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Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Titel: Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shani Boianjiu
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und ihr dürft uns mit den L-Beat-Kalibrierungsstäben verhauen.«
    »Willst du mich verarschen? So ein Stab kostet 3.400   Schekel. Wer ist hier der Waffenausbilder?«, fragte Yael. Seit sie die Mädchen gesehen hatte, war sie auf der Suche nach einer jüngeren Ausgabe ihrer selbst. Dem kleinsten Mädchen, dem dünnsten. Aber das war nirgends zu finden. Die Mädchenkörper erinnerten sie alle an Amazonen.
    »Die braucht keiner mehr«, sagte ein Mädchen mit dunklen Augenringen, die bis auf die Wangen reichten. Sie war Waffenausbilderin, und das sah man ihr an. »Die Jungs erobern Syrien zu Fuß. Wir sind jetzt alle kaputt. Ist doch klar, wie das ausgeht!«
    »Einfach ignorieren«, sagte Lea und tat so, als wische sie sich eine Spinne von der Schulter. »Ich konnte Kinder noch nie ausstehen. Gehen wir zur Jungenburg und amüsieren wir uns wie Erwachsene.«
    Als die drei zu den Jungencontainern hinübergingen, hörten sie noch, wie sich das Katzenmädchen befreite. Es durchbrach den Kreis mit dem Ächzen eines schwerfälligen Roboters. Keine der Frauen sah sich danach um, ob sie die Maus gefangen hatte.

    Die Aufstellung der Jungencontainer entsprach der des Stützpunkts, auf dem Avishag an der Grenze zu Ägypten gedient hatte. Die Räume sahen aus, als hätten die Jungen den Befehl zum Ausrücken beim Abendessen bekommen. Der schwarze Kaffeesatz einer Mokkakanne lag ausgeschüttet auf einer Matratze. Auf einer der Türschwellen lag gelbe Unterwäsche mit Bremsspuren. Überall lagen Uniformstücke, Rasierer, Bretzeln und sogar Geld verstreut auf dem Boden.
    Yael hörte eine Stimme. Es war eine Frauenstimme, aber sie klang mehr wie das metallische Ächzen des Katzenmädchens. Die Jungen mussten einen Fernseher angelassen haben, sagte sie sich. Am Ende der beiden langen Containerreihen stand die Tür zum »Erholungsraum« offen. Das hatte sie immer gehasst: Bloß weil es auf jedem Ausbildungsstützpunkt mehr Jungen gab, hatten nur sie sich abends erholen dürfen. Tagsüber konnten die Mädchen dort fernsehen, wenn sie in Begleitung kamen, aber tagsüber stand Yael Wache oder wurde ausgebildet. Wenn man nicht irgendwen Wichtiges vögelte, hieß es »Kein Fernsehen nach dem Abendessen, junge Frau!«.
    Lea war in einem der Container hängen geblieben. Avishag und Yael standen draußen und sahen zu, wie sie an Matratzen und verkrusteten Socken roch.
    »Macht dich das an?«, fragte Yael. »Ich dachte, du bist jetzt eine verheiratete Dame.«
    »Oh Mann«, sagte Avishag. Sie setzte sich selten für Lea ein, aber bei Unanständigkeiten war für sie der Ofen aus.
    »Irgendwie schon. Irgendwie macht mich das an«, rief Lea und roch weiter. »Aber eigentlich will ich bloß russischen Schweiß aufspüren   … Moment!« Lea warf einen Blick unter ein Feldbett mit einer rot bezogenen Matratze, an der sie eben geschnuppert hatte. »Bingo!«
    Sie zog drei Flaschen hervor, die zu einem Viererpack Pfirsichschnaps gehörten und noch in der weißen Plastikeinschweißung steckten. Avishag hoffte bloß, dass der russische Junge die vierte Flasche nicht nach Syrien mitgenommen hatte. Russische Jungen bedienten in der Regel die Automatikwaffen.
    »Der muss schwul sein. Was für ein Mann trinkt denn so einen Scheiß? Unsere Lieblingsmarke, Yael! Zu schön, um wahr zu sein.«

    Die Mädchen streckten sich auf den ramponierten Samtsofas im Erholungsraum aus. Yael trank einen kräftigen Schluck und spürte, wie ihre körperliche Anspannung nachließ. Lea hatte schon ein Viertel ihrer Flasche ausgetrunken. Yael verstand nicht, was der Fernseher zeigte. Es war ein Videospiel, das so eingerichtet war, als würde man alles durch die Augen des Spielers sehen. Eine weibliche Maschinenstimme zählte Beleidigungen auf: »Die Testergebnisse des vorigen Spielniveaus ergeben, dass du ein schauderhafter Mensch bist. Das hatten wir nicht mal getestet«, sagte die Stimme. Der Schauplatz schien ein abgespacetes Physiklabor zu sein. Beton und orangene Lava. Roboter schossen und sprachen mit Kinderstimmen: »Wo bist du? Ich hasse dich nicht.«
    Yael gab Avishag die Flasche. »Ich darf nicht«, sagte Avishag. »Wegen der Tabletten.«
    »Ach richtig, deine supercoolen Tabletten«, sagte Lea und kniff Avishag in die Wange. »Sag mal, kleine Avi, erhöht Dr. Schiwago-Hummel deine Dosis bevor oder nachdem ihr vögelt?«
    Der Satz tat ihr schon leid, bevor sie ihn ausgesprochen hatte. Avishag schaute auf einen ihrer Fingernägel, als wäre er ein Bildschirm in der

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