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Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Titel: Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shani Boianjiu
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vorzubereiten.
    Der Stützpunkt war gelb, zu groß und amerikanisch.

    Shai telefonierte mit dem Handy, aber als er Yael sah, legte er auf. Er kam durch den Sand auf sie zu, und Lea und Avishag erstarrten. Yael verlagerte ihr Gewicht vom einen Bein aufs andere.
    Shai stemmte die Hände in die Hüften.
    »Ich habe auf dich gewartet, und jetzt rücke ich morgen mit meinen Soldatinnen ab«, sagte er. Yael und er hatten sich in Jerusalem bei einer Schwulenparade kennengelernt, ein paar Monate, nachdem sie aus der Armee ausgeschieden war; er hatte sich für weitere fünf Jahre verpflichtet, also eigentlich bis in alle Ewigkeit. Sie warteten in der Schlange für buntes Eis, und ihr Schweiß mischte sich, als ein Festwagen mit Transsexuellen in Flamingokostümen alle zusammendrängte. Sie hatten sich schon vorher flüchtig gekannt; er war am Ende ihrer Dienstzeit ihr Offizier gewesen.
    Jetzt verschränkten Lea und Avishag die Arme und beobachteten Yael. Sogar Avishag war neugierig. Sie waren gespannt, wie Yael reagieren würde; Yael hatte den Eindruck, andere Leute waren immer gespannt, wie sie reagieren würde. Als ob sie das wüsste.
    »Zeig mir, wohin und wie du sie nimmst«, sagte Yael. Dann küsste sie ihn. Küssen hatte sie noch nie gemocht. Anderen die Zunge in den Mund zu stecken. Das war doch eine primitive Überlebenstaktik. Sie schmeckte das Brot, das er vor Kurzem gegessen hatte.
    »Und, was habt ihr so getrieben?«, fragte Shai.
    Lea hatte den Mann geheiratet, der die WRN-Sandwichladenkette gegründet hatte. Sie lebte in Tel Aviv, saß tagsüber rauchend in Cafés und schrieb Pornos über Nazis, die unter der Dusche Jüdinnen fickten, und siebenjährige Mädchen, die per Inzest und Doppelpenetration ihre Unschuld verloren. Sie schrieb unter Pseudonym und wurde weltweit gelesen. Avishag hatte ihre Mutter in Jerusalem gelassen, wohnte mit ihrem Onkel in einem kleinen Siedlungsprojekt in der Negev-Wüste, arbeitete als Jugendleiterin der örtlichen äthiopischen Pfadfindergruppe und nahm Reitstunden in den Lehrplan auf. Nebenbei zeichnete sie Fan-Fiction-Comics zu Emily the Strange, die sie Emily die Traurige nannte. Emily die Traurige verlor immerzu ihre Schlüssel oder verpasste den Bus, aber niemand half ihr, und dann setzte sie sich in einem Mohnblumenfeld auf einen Eimer und weinte. Avishag scannte die Bilder ein und mailte sie ausschließlich Yael, aber Yael öffnete die Anhänge nie wieder, nachdem Emily im ersten Attachment vergessen hatte, wie man kopfrechnet, und nicht mehr wusste, ob sie genug Geld für eine Haarbürste hatte. Yael bereiste damals eifrig die Welt, was sie sich an dem Tag geschworen hatte, als sie siebentausend Schekel gespart und ihren Flughafenjob an den Nagel gehängt hatte, übersetzte Texte, auf die sie in China, Rumänien, Simbabwe und Indien stieß, und stellte sie gratis online. Und sie komponierte. In allen Sprachen. Lieder, die sie ins Netz stellte und die die Menschen liebten, obwohl niemand wusste, dass sie von ihr stammten.
    »Mensch, Yael«, sagte Shai nach dem ganzen abgehobenen Small Talk. Er selbst hatte nichts zu bieten. »Gibt es irgendwas, was du nicht machst?«, fragte er.
    »Nöö«, sagte Lea und tippte Yael auf den Rücken. Yael spürte ihre Fingernägel wie leises Stöhnen auf der Haut. »Unsere kleine Yael ist so eine richtige Renaissance-Fotze.«
    »Genau«, sagte Yael.
    »Lea, bitte. Wir sind im Krieg«, sagte Avishag.
    »Ich wollte wissen, was morgen läuft«, sagte Yael und sah Shai an. Ihr Blick glich einem Fischernetz. Sie würde ihn nicht durch die Maschen schlüpfen lassen.

    Shai schickte die anderen aus der Einsatzzentrale, damit sie unter vier Augen reden konnten. An den Wänden hingen Karten, auf dem Boden waren Cornflakes verstreut, und auf den Tischen lagen Funkgeräte und Haargummis in allen Farben des Regenbogens.
    Yael bat Shai, nicht zu fahren.
    Vorher hatte er ihr Skizzen der Schule gezeigt, die sie besetzen sollten, die Positionen sämtlicher Scharfschützen, alle Fenster.
    »Du wirst sterben. Wir können Syrien nicht auf dem Landweg erobern«, sagte Yael.
    »Ich muss mit«, sagte Shai. »Ich bin Offizier.«
    »Ich würde alles für dich tun«, sagte Yael. Sie kratzte ihn an der Nase und ließ sich wie eine Katze auf alle viere nieder. Der Boden war staubig und mit Cornflakes bedeckt; abgestorbene Zellen, die sie durch die Hose spürte.
    »Yael. Du bist paranoid.«
    »Ich geh’ über den Stützpunkt, durch die ganze Welt, für immer und

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