Das Vigilante Prinzip (German Edition)
auf das Grün, schlitterte über einen Rasenstreifen und schwenkte hinter dem Dodge wieder auf die Spur zurück.
Vigilante blickte in den Rückspiegel. Die Verfolger hatten Probleme, mitzuhalten. Er grinste.
»Na toll, man kann sie immer noch mit einem geschickten Manöver abhängen, nicht wahr?«, kommentierte Wolverine.
»Wenn du mich auf dieser Fahrt nochmal von der Seite dumm anquatschst, fliegst du raus«, sagte Vigilante.
»Die Antwort war jetzt aber nicht aus Star Wars.«
»Nein, die war ernst gemeint. Jetzt halt den Mund, Kleiner, wenn du das hier überleben willst.«
Vigilante sah eine Lücke im Verkehr. Weiter vorn kamen ihm Wagen auf der Spur entgegen, auf der er sich gerade befand. Höchste Zeit, sich wieder in den normalen Verkehr einzufädeln. Er hämmerte auf die Hupe und zog den Wagen wieder auf die linke Spur in Fahrtrichtung. Vor ihm ein Kombi. Rechts rüber, eine Lücke zwischen den parkenden Autos ausnutzend. Dann vor dem Kombi wieder zurück auf die linke Spur. Die hektische Slalomfahrt ging bis zum Ende der Parkanlage auf der linken Seite gut.
Dann kam die Einfahrt zur französischen Botschaft.
Ein Blick in den Rückspiegel. Die Verfolger holten wieder auf.
Vigilante hatte plötzlich eine ganz bescheuerte Idee.
Er riss das Lenkrad links herum, rammte einen blauen Renault Clio, touchierte einen 3er BMW und jagte genau auf das schmiedeeiserne Tor der Ausfahrt der französischen Botschaft zu.
»Was … sie sind wahnsinnig?«, kreische Kane.
»Ich hab da ein ganz mieses Gefühl, Alter.«
»Ich auch.« Vigilante bereitete sich auf den Aufprall vor. »Festhalten, Leute!«
Zwei Kehlen schrien auf.
Der Zusammenstoß war mörderisch. Vigilante hatte versucht, das Tor nicht frontal zu nehmen, sondern seitlich durchzubrechen. Seine Rechnung ging nicht auf. Der Winkel hatte keine Auswirkungen, denn die Geschwindigkeit war nicht hoch genug und sein Chevy Impala war alles andere als ein Rammbock. Die Airbags explodierten. Vigilante und Wolverine wurden in die Gurte gerissen und machten Bekanntschaft mit den Luftsäcken.
Für Sekundenbruchteile wurde es schwarz um Vigilante, doch nicht lange genug, um ihn in eine Bewusstlosigkeit zu reißen. Er blinzelte die tanzenden Flecken vor den Augen weg, drückte das Airbagkissen zusammen, aus dem langsam aber sicher, die Luft entwich und sah durch die zerbrochene Windschutzscheibe zur Einfahrt. Rauch stieg aus der Motorhaube, oder dem Teil, der von der Haube noch übrig geblieben war. Die Front des Impala steckte in dem Tor. Einige Gitterstäbe waren weggebrochen, andere nur stark verbogen, doch die geballte Kraft des Stahls hatte verhindert, dass Vigilantes Wagen durchbrechen konnte.
Aus dem gepanzerten Wachbunker stürzten drei Uniformierte mit gezogenen Waffen. Die Mündungen zielten auf Vigilante und seine Begleiter. Sie riefen etwas, zuerst auf Französisch, dann auf Englisch, doch Vigilante war dennoch nicht in der Lage, es zu verstehen. Er löste den Sicherheitsgurt und stieß die Fahrertür des Impala auf. Völlig unkoordiniert fiel er mehr aus dem Wagen, als dass er ausstieg. Die Rufe der französischen Gendarmen wurden lauter und hektischer. Am Rande nahm Vigilante wahr, wie Waffen entsichert und Verstärkung angefordert wurde. Er taumelte vom Wagen fort, hob die Hände, um die Franzosen nicht zu übereilten Reaktionen zu provozieren.
»Ich bin Bundesagent!, rief er und zeigte auf sich. »Ich hole meinen Ausweis aus der Tasche, ist das okay?«
»Monsieur, behalten Sie Ihre Hände dort, wo ich sie sehen kann.«
Vigilante blickte zum Tor. Einer der Gendarmen war dicht an die Gitter bis zur zerknautschten Motorhaube des Impala herangetreten, die Mündung seiner PAMAS G1 direkt auf Vigilante gerichtet.
»Ich bin Bundesagent der Vereinigen Staaten von Amerika«, versuchte es Vigilante noch einmal. Am Rande registrierte er, wie hinter ihm aufgrund seines Unfalls ein Verkehrschaos ausbrach. Mindestens zwei Wagen schepperten ineinander. Die Luft war erfüllt von Reifenquietschen, Hupkonzerten und immer lauter werdenden Stimmen angeregter Diskussionen.
Vigilante reckte den Hals und versuchte, die Benommenheit abzuschütteln. Er sah nach hinten. Der Verkehr auf der Reservoir Road war zum Erliegen gekommen. Das bedeutete auch, dass die Verfolger nicht durchkamen. Zumindest hoffte er das.
»Monsieur, fassen Sie langsam in Ihre Tasche und zeigen Sie mir Ihren Ausweis.«
Vigilante nickte, behielt die rechte Hand oben und fischte Ledermappe mit Marke
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