Das Vigilante Prinzip (German Edition)
auf den Hals hetzen.«
»Gut möglich.« Vigilante dachte nach. Warum der Stabschef? Die NSA brauchte ein hohes Tier, um eine nicht ganz legale Operation wie Vigilantes Einsatz genehmigen zu lassen. Ein Senator saß dafür nicht weit oben genug und ein Minister hätte eine Untersuchung verlangt. Der Stabschef versuchte dem Präsidenten den Rücken freizuhalten, Schwierigkeiten von ihm abprallen zu lassen, und er saß dennoch nahe an der Quelle. Aber ohne ein Druckmittel hätte er sich nicht so leicht um den Finger wickeln lassen. Irgendetwas hatte die NSA offenbar gegen Coolridge in der Hand.
»Eine Sache noch«, sagte Vigilante. »Wenn die NSA sie ausknipsen will, was ist dann mit den neunundzwanzig Chips? Die tragen Sie doch nicht bei sich, oder?«
Kane schüttelte den Kopf. »Nein … ich … weiß nicht, vielleicht wollen sie das Projekt fallen lassen und den Mantel des Schweigens darüber ausbreiten. Oder …«
»Oder sie haben bereits Kopien der Chips, inklusive des Starterchips und brauchen jetzt nur noch einen glaubhaften Sündenbock. Mit Ihrem Tod und den verschwundenen Chips können die dem Stabschef erklären, dass die Gefahr eliminiert ist und im Stillen dann ihr Ding durchziehen und BDSO einsetzen.« Vigilante legte die Hände vor den Lippen zusammen und dachte nach. Es war wie damals, als der Präsident in seinen Armen starb, als er auf der Flucht vor den Behörden war und niemandem trauen konnte. Er schien ein Talent dafür zu haben, sich in ausweglose Situationen zu manövrieren.
»Was … werden Sie jetzt tun?«, fragte Kane.
Vigilante senkte die Hände. »Ich werde Sie denen nicht ausliefern, Doktor. Aber Sie haben die Vereinigten Staaten von Amerika erpresst und vier Agentenleben auf dem Gewissen. Ich kann Sie auch nicht laufen lassen.«
Kane presste die Lippen aufeinander. »Verstehe. Ich habe die Sache völlig falsch angefasst.«
Vigilante pflichtete ihm bei. Das hatte er. Auf der anderen Seite konnte er ihn allerdings auch verstehen, denn Kane befand sich in einer ähnlichen Situation wie Vigilante selbst. Er konnte niemandem trauen. An wen hätte er sich wenden sollen, als er das BDSO-Projekt entdeckte? Wer hätte ihm geglaubt, wer hätte Nachforschungen angestellt? Und wer hätte nicht versucht, ihn zu liquidieren, um das schlummernde Projekt nicht zu gefährden?
»Hören Sie … Sie sagten, Sie haben einen Draht zum Präsidenten. Besteht die Möglichkeit für mich mildernde Umstände ...«
Vigilante hob eine Hand. »Ich kann nichts versprechen.«
Ein Poltern war aus dem Keller zu hören. Warum konnte der Bursche nicht einfach das tun, was man ihm sagte? Tatsächlich erschien Wolverines Kopf nur zwei Sekunden darauf im Durchgang zum Wohnzimmer.
»Ich hab dir doch ...«
»Alter, ich hab den Polizeifunk abgehört. Die schicken Streifenwagen genau hierher. Wir sind verpfiffen worden.«
Vigilante kam nicht dazu, darüber nachzudenken, wer das Sicherheitsleck darstellte, denn ein Geräusch von draußen weckte seine Aufmerksamkeit.
»Sie sind bereits hier«, sagte er und zog die P99 aus dem Holster. »Wolv, nimm unseren Doktor mit in die Garage, steigt in den Wagen und wartet auf mich.«
Der Junge nickte, packte ohne zu zögern Kane am Ärmel und zog ihn mit sich durch den Verbindungsgang. Vigilante ging zur Haustür, die noch immer verschlossen war, da sie sie nicht benutzt hatten. Er stellte sich außer Sichtweite neben das angrenzende Fenster und blickte durch die Gardine nach draußen. Ein silberner Chevy Tahoe war vorgefahren und parkte direkt am Straßenrand. Zwei Männer stiegen aus, griffen unter ihre Sakkos und förderten handliche MAC-10 Maschinenpistolen mit aufgesetzten Schalldämpfern zutage.
Killer.
Offenbar war es nicht möglich, den anderen einen Schritt voraus zu sein. Wer war das Leck? Madame Dunoire? Wohl kaum. Wurde sein Telefon überwacht? Oder das von Dunoire? Vigilante dachte an Wolverine, während er beobachtete, wie die beiden Auftragsmörder die ersten Treppenstufen hochgingen und sich sorgfältig zu allen Seiten umsahen.
Er hatte nicht vor, ihnen eine Chance zu lassen. Rasch entriegelte er die Tür, legte eine Hand auf den Knauf und hielt in der anderen die P99. Er zählte in Gedanken die Schritte der Killer, doch als er sie auf dem zweiten Treppenabsatz vermutete, geschah etwas völlig unerwartetes.
Die Explosion fegte Vigilante von den Füßen, trug ihn durch den Raum und schleuderte ihn bis zur Küche. Er prallte mit dem Rücken hart gegen den
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