Das Vigilante Prinzip (German Edition)
ließ sich auf den Platz ihm gegenüber fallen.
»Und, wie ist der Punktestand in Counter Strike?« Er versuchte es mit einem Scherz im Jargon des Jugendlichen, um das Eis zu brechen, doch der Typ sah ihn nur zweifelnd an.
»Sie sind echt nicht auf dem Laufenden, oder? Counter Strike ist schon so Asbach wie ein Pentium III.«
»Was trinkst du?«
»Coke.«
Vigilante bestellte noch ein Glas und für sich einen Kaffee. »Ich bin Jed. Wie soll ich dich nennen?«
»Wolverine.«
»Ist das so ein … Hackername?«
»Nein, das ist eine Marvel-Comicfigur, aber der erste Name, der mir in den Sinn kam, weil ich gerne meine Krallen ausfahren würde und ich den Teufel tun werde, Ihnen irgendeinen Namen oder sonst ein verf…«
»Na, na, na.«
»… beschissenen Teil aus meinem Leben verraten werde.«
Vigilante schmunzelte. »Dein Jugendstrafregister scheint ziemlich lang zu sein, wenn du solchen Wert auf Diskretion legst.«
»Ich bin achtzehn.«
»Sicher. Woher kennst du Dunoire?«
Der Junge verzog die Mundwinkel und runzelte dabei die Stirn. »Wen?«
»Die Dame, die dich angeheuert hat?«
»Du… was ? Sie meinen die Sis?«
»Sister Black, genau die.«
Wolverine machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach … weiß nicht, meine Schwester arbeitet für sie.«
Ein Callgirl , folgerte Vigilante, behielt seine Vermutung jedoch für sich, um den Jungen nicht vor den Kopf zu stoßen.
Inzwischen kam die Bedienung mit dem Kaffee und der Cola. Vigilante zahlte sofort, rührte Zucker und Milch in das schwarze Gebräu, rührte es jedoch nicht an.
»Wenn Mad... Sister Black Dich empfiehlt, gehe ich davon aus, dass du verschwiegen und gut bist.«
»Mister ...« Wolverine trank die Cola zur Hälfte leer. »Ich bin einer der Besten. Und für ausreichend Scheinchen, vergesse ich sogar, jemals das Sprechen gelernt zu haben.«
Vigilante beugte sich vor und sah sich um. Die anderen Gäste des Cafés befanden sich weit genug entfernt, als dass einer von ihnen zufällig etwas von dem aufschnappen konnte, über das sie redeten. »Ich will, dass du dich in den Computer des Pentagons hackst.«
Wolverine verschluckte sich an der Cola und hatte Mühe, sie nicht quer über den Tisch zu spucken. Ein Teil ging zurück ins Glas, den Rest schluckte er, kleckerte sich dabei das Shirt voll und verschmierte Colareste um seinen Mund.
»Ich soll was ?« Er hatte so laut gesprochen, dass sich am nächsten Tisch jemand umdrehte, sich jedoch sofort wieder seinem Kaffee widmete.
»Wie war das mit Diskretion?«, fragte Vigilante und hob die Tasse an seine Lippen.
Wolverine senkte die Stimme. »Ins Pentagon?«, fragte er wesentlich leiser, betonte aber jedes Wort.
Vigilante nickte. Er griff in seine Tasche und schob einen Umschlag über den Tisch. »Etwas Kleingeld und Anweisungen.«
Der Junge griff nach dem Briefumschlag, spähte hinein und zählte die Dollarscheine. »Dreihundert?«
»Ich lasse fünf Riesen springen, wenn du den Job ordentlich erledigst.«
»Alter, für fünf Riesen fahre ich meinen Rechner nicht einmal hoch.«
Vigilante seufzte. Er hoffte, dass das Bürschchen jetzt nicht frech und gierig wurde, sonst würde er ein ernstes Wörtchen mit Madame Dunoire sprechen.
»Also schön, wie viel?«
»Zehn. Und ich kenne Sie überhaupt nicht.«
Vigilante schürzte die Lippe. »Zehn. Und versuch jetzt nicht zu pokern oder mehr rauszuschlagen, sonst bekommst du nur neun. Millimeter. Zwischen die Augen. Wir haben uns verstanden?«
Wolverine hob abwehrend die Hände. »Schon gut, Mann. Ich weiß, wann ich aufhören muss.« Er zog das Blatt mit den Instruktionen hervor und warf einen Blick darauf. Im Prinzip enthielt es die gleichen Anweisungen, die Vigilante bereits Gilmore gegeben hatte. Es war besser, in dieser Sache zweigleisig zu fahren, denn das Gefühl, dass ihm wichtige Informationen vorenthalten wurden, blieb.
»Die Zeit drängt etwas, daher brauche ich morgen schon ein Zwischenergebnis«, sagte Vigilante. »Kriegst du das hin?«
Wolverine verdrehte die Augen. »Alter, morgen haben Sie entweder Ihre Ergebnisse, oder Sie können schon mal eine Kaution zusammenkratzen, um mich wieder aus dem Knast rauszuholen.«
Wenn der Knilch bloß wüsste , dachte Vigilante. Das Eindringen in staatliche Sicherheitsnetzwerke wurde als terroristischer Akt gewertet. Nach dem Patriot Act würden die ihn gleich in eine Hochsicherheitszelle einbuchten, ihm alle Rechte verwehren und ihn in irgendeinem Bunker so lange bearbeiten, bis er seine
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