Das Vigilante Prinzip (German Edition)
und Ausweis absichtlich mit der linken Hand heraus, damit der Franzose nicht auf die Idee kam, er würde eine Waffe ziehen. Er warf das Etui auf die Motorhaube des Impalas. Der Gendarm behielt die Waffe im Anschlag und klappte den Deckel mit der anderen Hand auf.
»Special Agent Vigilante«, las der Mann vor. »Washington Law Enforcement Command? Mir ist diese Organisation nicht vertraut. Sie werden verstehen, dass wir Sie festhalten müssen, bis die Polizei hier ist.«
»In Ordnung. Meine beiden Begleiter arbeiten für mich, auch wenn sie sich nicht als Bundesagenten ausweisen können.« Bei den Worten dachte Vigilante daran, vielleicht einmal nach Kane und Wolverine zu sehen. Möglicherweise waren sie beim Aufprall auf das Tor nicht so glimpflich davongekommen wie Vigilante. Doch die Frage des Gendarmen ließ ihn hellhörig werden.
»Ihre Begleiter, Monsieur? Ich sehe nur einen.«
Vigilantes Kopf ruckte zum Wagen herum. Wolverine hockte noch immer auf dem Beifahrersitz, das Gesicht in den mittlerweile zusammengefallenen Airbag vergraben. Die Rückbank des Impala indes war bis auf ein zurückgelassenes Handy leer.
Judas Kane hatte sich im Chaos des Unfalls aus dem Staub gemacht.
*
Sergeant Detective Bernard tippte mit dem Zeigefinger seine Nasenspitze an und schenkte Vigilante einen fragenden Blick. »Wissen Sie, was das ist?«
Der Angesprochene seufzte und legte den Kopf schief. Er saß im Verhörraum der Mordkommission. Nachdem die Metro Police bei der französischen Botschaft eingetroffen war und man sich diesmal Vigilantes Identität bestätigen lassen wollte, folgte der nächste Schock. Der Stabschef des Weißen Hauses war aufgrund eines medizinischen Notfalls nicht erreichbar. Unglücklicherweise war Coolridge der Einzige, der bestätigen konnte, dass Vigilante für die Regierung arbeitete, denn das WLEC wurde in den Daten der Metropolitan Police nicht geführt. Vigilante scheute davor zurück, die Polizei zu bitten, Kontakt zu Lydia Robertson von der NSA aufzunehmen, denn er vermutete, dass sie das Kommando auf ihn angesetzt hatte, das die beiden Killer ausgeschaltet und ihn verfolgt hatte. Es gab noch eine Person, die seine Identität bestätigen konnte, doch diesen Trumpf wollte Vigilante nicht unbedingt bei der ersten Gelegenheit ausspielen. Außerdem hieß es, Präsident Wallace befände sich im Ausland. Er überlegte, wer ihm beim FBI noch einen Gefallen schuldete, kam dann aber wieder zurück auf den NCIS Agenten Cole Snipes, der zumindest ansatzweise mit dem aktuellen Fall vertraut war.
Die Metro Police überstellte Vigilante an die Mordkommission. So waren er und Wolverine ins Revier gebracht worden und in Detective Bernards Fänge geraten. Viel lieber hätte Vigilante mit Delvecchio gesprochen, doch der war in einem Einsatz unterwegs und stand nicht zur Verfügung.
»Keine Ahnung«, sagte Vigilante und sah den Polizisten an. »Sieht aus, wie Ihre Nase, aber ich denke, das wollen Sie mir nicht damit sagen.«
Bernard schnalzte mit der Zunge. »Liegt aber nahe dran. Das ist ein guter Riecher, Vigilante. Und der sagt mir, dass hier etwas oberfaul ist. Solange ich keine Order von höherer Stelle oder irgendjemanden an die Strippe bekomme, der Ihre Identität bestätigt, bleiben Sie hier.«
Vigilante seufzte. So kam er nicht weiter. »Also schön, ich hab bereits von meinen Rechten Gebrauch gemacht, indem ich einen Anruf tätigen durfte. Da ich mich aber als Bundesagent ausgewiesen habe, auch wenn Sie die Behörde, für die ich arbeite, nicht kennen, bitte ich Sie von Staatsdiener zu Stadtdiener und von Kollege zu Kollege darum, noch einmal telefonieren zu dürfen.«
»Nur zu.« Bernard griff in sein Jackett und legte ein Mobiltelefon auf den Tisch. »Sie wählen, aber ich höre mit.«
Vigilante zog das Telefon zu sich heran und wählte die Nummer des Washington Navy Yard. Der Cop war eine harte Nuss, aber Vigilante konnte es ihm auch nicht verübeln. Immerhin hatte er eine Leiche aus dem Pentagon und mindestens drei tote Auftragskiller. Was aus den anderen beiden geworden war, die sich auf der M Street im Van verschanzt hatten, wusste Vigilante nicht. Wenn man einen flüchtigen Geheimnisträger und den internationalen Zwischenfall bei der französischen Botschaft noch dazu rechnete, mit all dem Vigilante in Verbindung brachte, dann war das bereits ein Fall für das FBI. Doch Bernard schien es in erster Linie um die Toten zu gehen, die es in seinem Revier gab.
Vigilante bekam das
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