Levinson ohne Zögern.
    »Und seine Familie?«
    »Darüber hat er nie viel gesagt«, erwiderte Mr. Levinson. »Afrikaander natürlich. Fließend Afrikaans, schlechtes Englisch. Arbeiterklasse. Ach ja, ich erinnere mich, er hat gesagt, sein Vater sei Rangierer bei der Eisenbahn.«
    Preston bedankte sich und wandte sich an Viljoen.
    »East London«, sagte er. »Können wir hinfahren?«
    Viljoen seufzte.
    »Ich würde abraten«, sagte er. »Es sind Hunderte von Kilometern. Wir haben ein sehr großes Land, Mr. Preston. Wenn Sie unbedingt wollen, fliegen wir morgen runter. Ich rufe an, daß uns ein Polizeiauto mit Fahrer dort abholt.«
    »Ein neutraler Wagen, bitte«, sagte Preston. »Der Fahrer in Zivilkleidung.«
    Obwohl das Hauptquartier des KGB sich in der Moskauer »Zentrale« am Dscherchinskij-Platz Nummer 2 befindet und obwohl das Gebäude nicht gerade klein ist, könnte es nicht einmal einen Teil eines der Direktorate und Dienststellen fassen, aus denen diese riesige Organisation besteht. Daher sind Zweigstellen über die ganze Stadt

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