Das Vigilante Prinzip (German Edition)
alles in Ordnung. Aber eine Hand wäscht die andere, weißt du?«
»Natürlich.«
»Ich habe, was du suchst.«
Der Themenwechsel überraschte Vigilante. Er setzte sich hin, griff nach Zabettes stehen gelassener Bierflasche und setzte sie an. »Was meinst du, Radek?«
»Deinen Starterchip.«
Vigilante verschluckte sich an dem Bier und spie es über den Tisch. » Was ? Woher weißt du davon?«
Radek Novák schnalzte mit der Zunge. »Oh, mein Freund, weißt du, in meinen Kreisen hört man viel. Und Judas Kane hat nicht nur für die amerikanische Regierung gearbeitet, sondern auch noch andere Auftraggeber, von denen deine Leute nichts wissen, Jed.«
Vigilante dachte an Lydia Robertson. »Du meinst, Auftraggeber, die in der Lage sind, amerikanische Behörden zu infiltrieren, ohne dabei aufzufallen.«
»Möglicherweise. Hast du einen Namen?«
»Lydia Robertson. Sie nennt sich selbst Lydie.«
»Oh«, machte Novák.
»Was heißt oh ?«
»Nun ...« Novák holte Luft. Ein Schluckgeräusch war zu hören. Offenbar trank er etwas. Kurz darauf hörte Vigilante das leise Klirren von Keramik. »Ein Auftraggeber ist immer nur so gefährlich, wie seine Bereitschaft, entsprechende Mittel einzusetzen. Judas Kane arbeitete für eine osteuropäische Organisation, deren Namen ich dir nicht nennen darf. Er hat ihnen ein Programm namens BDSO versprochen.«
Vigilante verspürte den Drang nach etwas Härterem als nur Bier. Ein Whiskey käme jetzt gut, oder ein Scotch. Kane, du miese Schlange, du gottverdammte miese Schlange. Er hatte dem Verräter die Sache mit dem von der NSA entwickelten Programmcode abgekauft und an seine guten Absichten geglaubt. So sehr konnte man sich in einem Menschen irren. Kane war beim Unfall vor der französischen Botschaft nicht geflohen, weil er sich für seine Erpressung und dem Diebstahl von Geheimmaterial vor Gericht würde verantworten müssen, sondern weil er ein doppeltes Spiel spielte. Er hatte die neunundzwanzig Chips und wollte immer noch den Starterchip, um sie an seinen zweiten Auftraggeber zu verkaufen.
Verfluchter Hurensohn!
Vigilante leerte das Lonestar. Er stellte die Flasche zurück auf den beschmutzten Couchtisch und lehnte sich in die Polster des Sofas zurück. »Wer ist diese Lydia Robertson?«
»Oh, sie arbeitet nicht direkt für den Auftraggeber Kanes«, sagte Novák. »Vielmehr ist sie in einer Söldnereinheit tätig, von der du vielleicht schon gehört hast: Preemptive Strike .«
An dieser Stelle wäre es das Beste gewesen, aufzulegen und die ganze Angelegenheit zu vergessen. Er konnte den Präsidenten anrufen und ihm sagen, wie sehr er es bedauerte, aussteigen zu müssen, doch die Sache hatte eine Kehrtwendung genommen, die er, Vigilante, nicht mehr vertreten konnte. Gute Idee. Der Präsident mochte in ihm einen Feigling sehen und vermutlich würde ihm niemand mehr einen Auftrag zuschustern, aber sicherlich würde sein Lebensberechtigungsschein noch ein Weilchen weiterlaufen.
Preemptive Strike. Eine Söldnertruppe wie Trigger One oder Light a Fire, die von diversen Behörden für verdeckte Operationen eingesetzt wurde, wenn es darum ging, die Beteiligung einer Regierungsstelle zur Vermeidung diplomatischer Konflikte zu verschleiern. Die Sache hatte allerdings einen Haken. Preemptive Strike arbeitete nicht für die amerikanische Regierung, sondern vornehmlich im osteuropäischen Sektor und hin und wieder auch für einige islamische Organisationen und Regierungen.
Bingo! Das kostet dich deinen Arsch.
Vigilante war nur der Anführer der Gruppe bekannt, ein gewisser Edmond Rhoden-Graves mit dem Codenamen Gunslinger . Daher erkundigte er sich noch einmal nach der Frau, die sich als Lydia Robertson und Candice Ormond ausgegeben hatte.
»Ihr Name ist Desdemona DaSilva, Codename Madonna . Sie hat allerdings nichts mit einer Heiligen zu tun, sondern ist eher das Gegenteil – eine echte Teufelin.«
Vigilante rieb sich mit einer Hand die Schläfe. »Ganz fantastisch. Okay, schön. Was willst du, Radek?«
»Ah, mein lieber Freund, Jedediah.« Er sprach den Vornamen wie Jididia aus. »Warum musst du immer gleich annehmen, dass irgendjemand etwas von dir will oder eine Gegenleistung verlangt. Hast du vergessen, was wir in Tschechien erlebt haben?«
»Nein.« Vigilante schürzte die Lippen. »Hab ich nicht.«
»Siehst du. Sagen wir es so, ich und einige Organisationen und Regierungen, mit denen ich in Kontakt stehe und Geschäftsbeziehungen unterhalte, sähen es genauso wenig wie
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