Das Vigilante Prinzip (German Edition)
machte eine Pause und sah dem anderen direkt in die Augen. »… oder ich erschieße Sie gleich hier.«
Kane lachte. »Oh ja, Sie sind ein Killer, das habe ich in der Gasse in Ihren Augen gesehen. Aber Sie haben auch ein Gewissen. Was zahlt man Ihnen, damit Sie mich schnappen? Zehntausend? Zwanzig?«
»Zehn war schon richtig«, sagte Vigilante. »Hängen Sie noch drei Nullen dran.«
Kane hustete und verschluckte sich. Ihm quollen die Augen über. »Zehn Millionen ? Niemand ist soviel Kopfgeld wert, nicht einmal ich. Und schon gar nicht in einem Staat, der nicht mit Terroristen verhandelt.«
»Aber, aber, Sie vergessen zwei Dinge, Doktor.«
»Die wären?« Kane verschränkte die Arme vor der Brust und wartete mit lauerndem Blick.
»Erstens bin nicht ich der Terrorist, sondern Sie. Zweitens haben Sie jetzt nur noch fünf Minuten.«
Ein Stoßseufzer kam über Kanes Lippen. »Sie sind ein harter Brocken. Ex-Marine oder so was?«
»Oder so was.«
»Okay.« Der Doktor beugte sich vor und faltete die Finger ineinander. »Was hat man Ihnen über mich erzählt? Bevor Sie einlenken, dass Sie hier die Fragen stellen, könnte es wichtig sein, wenn ich zuvor Ihre Version kenne.«
Vigilante schürzte die Lippen. »Die Kurzfassung. Sie haben ein Computervirus entwickelt, das sich über das Mobilfunknetz verbreiten kann, eine Art trojanisches Pferd, das über GSM Signale andere Computernetzwerke infiltrieren und ausspionieren kann. Nachdem der Kongress abgelehnt hat, das Projekt weiter zu finanzieren, haben Sie den Programmcode auf dreißig Mikrochips verteilt, die man Ihnen aushändigen wollte, doch Ihnen fehlt ein Chip – und Sie erpressen Uncle Sam um eine Milliarde Dollar, dass Sie die neunundzwanzig Chips nicht auf dem Schwarzmarkt an nicht gerade wohl gesonnene Staaten verkaufen werden.«
Kanes Mundwinkel zuckten, als wolle er erneut loslachen, doch er beherrschte sich. Mit gerunzelter Stirn sah er Vigilante an. »Aber Sie haben Zweifel?«
»Wenn ich etwas nicht ausstehen kann, Dr. Kane, dann ist es, verarscht zu werden.« Vigilante legte den Kopf schief und wünschte sich, er hätte die Bierdose nicht zu voreilig geleert. Er konnte jetzt gut noch einen Schluck vertragen. »Das hat man schon mal mit mir versucht, und der Schuss ist nach hinten losgegangen. Eigentlich sollten die Leute, die mich engagiert haben, es besser wissen, aber anscheinend will heute niemand mehr aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Eine NSA-Mitarbeiterin hat sich verplappert. Sie erwähnte, dass Sie den Koreanern die Tarnidentitäten von vier CIA-Agenten in Nordkorea verraten haben – und Sie wären über dieses Virus, den Cellworm an die Daten gekommen. Wenn Ihnen ein Chip für den Programmcode fehlt, wieso können Sie das Programm einsetzen? An dieser Stelle wurde ich stutzig.«
Kane reckte den Hals und klatschte dreimal in die Hände. »Bravo, Bravo, Special Agent Vigilante. Gut erkannt. Offenbar verschweigt man Ihnen einiges, weil Sie den Auftrag sonst nicht angenommen hätten, nicht mal für zehn Millionen. Wobei ich bezweifle, dass man Ihnen diese Summe je auszahlen wird. Das ist lächerlich.«
Vigilante rutschte von einer Gesäßhälfte auf die andere und schnalzte mit der Zunge. »Oh, darüber mache ich mir keine Sorgen, Sir. Ich habe einen guten Draht zum Präsidenten. Und Sie haben noch vier Minuten.«
»Na schön.« Kane seufzte erneut. »Die Sache mit dem Wurm ist teilweise richtig. Ich habe Cellworm für die NSA entworfen. Meine Kontaktperson im Pentagon war eine Candice Ormond.«
Bingo! , dachte Vigilante. Die Dame, die Kane versucht hatte zu erreichen und die jetzt bei der DARPA untergetaucht war.
»Meine Bezahlung für das Projekt Cellworm war etwas ungewöhnlich. Außer meinen üblichen Spesensatz habe ich lediglich dreißig ausgemusterte Mikrochips der Serie X-Null gefordert, die Reagan damals für das SDI-Projekt in Auftrag gab. SDI, wie Reagan es wollte, wurde nie verwirklicht. Die Killersatelliten sind Spukgespenste, mit denen man den damaligen Warschauer Pakt in Schach und davon abhalten wollte, Spionagesatelliten in geostationäre Umlaufbahnen zu schicken. Aber diese Chips existieren. Bei meiner Entwicklung zu Cellworm stieß ich auf alte Unterlagen, die in den Datenbanken der DARPA verborgen waren. Es ging um einen Programmcode, den man aus den Systemen entfernt hatte, den man aber zwischenparken wollte, falls man ihn doch noch benötigte. Das Projekt hieß BDSO, abgekürzt für Biometric Detection of
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