Das Vigilante Prinzip (German Edition)
Cady's Alley, einer kleinen Gasse mit mehreren Geschäften und Bars, über die man zur 33. Straße gelangte, oder durch eine Passage direkt auf die M Street. Der falsche Beamte hinter ihm bugsierte ihn durch die Passage direkt zu einem wartenden Van an der Straßenseite. Hinter dem Steuer saß ein dritter Kerl, der den Motor startete, als er sah, wie die anderen aus dem Lokal kamen.
Kane schluckte, während ihn noch etwa fünf Schritte von dem Van trennten. Er konnte auf keinen Fall in den Wagen steigen. Dann war er geliefert. Wer hatte Wind von seinen Aktivitäten bekommen? Herrgott, er hatte ja nicht einmal die Nordkoreaner informiert, wer er war und warum er ihnen bereitwillig und ohne Gegenleistung die Tarnidentitäten der CIA-Agenten aushändigte.
Drei Schritte vom Van entfernt.
Ein Verdacht keimte in ihm auf. Hatte diese bescheuerte Ormond etwa Profikiller engagiert, um ihn zu liquidieren?
Einen Schritt.
Der Typ mit dem Revolver überholte Kane und seinen Bewacher, steckte die Waffe weg und langte nach dem Griff der Seitentür des Vans.
Kane nutzte den Moment und wirbelte herum. Er schlug den Tablet-PC dem Bewacher direkt ins Gesicht. Ein Schuss löste sich und fegte in die Karosserie des Vans.
Der peitschende Knall war Auslöser für eine Panik auf dem Gehweg. Menschen schrien auf, stoben auseinander. Liefen über die Straße. Ein Hund bellte.
Kane rannte. Er verschwand hinter dem Van und entging einem zweiten Schuss. Ein Funken traf ihn heiß im Nacken, doch die Kugel war ins Wagenblech eingeschlagen. Er lief über die Straße, stieß gegen einen Fahrradfahrer und riss ihn mit sich zu Boden. Wagen hupten. Quietschende Bremsen. Schlingernde Fahrzeuge.
Für zwei, drei Sekunden lief Dr. Judas Kane durch seine persönliche Hölle und stellte auf der anderen Straßenseite fest, dass er wie durch ein Wunder ungeschoren davongekommen war. Die Straße war erfüllt vom Lärm des Verkehrschaos'. Hupkonzerte, schepperndes Blech von aufeinander auffahrenden Wagen. Kreischende Menschen. Aufgeregtes Gerufe und Schreie.
Die Polizeisirenen.
Am Rande nahm Kane wahr, dass zwei Streifenwagen der Metropolitan Police aus einer Seitenstraße bogen und genau in das Chaos platzten. Er starrte zu dem Van hinüber und sah den Kerl, der auf ihn geschossen hatte. Sein Blick verriet kühle Entschlossenheit.
Es war noch nicht vorbei.
Kane schwang herum und rannte weiter. Er tauchte in die aufgebrachte Menschenmenge und wusste, dass genau in diesem Moment, der falsche Bundesbeamte über die Straße hinter ihm herlief und erst stoppen würde, wenn er Kane zur Strecke gebracht hatte.
*
Südlich der Columbia Heights Metrostation überlegte Vigilante kurz, ob er über die Columbia Road abkürzen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Der Weg führte am Rabaut Park und später am Kalorama Park vorbei, bewährte Ziele der Cops um Verkehrskontrollen durchzuführen. Viel schneller kam er jedoch auch nicht über die 14. Straße vorwärts. Dichter Verkehr, in der ersten Reihe parkende Fahrzeuge, regelmäßige und große Ampelkreuzungen. Für die geschätzten eineinhalb Kilometer brauchte er knapp sechs Minuten, somit war seine Schätzung, es bis zum Kafe Leopold in zehn Minuten zu schaffen, bereits dahin.
Auf dem Beifahrersitz saß Wolverine, beide Beine so eng hochgezogen, als wollte er sie an die Brust drücken. Er hatte sich erst nach dreimaliger Aufforderung angeschnallt, und auch nur dann, weil von rechts ein Bus bei tiefgelb über eine Kreuzung rauschte und Vigilane gezwungen war, in die Eisen zu gehen. Beide Hände umklammerten eine Laptoptasche. Erst nach der halben Strecke, als sie die Florida Avenue passierten, bekam Vigilante einen Ton aus dem Hacker heraus.
»Nun schieß schon los!«
»F-f-f-fahren Sie doch mal langsamer!«, stieß Wolverine hervor.
Vigilante trat das Gaspedal durch, hämmerte auf die Hupe und überholte einen Lastwagen über die Gegenspur. Bevor ein Bus ihn rammen konnte, scherte er knapp vor dem LKW wieder in die Spur ein.
Wolverine starrte ihn von der Seite her an. Vigilante konnte seine Angst förmlich riechen.
»Hast du Stirb Langsam 4 gesehen, Kleiner? Die Szene, in der McLane den Hacker abholt?«
Der Bursche schnitt eine Grimasse, als zweifele er an Vigilantes Verstand. »Ja. Ja und?«
Vigilante lächelte. »Das hier ist so ähnlich.«
Das Schlucken des anderen war deutlich zu hören. »Ich … hören Sie, in dem Film sind die beiden am Ende doch ein gutes Team und Kumpels
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