Das Vigilante Prinzip (German Edition)
Staubschichten hatten sich auf die von den Eindringlingen unberührten Stellen abgelegt. Die Vorhänge waren zugezogen. Es roch nach abgestandener Luft. Auf einen Verdacht hin prüfte Vigilante den Kühlschrank. Er war abgeschaltet und komplett leer. Falls Candice Ormond je hier gewohnt hatte, dann musste das schon verdammt lange her sein.
Vigilante verzichtete darauf, auch im oberen Stockwerk nachzusehen. Er kehrte zu Wolverine zurück und ging mit ihm zurück zum Wagen.
»Was jetzt?«, fragte Wolverine.
»Keiner da.« Vigilante bedeutete dem Burschen, sich auf den Beifahrersitz zu setzen. Er selbst öffnete das Handschuhfach und begann, darin zu wühlen. »War niemand da. Seit mindestens einem Jahr nicht. Ich rede mal mit der Nachbarin.«
Er fand, wonach er suchte. Eine Dienstmarke der Metropolice und einen Ausweis, der auf ihn ausgestellt war und sein Lichtbild zeigte.
»Mann, Sie sind echt kriminell, hab ich das schon gesagt?«
Vigilante sah den Jungen an. »Halt einfach die Klappe, Kleiner.«
Er steckte die Marke ein und ging dann über den Rasen zum Nachbargrundstück, wo er bei Hemworthys läutete.
Die ältere Dame, die er zuvor schon am Fenster bemerkt hatte, öffnete die Tür. Eine einfache Frau, der man sich besser als gewöhnlicher Cop vorstellte. Alles andere würde nur ihre Neugier und vielleicht Skepsis wecken.
Vigilante hielt Marke und Ausweis hoch. »Detective Mark Fogg, Metro Police. Sie haben einen Einbruch gemeldet, Mrs. Hemworthy.«
Die Frau nickte. »Ja.« Ihre Stimme klang schwer und kratzig. Vermutlich hing sie an der Flasche.
»Was haben Sie gesehen?«, fragte Vigilante.
Mrs. Hemworthy legte den Kopf schief und deutete zum Nachbargrundstück. »Nicht viel. Das Haus steht schon seit über einem Jahr leer. Als ich vorhin mit Cazzo von meiner Runde zurück kam ...«
»Wer ist … Cazzo?«
»Mein Hund.«
»Oh.« Vigilante bezweifelte, dass die gute Frau wusste, welches italienische Schimpfwort sich dahinter verbarg. Vermutlich hatte sie es irgendwann aufgeschnappt und es für gut genug befunden, um ihre Töle so zu rufen.
»Also, als ich vorhin von meiner Runde zurück kam, stand die Tür angelehnt. Ich bin nur kurz rüber und habe gesehen, dass das Schloss aufgebrochen war, dann habe ich sofort die Polizei gerufen.«
Vigilante atmete tief durch. Die Polizei, richtig. Er sollte zusehen, dass er schleunigst von hier verschwand. Falls er nochmals in Delvecchios Finger geraten sollte, würde auch Cole Snipes nicht helfen, ihn wieder herauszuboxen.
»Gesehen haben Sie niemanden?«
Mrs. Hemworthy schüttelte den Kopf.
Wolverines Stimme ließ Vigilante innehalten. Der Junge hatte das Wagenfenster heruntergekurbelt und rief. »Wir haben einen Drei-Elf in Anacostia.«
»Ich komme sofort.« Vigilante wandte sich wieder Mrs. Hemworthy zu. »Ma'am, eine Streife wird gleich vorbeikommen, um Ihre Aussage aufzunehmen. Ich muss mich um einen anderen Fall kümmern. Einen schönen Tag noch und danke für Ihre Mithilfe.«
»Auf Wiedersehen.«
Als er zum Wagen ging sah er die Straße hinunter einen Streifenwagen der Metropolitan Police aus Richtung Takoma Park kommen. Die Jungs ließen sich Zeit, würden aber in spätestens einer Minute hier sein. Vigilante stieg in den Malibu und startete den Motor. Die Polizeimarke warf er zurück ins Handschuhfach.
»Einen Drei-Elf?«, fragte er mit Seitenblick auf Wolverine.
Der Bursche hob die Schultern. »Na ja, im Fernsehen sagen sie doch auch immer sowas.«
Vigilante verdrehte die Augen und gab Gas. Er wollte außer Sicht sein, sobald die echten Cops bei Mrs. Hemworthy anklingelten.
»Also, Ormond wohnt da nicht?«, fragte Wolverine, während sie nach Norden abbogen.
»Nope.«
»Mir ging da gerade was durch den Kopf, Alter.« Wolverine zog sein Notebook hervor. »Aber dazu brauche ich Ihre Hilfe.«
»Was hast du vor?«
Als Wolverine es ihm erklärte, wurden Vigilantes Augen größer. Die Idee klang verrückt. Idiotisch, um genau zu sein. Doch je weiter der Junge redete, desto glaubhafter erschien die Sache. Am Ende hatte der Hacker den Ex-Agenten überzeugt – und nur wenige Zeit darauf, lag ihnen ein Ergebnis vor, an das sie noch am Morgen nicht in ihren kühnsten Träumen gedacht hätten.
Vigilante tätigte einen Anruf. Da Jason Coolridge tot war, musste er auf einem anderen Wege zum Präsidenten vordringen. Es gab nur einen Mann, den er im Weißen Haus persönlich kannte, dem er vertrauen konnte und der einen engen Draht zu Präsident
Weitere Kostenlose Bücher